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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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jeweils eine Variable verändern sollte, aber inzwischen hatte ich so viel Selbstvertrauen und Feinkontrolle gewonnen, dassich in der Lage war, jedes Mal ein Werlicht in genau derselben Intensität hervorzubringen. Einen vollen Tag lang rief ich Werlichter hervor und überprüfte danach unter dem Mikroskop, ob die Chips beschädigt waren. Ohne Ergebnis, außer dass Nightingale mir zu verstehen gab, wenn ich so viel Zeit zu vergeuden hätte, sollte ich auch in der Lage sein, ihm den Unterschied zwischen Ablativ- und Akkusativ-Präpositionen zu erläutern.
    Dann lenkte er mich ab, indem er mir mein erstes
Adjectivum
beibrachte. Es handelt sich dabei um eine
Forma
, die in der Lage ist, bestimmte Eigenschaften einer anderen
Forma
zu verändern. Dieses
Adjectivum
wurde
Iactus
genannt und sollte es mir in Kombination mit
Impello
theoretisch ermöglichen, einen Apfel durch den Raum schweben zu lassen. Nach zwei Wochen, in denen mir explodierende Äpfel um die Ohren geflogen waren, war ich nun tätsächlich so weit, einen Apfel mit einem gewissen Maß an Zielgenauigkeit durch das ganze Labor zu jagen. Nightingale erklärte, der nächste Schritt bestehe darin, Dinge aufzufangen, die in meine Richtung geschleudert wurden. Was wieder die explodierenden Äpfel ins Spiel brachte. In diesem Stadium befanden wir uns an dem Tag, an dem die Uhren auf Sommerzeit umgestellt wurden und wir Vater Themse einen Besuch abstatteten.
    Die Erleuchtung kam mir, als ich im Verhörraum saß und Seawoll beobachtete, der sanft die Fakten aus Willard Jones’ Zeugenaussage herauszupfte. Wie sich herausstellte, unterschied sich Magie gar nicht so sehr von der Wissenschaft   – manchmal ging es einfach darum, das Offensichtliche zu erkennen. Genau wie Galileo erkannte,dass alle Gegenstände in einem Vakuum unabhängig von ihrer Masse gleich schnell fallen, entdeckte ich, dass der große Unterschied zwischen meinem Handy und den verschiedenen Chips, mit denen ich experimentierte, darin bestand, dass mein Handy, als es zerstört wurde, mit einem Akku verbunden war.
    Meine ganze Sammlung von Chips aus zweiter Hand nun nacheinander an einen Akku anzuschließen, erschien mir zu unsicher und zeitraubend, aber glücklicherweise erhält man heutzutage zehn normale Taschenrechner für weniger als fünf Pfund   – sofern man weiß, wo man danach suchen muss. Dann musste ich sie nur noch auf dem Tisch arrangieren, ein Werlicht von genau fünf Sekunden Dauer erzeugen und sie danach unter dem Mikroskop untersuchen. Derjenige, der direkt unter meiner Hand gelegen hatte, war völlig hinüber. Bei den anderen gab es bis zur Entfernung von zwei Metern abnehmende Schädigungen. Strahlte ich also eine Kraft als Nebenprodukt aus, die die Elektronik schädigte, oder zog ich Kraft aus den Taschenrechnern heraus und verursachte so die Schäden? Und warum betrafen die Schäden vor allem die Chips und nicht die übrigen Komponenten in den Geräten? Trotz dieser unbeantworteten Fragen war das Wesentliche: Auch wenn ich mein Handy mit mir führte, konnte ich Magie praktizieren   – vorausgesetzt, ich nahm vorher den Akku heraus.
    »Und was bedeutet das alles nun?«, wollte Lesley wissen.
    Ich nahm einen Schluck Beck’s und winkte mit der Flasche in Richtung Fernseher. »Es bedeutet, dass ich gerade herausgefunden habe, wie das Feuer ausgelöst wurde.«
    Am nächsten Morgen mailte mir Lesley den Bericht über das Feuer; danach machte ich mich daran, einen Laden zu finden, in dem ich exakt die gleiche Kasse bekommen konnte wie die, die in der J.   Sheekey Oyster Bar verwendet wurde. Wegen Nightingales Verordnung, dass im Folly keine Besucher eingelassen werden durften, musste ich das verflixte Ding ganz allein vom Lieferanteneingang ins Labor hinunterschleppen. Molly sah zu, wie ich schwer beladen an ihr vorbeistolperte, und verbarg ihr Grinsen hinter der Hand. Ich ging davon aus, dass Lesley in diesem Fall nicht als Besucherin galt, und rief sie an, um ihr die Sache vorzuführen, aber sie sagte, sie müsse für Seawoll ein paar dringende Angelegenheiten erledigen. Als ich alles arrangiert hatte, schickte ich Molly zu Nightingale, um ihn ins Labor zu bitten.
    Eine Ecke im Raum, so weit wie möglich von der Gasleitung entfernt, hatte ich freigeräumt. Ich stellte dort die Kasse auf einen Metallrollwagen und schloss sie an das Stromnetz an. Als Nightingale kam, gab ich ihm einen Laborkittel und eine Schutzbrille und bat ihn, sich in sechs Metern Entfernung von der Kasse

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