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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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ich hoffte, dass sie die Magie hineinbringen würde, wusste aber nicht, ob es funktionierte. Meine Absätze gruben sich bereits durch die äußeren Linien des Pentagramms, und ich verspürte plötzlich eine Welle der Erregung, einen Hunger nach Gewalt und ein Meer von Scham und Erniedrigung und Rachegelüsten.
    Ich warf den Feuerball einen halben Meter weit und gab ihn frei.
    Ein enttäuschend leises Geräusch war zu hören, etwa wie es ein schweres Wörterbuch erzeugen würde, wenn man es achtlos auf einen Tisch wirft. Dann blähte sich der Boden unter meinen Beinen plötzlich gewaltig auf. Ich wurde nach hinten und oben geschleudert und krachte in die Äste des Kirschbaums. Für einen kurzen Moment sahich eine Erdsäule senkrecht aus dem Loch in die Höhe schießen, wie ein Frachtzug, der aus einem Tunnel rast, dann fiel ich vom Baum und die Ränder des Schlunds kollabierten.
    Nightingale packte mich am Kragen und zog mich weiter weg, während Erdklumpen und Kirschblüten auf uns herabregneten. Ein ziemlich großer Klumpen landete auf meinem Kopf und platzte auseinander, so dass mir Erdkrümel in den Kragen rieselten.
    Plötzlich wurde es still. Nichts war zu hören außer fernem Verkehrslärm und einer Autoalarmanlage, die aus irgendeinem Grund losheulte. Wir warteten eine halbe Minute, um wieder zu Atem zu kommen, und für den Fall, dass noch irgendetwas passieren würde.
    »Stellen Sie sich vor«, sagte ich, »ich hab einen Namen.«
    »Sie können von Glück sagen, dass Sie noch einen Kopf haben«, sagte Nightingale. »Und   – wie lautet er?«
    »Henry Pyke.«
    »Nie gehört«, erklärte Nightingale.
    Wie zu erwarten gewesen war, hatte meine Stirnlampe den Geist aufgegeben, deshalb riskierte es Nightingale, ein Werlicht zu erzeugen. Wo der Schlund gewesen war, entdeckten wir jetzt eine flache, tellerähnliche Einbuchtung in der Erde von ungefähr drei Metern Durchmesser. Der Rasen war vollständig zerstört und die Stelle war mit einer Mischung aus pulverisierter Erde und versengtem Gras bedeckt. Ein schmutziger runder Gegenstand lag nicht weit von meinen Füßen entfernt: ein Totenschädel. Ich hob ihn auf.
    »Sind Sie das, Nicholas?«, fragte ich.
    »Legen Sie ihn sofort weg!«, befahl Nightingale. »Siekönnen nicht wissen, woher er kommt.« Er blickte sich um und betrachtete die Zerstörungen, die wir angerichtet hatten. »Das wird dem Pfarrer nicht gefallen«, murmelte er.
    Ich legte den Schädel auf den Boden, wobei ich etwas bemerkte, das in der Erde steckte. Es war das Zinnabzeichen mit dem tanzenden Skelett   – ich erkannte es sofort wieder: Dieses Abzeichen hatte Nicholas Wallpenny am Kragenaufschlag getragen. Wahrscheinlich war er mit dem Abzeichen begraben worden.
    »Wir haben ihm doch erklärt, dass wir Vandalen jagen«, sagte ich, während ich das Abzeichen aufhob. Ich spürte einen flüchtigen Hauch von Tabakrauch, Bier und Pferden.
    »Mag sein, aber ich bezweifle, dass er das als Erklärung akzeptieren wird.«
    »Ein Leck in der Gasleitung?«, schlug ich vor.
    »Unter der Kirche verlaufen keine Gasleitungen. Das würde ihn nur noch misstrauischer machen.«
    »Nicht, wenn wir ihm sagen, dass wir das Gasleck als Grund vorschieben müssen und dass wir es hier eigentlich mit einem Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zu tun haben.«
    »Ein Blindgänger?«, fragte Nightingale. »Warum sollten wir es so kompliziert machen?«
    »Weil wir dann mit einem Bagger anrücken und den Boden mal gründlich durchpflügen könnten. Vielleicht finden wir diesen Henry Pyke und können ihn bei der Gelegenheit gleich zu Knochenstaub zermalmen.«
    »Peter«, sagte Nightingale, »Ihre Denkweise ist ausgesprochen durchtrieben.«
    »Danke, Sir. Ich tue mein Bestes.«
    Außer einer durchtriebenen Denkweise hatte ich auch eine Prellung von der Größe eines Esstellers auf dem Rücken, außerdem ein paar hübsche Blutergüsse auf der Brust und an den Beinen. Dem Arzt in der Unfallstation erklärte ich, dass ich mit einem Baum aneinandergeraten sei. Er warf mir einen eigenartigen Blick zu und weigerte sich, mir ein stärkeres Schmerzmittel als Nurofen zu verschreiben.
     
    Endlich hatten wir einen Namen   – Henry Pyke. Nicholas hatte angedeutet, dass Pyke nicht an der Schauspielerkirche beerdigt worden war, aber wir überprüften das trotzdem für alle Fälle. Nightingale rief das General Registry Office in Southport an, während ich im Internet auf genealogischen Websites nach Pyke forschte. Wir kamen beide nicht

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