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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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du, was ein Theremin ist?«
    »So ein komisches Science-Fiction-Musikinstrument, oder?«
    »So ungefähr. Jedenfalls ist es das einzige Musikinstrument, das man nicht berühren muss   – man bewegt die Hände frei in der Luft in der Nähe der Antennen und erzeugt dadurch Klang. Die Bewegungsformen sind vollkommen abstrakt, du musst also erst mal lernen, eine bestimmte Form mit einem bestimmten Ton zu verbinden, bevor du das Ding dazu bringen kannst, eine Melodie zu erzeugen.«
    »Was sagt Nightingale dazu?«
    »Er sagt, wenn ich mich nicht so leicht ablenken ließe, hätte ich nicht ständig das Gesicht voll Apfelmus.«
     
    Ende März wurden die Uhren eine Stunde vorgestellt und damit begann die britische Sommerzeit. Ich wachte spät auf und entdeckte, dass das Folly seltsam leer schien, die Stühle im Frühstückszimmer waren immer noch ordentlich unter den Tisch geschoben und auf dem Frühstücksbüffet war nichts angerichtet. Nightingale fand ich schließlich auf der Galerie. Er saß in einem der gepolsterten Lehnstühle, die dort aufgereiht standen, und las den
Telegraph
vom Vortag.
    »Es ist die Zeitumstellung«, sagte er. »Zweimal im Jahr nimmt sie den Tag frei.«
    »Und wohin geht sie dann?«
    Nightingale deutete zum Dachgeschoss hinauf. »Ich glaube, sie bleibt in ihrem Zimmer.«
    »Machen wir eine Ausfahrt?«, fragte ich. Nightingale trug sein Sportjackett über einem cremefarbenen Pullover. Seine Fahrhandschuhe und die Schlüssel des Jaguar lagen auf einem der Beistelltische.
    »Kommt drauf an«, antwortete er. »Haben Sie herausfinden können, wo sich der Alte Mann der Themse heute aufhält?«
    »Trewsbury Mead«, sagte ich. »Er dürfte da wohl um die Zeit der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche angekommen sein, also letzte Woche, und wird bis zum ersten April dort bleiben.«
    »Können Sie Ihre Annahme begründen?«
    »Dort ist die Quelle des Flusses«, erklärte ich. »Wohin sonst sollte er im Frühjahr gehen?«
    Nightingale lächelte. »Ich kenne ein nettes kleines Café nicht weit von der M4.   Dort können wir frühstücken.«
     
    Trewsbury Mead, früher Nachmittag unter einem pastellblauen Himmel. Nach offiziellen Angaben befindet sich hier die Quelle der Themse, hundertdreißig Kilometer westlich von London. Nicht weit nördlich davon liegt eine Festungsanlage aus der Eisenzeit, oder vielleicht ist es auch ein römisches Feldlager; was genau, würde die Archäologie-T V-Serie
Time Team
sicher demnächst klären. Bei Trewsbury Mead selbst handelt es sich nur um eine Art Feuchtwiese, an deren Rand ein Markierungsstein steht. Nach einem besonders feuchten Winter bekommt man unter Umständen sogar etwas Wasser zu sehen. Man nähert sich der Stelle über eine Nebenstraße, diedie Zufahrt zu einigen vereinzelten Häusern bildet, doch sobald man am letzten Gebäude vorbei ist, geht die Straße in einen Feldweg über. Ein dichter Baumbestand markiert den Verlauf des jungen Flusses; die Themsequelle liegt dahinter.
    Auf der Wiese hinter der Quelle hatte der Alte vom Fluss seinen Hofstaat installiert. Wir hörten den Lärm schon von Weitem, noch bevor wir etwas sehen konnten   – rumpelnde Dieselgeneratoren, klappernde Stahlgerüste, hämmernde Musik, quäkende Lautsprecher, kreischende Mädchen. Neonlichter blitzten kurz über den Bäumen auf und es herrschte allgemein Jahrmarktsatmosphäre. Plötzlich schoss mir die Erinnerung an einen Feiertag in Kindertagen durch den Kopf: Mein Vater hielt mich an der Hand, die andere hatte ich um eine Handvoll Pfundmünzen gekrampft. Es war nie genug und immer viel zu schnell vorbei damit.
    Wir parkten den Jaguar am Straßenrand und gingen zu Fuß weiter. Hinter der Baumreihe sah ich den oberen Teil eines Riesenrads; daneben war eins von diesen Dingern, bei denen man am Ende eines Seils in die Luft geschleudert wird, keine Ahnung, was einem das bringen soll. Der Weg führte auf einer modernen Betonbrücke über das Flussbett; vor Kurzem hatten schwere Trucks ihre Spuren darauf zurückgelassen. Für einen Augenblick tauchten wir in den Schatten der Bäume ein.
    Als wir wieder ins Sonnenlicht traten, sahen wir auch schon die erste Reihe der geparkten Wohnwagen vor uns. Die meisten waren altmodische Vehikel, mit gewölbtem Dach und winzigen Türen und Fenstern, doch es gab auch ein paar moderne mit stromlinienförmigem Bugund Rennwagenstreifen an den Seitenwänden. Durch das Dickicht von Gasflaschen, Liegestühlen, Zeltspannleinen und schlafenden Rottweilern hindurch

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