Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
eingedampft.
    »Nicholas Wallpenny«, sagte ich. »So höre meine Stimme, nimm meine Opfergaben, erhebe dich und trete hervor.«
    Und plötzlich war er da, und er sah genau so verschlagen aus wie immer.
    »Wusste ich doch, dass Ihr ein Besonderer seid, schon als ich den ersten Blick auf Euch warf«, sagte er. »Euer Herr ist nicht in der Nähe, oder?«
    »Dort drüben, hinter dem Tor.«
    »Sorgt dafür, dass er dort bleibt«, sagte Nicholas. »Ichhatte also recht mit dem mörderischen Gentleman, nicht wahr?«
    »Wir denken, es ist der Geist von Punchinella«, antwortete ich.
    »Ihr denkt was?«, rief Nicholas aus. »Mr.   Punch? Ihr habt wohl einen über den Durst getrunken, hebt Euch hinweg in eine Schenke, Wachtmeister.«
    »Gestern haben Sie mich um Hilfe gebeten«, sagte ich.
    »Hab ich das? Aber das würde ja bedeuten, Nicholas Wallpenny wär ein Verräter und ein Konfident und das hat keiner jemals von Nicholas Wallpenny behauptet. Sintemalen es für Spitzelei bald Besuch von den Schlägern gibt.« Er warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu.
    »Ah«, sagte ich. »Wie geht’s   … ich meine, wie geht’s Ihnen denn so, wo Sie doch tot sind?«
    »Recht gut«, antwortete Nicholas. »Kann wahrlich nicht klagen. Der Vorzug der Schauspielerkirche ist, dass es uns hier nie an einer hübschen Abendunterhaltung mangelt. Gelegentlich trägt sogar ein Gastkünstler zur allgemeinen Erbauung bei. Wir hatten zum Beispiel neulich den berühmten Henry Pyke bei uns, selbiger sich mit einem Y schreibt, wohlgemerkt, der ist schon was ganz Besonderes, sehr beliebt bei den Damen wegen seiner langen Nase.«
    Mir gefiel Nicholas’ Verhalten nicht, er war angespannt und nervös, und wenn er noch hätte schwitzen können, dann wäre jetzt sein Kragen feucht gewesen. Ich dachte flüchtig daran, mich zurückzuziehen, aber es ist nun mal eine bedauerliche Tatsache, dass Informanten, ob tot oder lebendig, stets bis zum Letzten ausgepresst werden müssen.
    »Dieser   … Henry Pyke, plant er etwa ein längeres Gastspiel?«, fragte ich.
    »Dazu kann ich nur sagen, dass er das ganze Theater gekauft hat.«
    »Klingt gut«, sagte ich vorsichtig. »Gibt’s denn eine Möglichkeit, mal bei einer Vorführung dabeizusein?«
    »Na ja, Wachtmeister, ich an Eurer Stelle wäre nicht so arg scharf darauf, im Programm zu stehen«, meinte Nicholas. »Mister Pyke kann zu seinen Co-Akteuren ganz schön hart sein, und ich möchte behaupten, dass er für Euch schon eine Rolle im Auge hätte.«
    »Trotzdem hätte ich nichts dagegen, ihn mal kennenzu–«, sagte ich, aber auf einmal war Nicholas verschwunden.
    Das Pentagramm war leer, nur mein Werlicht brannte noch im Mittelpunkt. Bevor ich es löschen konnte, spürte ich plötzlich, dass mich etwas am Kopf packte und in das Pentagramm hineinzuziehen versuchte. Ich geriet in Panik und wehrte mich wie wild gegen den unsichtbaren Klammergriff. Nightingale hatte mich sehr deutlich davor gewarnt, in das Pentagramm zu treten, und ich hatte nicht die geringste Absicht, den Grund dafür herauszufinden. Ich riss meinen Kopf aus dem umklammernden Griff, merkte aber, dass ich weiter vorwärts gezerrt wurde   – hin zum Pentagramm. Und dann sah ich es, mitten im Pentagramm, unter meinem Werlicht: ein dunkler Schatten, wie der Schlund einer tiefen Erdgrube. Ich sah die Graswurzeln, sah Würmer, die sich hastig in die Erde auf den Seiten des Schlunds zu retten versuchten, sah die oberen Schichten des Mutterbodens und darunter den Londoner Lehmboden, der weit hinunter in die Dunkelheit reichte.
    Ich war schon fast am Rand des Schlunds, als mir klar wurde, dass das, was mich hineinzerrte, sich meiner eigenen Magie bediente. Ich versuchte, das Werlicht zu löschen, aber es brannte weiter, mit einer schmutzig gelblichen Flamme. Ich stemmte mich gegen den Druck, so dass ich praktisch senkrecht auf dem Boden stand, aber dennoch spürte ich, wie meine Absätze weiter durch den Rasen pflügten, als ich immer weiter gezerrt wurde.
    Dann hörte ich Nightingale schreien und sah, dass er auf mich zugerannt kam. Ich hatte das entsetzliche Gefühl, dass er nicht rechtzeitig kommen würde, und in meiner Verzweiflung fiel mir nur ein einziger Ausweg ein. Es ist nicht ganz leicht, sich zu konzentrieren, wenn man gerade ins Jenseits gezerrt wird, aber ich zwang mich, tief Luft zu holen und die korrekte
Forma
erstehen zu lassen   … und plötzlich brannte das Werlicht glutrot. Ich formte eine Gestalt durch meine Gedanken, von der

Weitere Kostenlose Bücher