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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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dass ihn seine Kinder respektieren.«
    Beinahe hätte ich ihn darauf hingewiesen, dass nicht alle Väter den Respekt ihrer Kinder verdienten, aber ich schaffte es gerade noch, den Mund zu halten, und außerdem hatten nicht alle einen Vater wie ich.
    »Es wäre besser, wenn erst mal alle ein bisschen abkühlen würden«, sagte ich. »Vielleicht könnten Sie einfach eine Weile abwarten, bis Inspector Nightingale und ich eine Lösung finden.«
    Oxley betrachtete mich über den Tassenrand. »Es ist Frühling«, sagte er. »Jede Menge Ablenkungen flussaufwärts von Richmond.«
    »Neugeborene Lämmchen«, nickte ich. »Und so.«
    »Sie sind anders, als ich erwartet hatte«, sagte Oxley.
    »Was hatten Sie denn erwartet?«
    »Ich hatte erwartet, Nightingale würde jemand aussuchen, der mehr wie er selbst ist.«
    »Oberschicht?«
    »Solide«, fiel Isis ihrem Mann ins Wort, »ein guter Handwerker.«
    »Während Sie«, fuhr Oxley fort, »ganz schön gerissen sind.«
    »Eher wie die Zauberer, die wir früher kannten«, ergänzte Isis.
    »Ist das gut oder schlecht?«, fragte ich.
    Oxley und Isis lachten. »Weiß ich nicht«, sagte Oxley. »Aber es wird sicher interessant, das herauszufinden.«
     
    Ich hatte überraschende Schwierigkeiten, vom Jahrmarkt wegzugehen. Meine Beine fühlten sich schwer an, als würde ich aus tiefem Wasser an Land waten. Erst als wir wieder beim Jaguar ankamen und der Jahrmarktslärm allmählich verklang, hatte ich das Gefühl, entkommen zu sein.
    »Was war denn das?«, fragte ich Nightingale, als wir in den Wagen stiegen.
    »
Seducere «
, antwortete er. »Der Zwang, oder wie die Schotten sagen, ›der Glamour‹. Bartholomew zufolge wenden ihn viele übernatürliche Geschöpfe als Selbstschutz an.«
    »Wann lerne ich, ihn anzuwenden?«, fragte ich.
    »In ungefähr zehn Jahren. Wenn Sie sich ranhalten.«
    Während wir durch Cirencester zur M4 fuhren, erzählte ich Nightingale von meinem Gespräch mit Oxley.
    »Er ist der Consigliere des Alten, oder?«, fragte ich.
    »Wenn Sie damit
Consiliarius
meinen, Berater, dann ja«, sagte Nightingale. »Wahrscheinlich der zweitwichtigste Mann im ganzen Lager.«
    »Sie wussten, dass er mit mir reden würde?«
    Nightingale hielt an, um den Verkehr in beiden Richtungen zu überprüfen, bevor er in die Landstraße einbog. »Es gehört zu seinem Job, jeden Vorteil herauszuholen.Sie haben den Battenbergkuchen gegessen, nicht wahr?«
    »Hätte ich ablehnen sollen?«
    »Nein. Er würde es nicht wagen, Sie in eine Falle zu locken, solange Sie sich unter meinem Schutz befinden, aber wenn man es mit diesen Leuten zu tun hat, sollte man nicht sehr auf rationales Denken setzen. Es ergibt zum Beispiel auch keinen Sinn, dass der Alte Mann plötzlich stromabwärts drängt. Nun, da Sie beide, Themsegott und Themsegöttin, selbst kennengelernt haben   – was ist Ihre Meinung?«
    »Beide verfügen über echte Kraft«, antwortete ich, »aber sie fühlt sich verschieden an.
Ihre
Kraft stammt definitiv vom Meer, vom Hafen und so weiter.
Seine
stammt von der Erde und dem Wetter und, wer weiß, vielleicht von Faunen und Kristallen.«
    »Das würde auch erklären, warum die Teddington-Schleuse die Grenze darstellt«, sagte Nightingale. Teddington ist der höchste Punkt, den die Flut erreicht; von dort bis zum Meer heißt der Fluss deshalb auch Tidenfluss. Das ist auch der Flussabschnitt, der direkt von der Londoner Hafenbehörde verwaltet wird   – wohl kaum ein Zufall.
    »Habe ich recht?«, fragte ich.
    »Ich glaube schon. Ich denke, dass diese Grenze zwischen dem Tidenfluss und dem Süßwasserfluss schon immer existiert hat. Vielleicht ist das der Grund, warum es dem Alten so leichtfiel, sich aus der Stadt zurückzuziehen.«
    »Oxley deutete an, dass der Alte Mann eigentlich gar nichts mit der Stadt zu tun haben will«, sagte ich. »Dass er einfach nur respektiert werden will.«
    »Vielleicht wäre er mit einer Zeremonie zufrieden«, überlegte Nightingale. »Ein Lehnseid vielleicht.«
    »Was ist das?«
    »Ein Treueschwur«, erklärte er. »Ein Vasall schwört seinem Lehnsherrn Treue, Gefolgschaft und Dienstbereitschaft; im Gegenzug sichert dieser ihm Schutz zu. Nach diesem Prinzip war die mittelalterliche Gesellschaft organisiert.«
    »Mittelalterliche Zustände würden Sie garantiert bekommen, wenn Sie versuchen würden, Mama Themse irgendwem Treue und Gefolgschaft schwören zu lassen«, sagte ich. »Und ganz besonders Vater Themse.«
    »Sind Sie sicher? Es wäre ja nur

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