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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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etwas überrascht waren, als Michael Smith vor dem Eingang von J.   Sheekey’s anhielt und seine Gruppe anwies, jetzt mal ordentlich Lärm zu machen. So jedenfalls schilderte Willard Jones, ehemaliger Rettungsschwimmer in Llandudno und glücklicher Überlebender, den Vorfall. Und weil sie ja zu dem Zweck durch die Straßen zogen, durch Lärm, Tanz und Gesang Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, begannen sie nun eben ordentlich Lärm zu machen.
    »Einen harmonischen Lärm«, sagte Willard Jones. »In dieser Zeit des Materialismus und der Scheinheiligkeit ist keine andere Form der spirituellen Selbstreinigung so wirksam wie das Singen des Maha-Mantra. Es ist wie der wahre Ruf des Kindes nach der Mutter   …« So quasselte er eine Zeit lang weiter.
    Weniger harmonisch allerdings war dann die Kuhglocke, und Willard wusste sofort, dass es sich um eine echte Kuhglocke handelte, weil sein Vater und seine Brüder echte aussterbende Waliser Bergbauern waren. »Wenn Sie jemals eine Kuhglocke gehört haben«, erklärte Willard, »wird Ihnen klar sein, dass die nicht für harmonische Töne konstruiert sind.«
    Ungefähr zehn Minuten vor drei Uhr zog Michael Smith eine riesige Kuhglocke von irgendwo aus seinen Gewändern hervor und begann mit weit ausholenden Armbewegungen zu läuten. An diesem Tag hatte Gurcan Temiz aus Tottenham, ursprünglich aus Ankara, Dienstals uniformierter Türsteher. Wie bei jedem typischen Londoner lag auch Gurcan Temiz’ Toleranzschwelle für die diversen Gedankenlosigkeiten seiner Mitbürger relativ hoch, denn wenn man in einer Großstadt lebt, ist es sinnlos, sich über den Umstand zu beklagen, dass es eine große Stadt ist, aber selbst diese Toleranz hat ihre Grenze, und bei Gurcan war die Grenze erreicht, wenn jemand vor seinem Restaurant eine riesige Kuhglocke läutete und so die Gäste störte. Weshalb denn auch Gurcan sich der Gruppe näherte und Michael Smith zurechtwies. Der ihm mit der Kuhglocke wiederholt auf Kopf und Schultern schlug. Nach Dr.   Walids Meinung war der vierte Schlag tödlich. Als Gurcan Temiz bereits auf dem Boden lag, eilten zwei weitere Jünger herbei   – Henry MacIlvoy aus Wellington in Neuseeland sowie William Cattrington aus Hemel Hempstead   – und malträtierten das Opfer mit Fußtritten. Diese riefen wider Erwarten keine besonderen Schädigungen hervor, da die beiden weiche Plastiksandalen trugen.
    In diesem Augenblick explodierte in der Bar ein Sprengkörper. Obwohl es sich bei den Barbesuchern um eine Mischung aus Theaterleuten und Touristen handelte, verließen sie das Gebäude schnell und in geordneter Formation. Wer durch den Haupteingang floh, musste an den Leichen von Gurcan Temiz, Henry MacIlvoy und William Cattrington vorbei, die zu diesem Zeitpunkt bereits tot waren. Die meisten Barbesucher registrierten zwar, dass es sich um Leichen handelte und dass viel Blut zu sehen war, blieben aber bezüglich der Einzelheiten eher vage. Nur Willard Jones hatte eine klare Auffassung von dem, was mit Michael Smith geschehen war.
    »Er setzte sich einfach hin«, sagte Jones. »Und dann explodierte sein Kopf.«
    Nun gibt es ein paar recht banale Gründe, warum ein Kopf explodieren kann, wie zum Beispiel ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss, und das Ermittlungsteam brauchte eine ganze Weile, um all diese Gründe auszuschließen. In der Zwischenzeit fand ich heraus, was die Explosion in J.   Sheekey’s Bar verursacht hatte. Und das war auch gut so, denn mittlerweile begannen schon die Anti-Terror-Einheit und sogar der Geheimdienst MI5 in unserem Fall herumzuschnüffeln, und das wollte nun wirklich niemand.
     
    Ich fand die Lösung dank der halb heimlichen Experimente, die ich durchgeführt hatte, um herauszukriegen, was mein Mobiltelefon zerstört hatte. Ich hatte nicht die Absicht, dafür meinen Laptop oder auch nur ein anderes Handy als Versuchskaninchen zu verwenden, deshalb unternahm ich einen kurzen Ausflug zu Computers For Africa, wo ausrangierte Rechner wieder aufgemöbelt und als Spenden ins Ausland geschickt werden, und kehrte mit einer Tüte voller Computerchips und einer Hauptplatine (die vermutlich aus einem Atari ST stammte) zurück. Mit Kreppband markierte ich auf einer Arbeitsplatte Punkte in jeweils zwanzig Zentimetern Abstand und platzierte dort jeweils einen Chip. Dann hielt ich meine Hand in einem bestimmten Abstand davor und zauberte ein Werlicht. Der Trick bei naturwissenschaftlichen Experimenten besteht bekanntlich darin, dass man immer nur

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