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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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sehr weit, konnten aber immerhin feststellen, dass es sich um einen Allerweltsnamen handelte, der besonders in Kalifornien, Michigan und im Staat New York erstaunlich populär war. Später trafen wir uns in der Remise wieder, damit ich weiter im Internet surfen und Nightingale ein Rugby-Match anschauen konnte.
    »Nicholas behauptete, Pyke sei als Unterhaltungskünstler tätig gewesen«, sagte ich. »Vielleicht war er sogar so etwas wie ein Punch-und-Judy-Puppenspieler, ein ›Professor‹. Der Piccini-Text wurde 1827 veröffentlicht, aber Nicholas meinte, Pyke sei ein älterer Geist, also vermute ich spätes 18. bis frühes 19.   Jahrhundert. Die Bestattungsregister aus dieser Periode sind leider nutzlos.«
    Nightingale verfolgte gerade, wie die All Blacks den Fullback der Lions einfach überrollten, und nach demlangen Gesicht, das er dabei machte, sahen wohl die Siegeschancen der Lions ausgesprochen düster aus. »Wenn Sie doch nur mal mit irgendeinem begeisterten Theaterbesucher aus jener Periode sprechen könnten«, murmelte er.
    »Wollen Sie etwa noch mehr Geister beschwören?«
    »Ich dachte eher an jemanden, der noch am Leben ist«, antwortete er. »Sozusagen.«
    »Sie meinen   – Oxley?«, fragte ich.
    Er nickte. »Und seine reizende Gemahlin Isis, auch bekannt als Anna Maria de Burgh Coppinger, die Geliebte von John Montagu, dem vierten Earl of Sandwich, und Lebensgefährtin des berühmten Shakespeare-Gelehrten Henry Ireland. Verabschiedete sich aus diesem Tal der Tränen Anno Domini 1802, vermutlich in Richtung der grüneren Auen von Chertsey.«
    »Chertsey?«
    »Wo der Abbey River fließt, früher auch als Oxley Mill River bekannt.«
     
    Wenn ich schon Oxley ein weiteres Mal besuchte, konnte ich auch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Also rief ich Beverley auf ihrem wasserdichten Handy an und fragte sie, ob sie Lust auf einen kleinen Feldeinsatz hätte. Für den Fall, dass die Verbote ihrer Mutter noch in Kraft waren, wollte ich ihr schon erklären, dass es dabei um Maßnahmen im Zusammenhang mit Vater Themse ging, aber ich erhielt gar keine Gelegenheit dazu.
    »Nehmen wir den Jag?«, wollte sie sofort wissen. »Nimm’s mir nicht übel, aber deine Karre ist echt brutal.«
    Ich sagte Ja, und schon eine Viertelstunde später klingeltesie unten an der Sprechanlage. Das war nur möglich, wenn sie sich bereits im West End herumgetrieben hatte.
    »Mum hat mir aufgetragen, ein bisschen herumzuschnüffeln«, erklärte sie, als sie in den Jaguar stieg. »Ich soll nach deinem Wiedergänger suchen.« Sie trug einen schwarzen, bestickten Bolero über einem roten Rollkragenpulli und schwarze Leggings.
    »Würdest du überhaupt einen Wiedergänger erkennen, wenn du ihn siehst?«, fragte ich.
    »Keine Ahnung. Es gibt immer ein erstes Mal.«
    Ich hätte gern genauer hingesehen, wie sie ihre langen Beine unter dem Armaturenbrett arrangierte, aber die Temperatur im Wagen war schon hoch genug, daher ließ ich es. Mein Dad erklärte mir mal, das Geheimnis für ein glückliches Leben bestehe darin, nie etwas mit einem Mädchen anzufangen, wenn man sich nicht sicher war, ob man die Sache auch voll durchziehen wollte. Das war der beste Rat, den er mir jemals gegeben hat, und wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass ich geboren wurde. Ich konzentrierte mich darauf, den Jaguar aus der Garage zu bugsieren und in Richtung Südwesten zu lenken   – wieder einmal auf die falsche Uferseite.
    Im Jahre des Herrn 671 wurde auf einer höher gelegenen Stelle am Südufer der Themse eine Abtei gegründet. Heute liegt dort Chertsey. Es war ein typisches angelsächsisches Kloster, einerseits Stätte der Gelehrsamkeit, andererseits auch ein wirtschaftliches Zentrum der Region   – und ein Zufluchtsort für jene Söhne des Adels, die glaubten, dass es im Leben mehr geben müsse, als Leute mit dem Schwert totzuschlagen. Zwei Jahrhunderte später kamen die Wikinger, die nie genug davon kriegenkonnten, Leute mit dem Schwert totzuschlagen. Sie plünderten die Abtei und brannten sie nieder. Sie wurde zwar wieder aufgebaut, aber ihre Bewohner mussten wohl etwas getan haben, das sogar König Edgar den Friedfertigen sauer machte, jedenfalls warf er sie im Jahr 964 aus der Abtei und setzte ein paar Benediktinermönche ein. Dieser Mönchsorden strebt nach einem Leben, das von innerer Einkehr, Gebet und reichhaltigen Mahlzeiten geprägt ist, und weil sie so viel Wert auf gutes Essen legten, konnten sie niemals ein fruchtbares Stück

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