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Die Flüchtlinge

Die Flüchtlinge

Titel: Die Flüchtlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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den vielen Menschen und dem, was sie brauchten, und der Ungewißheit fertig werden konnten. Morgen. Sie entspannte sich mit Vorbedacht und versuchte die Sorgen aus ihrem Geist zu vertreiben, aber sie verfolgten sie bis in den Schlaf hinein und störten ihre unregelmäßigen Träume.
     
    Hart kniete in dem weichen Heu eines der oberen Balkons. Seine Hände hielten die dünne Brüstung umfaßt, und er starrte durch die Finsternis auf den sich unter ihm ausbreitenden Lichtfleck. Die Umrisse der Flüchtlinge schienen miteinander zu verschmelzen und zu zerlaufen und erinnerten ihn daran, wie Maden unter den durchscheinenden Häuten toter Viervögel aussahen. Mish bewegte sich an der Menge vorbei auf Jes und Quilla zu, während Jason in der Nähe der Haupttore stand und redete, pausierte, Anweisungen gab und sich fortwährend in Bewegung befand. Hart versuchte sie alle vier gleichzeitig im Auge zu behalten und zitterte, denn er hatte Angst, sie könnten für immer von der wogenden Menschenmasse verschluckt werden.
    Man hatte ihm gesagt, daß es Veränderungen geben würde. Es fing schon damit an. Er hatte einige Kennerins und Kasiren erwartet; Menschen, die denen ähnlich waren, die er liebte, und Nichtmenschen, die denen glichen, die er seit seinen sieben Lebensjahren kannte, und die ihm so vertraut waren wie die Schatten seines Zimmers oder die dickblättrigen Kaedos auf den Hügeln. Nicht diese Beinahe-Kennerins, die so komisch sprachen, schmutzig waren, schlecht rochen und von der Farbe des Todes gezeichnet waren. Da war ein weißer Mann mit hellem Haar, ein Madenmensch, der ein dünnes, silbernes Rohr in der Hand hielt. Er lächelte. Wozu war dieses Rohr überhaupt gut? Jason bettete eine Madenfrau auf das Stroh. Sie hatte die ganze Schürze voller Holowürfel, die sie verlor und über den ganzen Stallboden verstreute. Jason legte die Frau hin. Sie streckte schwach die Arme nach den Würfeln aus und fing an zu weinen. Jason sammelte sie sorgfältig ein und stapelte sie neben ihr auf. Die Frau packte sie mit ihren bleichen Händen, Armen, Fingern und drückte sie an sich. Sie schwitzte und war schmutzig. Wie konnte er sie nur anfassen? Wie konnten sich die anderen nur zwischen ihnen aufhalten, sich mit ihnen beschäftigen, mit ihnen reden und sie füttern? Hart begann noch heftiger zu zittern. Seine Hände umklammerten die Brüstung fester. Na, dann sollen sie doch. Sollen sie doch aufgefressen werden. Sie hassen mich ohnehin. Sie sind dafür verantwortlich und hassen mich.
    Dumpfe, unnatürliche Geräusche durchdrangen die Stille von Harts Stall. Fremde Stiefel, die über seinen Boden gingen und fremde Gestalten, die sich in seinem Heu breitmachten. Der Gestank ungewaschener Leiber verursachte ihm Übelkeit. Vor dem dunklen, hölzernen Hintergrund der Brüstung verfärbten sich seine Knöchel weiß. Er zitterte vor Wut am ganzen Körper. Diese Madenmenschen würden ihm seine Insel ebenso stehlen, wie sie seinen Stall gestohlen hatten; sie würden diesen Planeten überschwemmen und sich auf seinen Wiesen ausbreiten, die Meere vergiften, den Himmel verdunkeln und sich dann ihm nähern, ihre weißen Hände nach ihm ausstrecken, ihn umbringen und berühren. Sie würden ihn berühren. Seine Muskeln verkrampften sich, und ohne daß er etwas dagegen tun konnte, mußte er schreien. Der Boden schien unter seinen Füßen zu schwanken.
    Dann packte jemand seine Schultern und schüttelte ihn. Obwohl er weiter schrie, erkannte er das Gesicht seiner Schwester. Ihre Lippen bewegten sich lautlos, der Lärm ertränkte ihre Worte. Er hungerte geradezu nach der Wärme ihrer schützenden Arme und der Beruhigung, die ihre Stimme ausstrahlte, ohne dazu in der Lage zu sein, das hohe Winseln einzustellen und den Krampf, der seine Glieder lähmte, zu überwinden. Sie hörte mit der Schüttelei auf, biß sich auf die Unterlippe, gab ihm eine Ohrfeige, riß ihn von der Brüstung weg und zerbrach damit die Fessel des Grauens, die ihn gepackt hielt. Er taumelte auf sie zu, und sie zog ihn an sich. Er schluchzte.
    „Was ist denn?“ fragte sie aufgeregt. „Hart, Junge, was ist denn passiert?“
    Er sagte nichts, sondern schluchzte nur noch lauter und preßte seinen Kopf an ihre Schulter.
    „Hast du dir weh getan, Hart?“
    Mit einem zitternden Finger zeigte er nach unten. Quilla reckte den Hals, um einen Blick über die Balkonbrüstung zu werfen. Außer den ermatteten, hungrigen Flüchtlingen sah sie nichts.
    „Die Leute, Hart? Meinst du

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