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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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der Ball, anders als die Äpfel, irgendwie glitschig an und rutschte mir immer wieder davon. Ich versuchte ihn in der vorgeschriebenen dramatischen Weise in Richtung der Figuren zu schleudern,woraufhin er gemächlich quer durch den gesamten Schießstand trudelte, ein kleines Loch in eine der Figuren brannte und in einem Sandsack stecken blieb.
    »Sie müssen ihn freigeben, Peter«, sagte Nightingale. »Sonst explodiert er nicht.«
    Ich strengte mich an und gab den Ball frei. Dieses Mal ertönte ein gedämpfter Knall in der Nähe einer der Figuren und eine kleine Rauchwolke kräuselte sich zur Decke. Hinter mir kicherte Molly.
    Wir übten eine Stunde lang weiter, und am Ende konnte ich tatsächlich Feuerbälle erzeugen und abfeuern, die mit der atemberaubenden Geschwindigkeit einer Hummel durch den Schießstand flogen, die ihr Tagessoll an Nektar gesammelt hat und sich nun auf dem Rückflug ein bisschen die Landschaft anschaut.
    Schließlich machten wir Teepause. Ich unterbreitete Nightingale meine Idee, wie wir Nicholas herausholen konnten   – immer unter der Voraussetzung, dass noch genügend von unserem Geist übrig war, das man herausholen konnte, nachdem dieses Etwas ihn »gefressen« hatte.
    »Polidori erwähnt einen Zauberspruch, mit dem man Geister herbeirufen kann«, sagte ich. »Funktioniert der?«
    »Es handelt sich mehr um ein Ritual als um einen Zauberspruch«, antwortete Nightingale. In dem Versuch, Molly daran zu hindern, uns mit Essen zu überhäufen, hatten wir uns angewöhnt, den Morgentee in der Küche einzunehmen. Die Grundidee war simpel: Wenn sie sich nicht mit sechs Gedecken im Speisezimmer austoben konnte, würde sie vielleicht auch nur zwei Portionen für uns beide zubereiten. Die Sache funktionierte halbwegs   – es waren zwei ausgesprochen große Portionen.
    »Was ist da der Unterschied?«
    »Sie stellen immer wieder Fragen«, sagte Nightingale, »die Sie erst in einem Jahr oder so stellen sollten.«
    »Dann eben nur eine einfache Antwort   – ohne Details.«
    »Bei einem Zauberspruch handelt es sich um eine Kombination von
Formae
, die eine bestimmte Wirkung erzielen sollen. Bei einem Ritual handelt es sich um genau das, was der Name besagt: Eine bestimmte Abfolge von
Formae
, die, verbunden mit bestimmten Paraphernalien, zu einem Ritual wird. Gewöhnlich handelt es sich dabei um ältere Zaubersprüche vom Beginn des 18.   Jahrhunderts.«
    »Und diese rituellen Bestandteile sind wichtig?«, fragte ich.
    »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht«, antwortete Nightingale. »Diese Zaubersprüche werden nicht sehr oft angewendet, sonst hätte man sie im 20.   Jahrhundert aktualisiert.«
    »Können Sie mir zeigen, wie man so was macht?« Toby bemerkte, dass ich Butter auf ein Rosinenbrötchen strich, und setzte sich erwartungsvoll vor mich hin. Ich brach ein Stück ab und warf es ihm zu.
    »Es gibt da noch ein Problem«, sagte Nightingale. »Das Ritual erfordert ein Tieropfer.«
    »Na ja«, sagte ich, »Toby ist wohlgenährt und sicher gut geeignet.«
    »Die moderne Gesellschaft steht diesen Praktiken skeptisch gegenüber, vor allem die heutige Kirche, auf deren Grund und Boden wir zufälligerweise das Ritual ausführen müssten.«
    »Und wozu ist das Opfer nötig?«
    »Nach Bartholomew wird im Augenblick des Todes die dem Tier wesenseigene Magie verfügbar. Sie kann dem Gespenst gewissermaßen Nahrung bieten und ihm helfen, wieder auf die materielle Existenzebene zurückzugelangen«, erklärte Nightingale.
    »Es nutzt also die Lebenskraft des Tieres als eine Art magische Energiequelle?«
    »Ja, so ungefähr.«
    »Könnte man auch Menschen opfern?«, fragte ich. »Ihnen auf diese Weise die Magie nehmen?«
    »Ja«, antwortete er, »aber dabei gibt es einen Haken.«
    »Und was ist dieser Haken?«
    »Man würde bis ans Ende der Welt verfolgt, gejagt und ohne viel Federlesens hingerichtet«, sagte Nightingale.
    Ich fragte lieber erst gar nicht, wer das Jagen und Hinrichten erledigen würde.
    Toby bellte und verlangte nach einem Würstchen.
    »Wenn eine Magiequelle das Einzige ist, was wir brauchen«, sagte ich, »dann wüsste ich einen akzeptablen Ersatz.«
     
    Bartholomew zufolge ist es ratsam, sich so nahe wie möglich beim Grab des Gespenstes aufzuhalten, deshalb verbrachte ich ein paar Stunden damit, das Bestattungsregister der Gemeinde durchzuschauen, während Nightingale dem Pfarrer einredete, dass wir nichts anderes im Sinn hätten, als ein paar Kirchenvandalen zu fangen. Die

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