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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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mir ein bisschen Unterhaltung zu gönnen. Ich gebe zu, damals war ich ein recht eitler Pfau, aber ich darf hinzufügen, dass ich so manchen bewundernden Blick auf mich zog.«
    »Weil er damals keine Gelegenheit ausließ, auf den Zuchtstutenmärkten herumzustreunen«, bemerkte Isis, die mit dem Tee an den Tisch zurückkam. Tassen und Kanne waren aus modernem Porzellan mit Platinrand und sehr klarem, elegantem Design. Nichts war stumpf oder angeschlagen, offenbar war es das Sonntagsgeschirr, und ich begann mich zu fragen, warum sie mir die VI P-Behandlung angedeihen ließen.
    »Auf meine Isis fiel mein Blick zum ersten Mal im altenRoyal Theatre in der Drury Lane, also dem, das nicht lange danach abbrannte. Ich saß auf dem obersten Rang und sie in einer Loge mit ihrer lieben Freundin Anne. Ich war sofort hingerissen, doch sie befand sich in Begleitung ihres Galans.« Er hielt gerade lange genug inne, um den Tee einzugießen. »Dem dann eine furchtbare Enttäuschung widerfuhr, wie ich hinzufügen darf.«
    »Pscht, mein Liebster«, sagte Isis. »Davon möchte der junge Mann bestimmt nichts hören.«
    Ich nahm meine Tasse; der Tee war sehr hell, und ich roch das typische Aroma von Earl Grey. Kurz zögerte ich, aber irgendwo muss das Vertrauen ja anfangen, also trank ich entschlossen einen Schluck. Der Tee schmeckte wunderbar.
    »Aber ich bin wie der Fluss in seinem Lauf«, sagte Oxley. »Auch wenn ich davonfließe   – ich bin immer da.«
    »Außer bei Dürre«, bemerkte Isis und bot mir ein Stück Battenbergkuchen an.
    »Ich lauere immer unter der Oberfläche«, fuhr Oxley fort. »Immer, auch damals schon. Ihr Freund besaß ein schönes Haus in Strawberry Hill, ein wunderbares Bauwerk, das damals noch nicht von Doppelhäusern in imitiertem Tudorstil umgeben war. Wenn Sie das Haus mal gesehen haben, wissen Sie, dass es wie ein Schloss gebaut war und dass meine Isis wie eine Prinzessin im höchsten Turm gefangen gehalten wurde.«
    »Eigentlich verbrachte ich dort nur ein verlängertes Wochenende mit einem Freund«, warf Isis ein.
    »Dann veranstalteten sie einen großen Maskenball im Schloss«, fuhr Oxley fort, »und das war meine große Chance. Ich war in mein feinstes Gewand gekleidet, meinGesicht hatte ich hinter einer Schwanenmaske verborgen. So schlüpfte ich durch den Lieferanteneingang ins Haus und mischte mich alsdann unter die feinen Leute.«
    Wenn ich hier Probleme bekam, dann ja schon durch den Tee; auf ein Stück Kuchen kam es jetzt auch nicht mehr an. Er war im Laden gekauft und sehr süß.
    »Es war ein rauschendes Fest. Lords und Ladys und Gentlemen, die Damen in Empire-Kleidern, die Herren in eng anliegenden Beinkleidern und Samtwesten, und alle verbargen ihre schlimmen Gedanken hinter einer Maske. Und am schlimmsten war meine Isis, die sich hinter der Maske der Königin von Ägypten verbarg.«
    »Ich war Isis«, sagte Isis, »wie du sehr wohl weißt.«
    »Also trat ich vor und trug mich auf ihrer Tanzkarte für jeden einzelnen Tanz ein.«
    »Was sehr dreist und aufdringlich war«, sagte Isis.
    »Ich bewahrte deine zarten Füße vor so manchem Tollpatsch«, erklärte Oxley.
    Sie strich ihm mit der Hand über die Wange. »Was ich nicht bestreiten kann.«
    »Eines darf man nicht vergessen: Bei Maskenbällen müssen am Ende die Masken abgenommen werden«, fuhr Oxley fort. »Zumindest gilt das in feiner Gesellschaft. Aber ich hatte nachgedacht   …«
    »Bei ihm immer eine besorgniserregende Tätigkeit«, warf Isis ein.
    »Warum sollte die Maskerade überhaupt enden?«, sagte Oxley. »Und flugs ließ ich dem Gedanken Taten folgen, ergriff die Initiative und meine Isis, warf sie mir über die Schulter und machte mich über die Felder in Richtung Chertsey davon.«
    »Oxley«, sagte Isis, »der arme Junge vertritt hier die Ordnungsbehörden. Du kannst ihm doch nicht einfach erzählen, du hättest mich gekidnappt, er fühlt sich sonst verpflichtet, dich zu verhaften.« Sie warf mir einen Blick zu. »Es geschah vollkommen freiwillig, darf ich Ihnen versichern. Ich war schon zweimal verheiratet gewesen und Mutter, und ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf.«
    »Es ist wahr, dass sie sich als sehr erfahrene Frau herausstellte«, sagte Oxley und zwinkerte mir zu meiner großen Verlegenheit auffällig zu.
    »Man sollte nicht meinen, dass er einmal der Geistlichkeit angehörte«, sagte Isis.
    »Als Mönch war ich furchtbar«, erklärte Oxley. »Aber das war in einem anderen Leben.« Er klopfte auf den Tisch. »So,

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