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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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verkündete sie. »Soll er doch Henley, Oxford und Staines behalten. Ich behalte dafür London und alle Gaben der Welt zu meinen Füßen.«
    »Wir können nicht zulassen, dass es Aufruhr zwischen Ihren Leuten gibt«, sagte ich. Der majestätische Plural »Wir« ist in der Polizeiarbeit sehr wichtig, weil er die Bürger daran erinnert, dass hinter dir noch die mächtige Institution der Metropolitan Police steht, bekleidet mit der ganzen majestätischen Pracht des Gesetzes und, nach Personalstärke gerechnet, durchaus fähig, ein kleines Land zu besetzen. Allerdings kann man nur hoffen, dass die gesamte Macht der Metropolitan Police hinter einem auch gerade in dieselbe Richtung blickt, wenn man dieses »Wir« verwendet.
    »Papa Themse hat unrechtmäßig die Schleuse überschritten, nicht ich«, sagte Mama Themse. »Also muss er sich zurückziehen, nicht ich.«
    »Wir werden mit ihm reden. Aber wir erwarten, dass Sie Ihre Leute unter Kontrolle halten.«
    Mama Themse neigte den Kopf zur Seite und betrachtete mich lange und nachdenklich. »Ich sag dir mal was«, seufzte sie schließlich. »Ihr habt bis zur Chelsea Flower Show Zeit, Baba Themse zur Vernunft zu bringen; danach nehmen wir die Sache selbst in die Hand.« Ihr majestätischer Plural stand wahrscheinlich auf sehr viel festeren Beinen als meiner.
    Die Unterredung war zu Ende, wir tauschten noch ein paar Höflichkeiten aus, dann brachte mich Beverley Brook zur Tür. Als wir durch den Flur gingen, streifte sie mich absichtlich mit der Hüfte und ich spürte eine heißeWelle, die absolut gar nichts mit der Zentralheizung zu tun hatte.
    Als sie die Tür für mich öffnete, warf sie mir einen ihrer spitzbübischen Blicke zu.
    »Tschüss, Peter«, flötete sie, »bis bald.«
     
    Im Folly fand ich Nightingale im Lesezimmer im ersten Stock. Ein paar dick gepolsterte grüne Lehnstühle aus Leder standen herum, ferner mehrere Fußhocker und Beistelltische. Bücherschränke aus Mahagoni mit Glastüren bedeckten zwei Wände, aber wie Nightingale mir bereits anvertraut hatte, war der Raum in früheren Zeiten hauptsächlich für kurze Nickerchen nach dem Mittagessen benutzt worden. Nightingale war mit dem Kreuzworträtsel im
Telegraph
beschäftigt.
    Er blickte auf, als ich mich ihm gegenüber setzte. »Na, wie war Ihr Eindruck?«
    »Sie hält sich wirklich für die Göttin der Themse«, sagte ich. »Ist sie das?«
    »Das ist keine sonderlich hilfreiche Frage«, entgegnete er.
    Molly glitt geräuschlos herein und stellte Kaffee und eine Schale mit Vanillecremekeksen auf einen Beistelltisch. Ich betrachtete die Kekse und warf ihr einen misstrauischen Blick zu, aber ihr Gesicht war so undurchdringlich wie eh und je.
    »Und wenn es so wäre«, setzte ich wieder an, »woher kommt dann ihre Macht?«
    »Das ist schon eine sehr viel bessere Frage«, sagte Nightingale. »Es gibt mehrere widersprüchliche Theorien über sie. Dass die Macht aus dem Glauben ihrer Gefolgsleutekommt. Dass sie aus dem Ort, dem Fluss selbst stammt oder dass es eine göttliche Quelle ihrer Macht gibt, jenseits der irdischen Gefilde.«
    »Wie dachte Isaac darüber?«
    »Sir Isaac«, antwortete Nightingale, »hatte gewissermaßen einen blinden Fleck, wenn es um das Göttliche ging   – er stellte sogar in Frage, dass Jesus Christus wirklich göttlich war. Hatte auch absolut nichts übrig für die Vorstellung der göttlichen Dreieinigkeit.«
    »Und warum nicht?«
    »Sein Denken war sehr geordnet.«
    »Stammt die Macht aus derselben Quelle wie die Magie?«, wollte ich wissen.
    »All das wird viel leichter zu erklären sein, wenn Sie erst einmal einen Zauberspruch erfolgreich ausgeführt haben. Ich denke, bis zum Tee hätten Sie jetzt gut zwei Stunden Zeit für Ihre Übungen.«
    Also schlich ich in Richtung Labor davon.
     
    Ich träumte, dass ich mein Bett mit Lesley May und Beverley Brook teilte, rechts und links je einen schlanken, nackten Körper spürte, aber die Sache war nicht mal halb so erotisch, wie sie hätte sein sollen, weil ich keine umarmen konnte, aus Angst, dass dann die andere unsterblich einschnappen würde. Ich hatte mir gerade eine Strategie zurechtgelegt, wie ich meine Arme gleichzeitig um beide legen konnte, als Beverley ihre prächtigen Zähne in mein Handgelenk versenkte und ich mit einem furchtbaren Krampf im Arm aus dem Schlaf hochfuhr.
    Es war so lebensecht gewesen, dass ich tatsächlich aus dem Bett fiel. Nichts befördert das Aufwachen so sehrwie ein durchdringender Schmerz, und als

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