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Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
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dir was an!«, befahl sie. »Du garstiger alter Mann.« Oxley seufzte und ging in den Bungalow. Isis blickte ihm liebevoll nach.
    »So sind sie immer nach dem Schwimmen«, sagte sie.
    »Schwimmen Sie selbst auch?«
    »Ja, natürlich.« Isis errötete ein wenig. »Aber ich bleibe ein Geschöpf des Flussufers. Bei ihnen befinden sich Land und Wasser im Gleichgewicht, aber je mehr Zeit sie mit uns verbringen, desto mehr werden sie wie wir.«
    »Und je mehr Zeit Sie mit ihnen verbringen?«
    »Überlegen Sie es sich genau, bevor Sie sich entscheiden, ins Wasser zu gehen«, sagte Isis. »Diese Entscheidung sollte man keinesfalls überstürzt treffen.«
     
    Auf der Rückfahrt war Beverley ausgesprochen schweigsam. Ich fragte, ob ich sie irgendwo absetzen könne.
    »Kannst du mich nach Hause fahren?«, sagte sie. »Ich glaube, ich muss mal mit meiner Mutter reden.«
    Also durfte ich den gesamten Weg ins wunderbare Wapping fahren, mit einer Beverley neben mir, die zu niedergeschlagen schien, um überhaupt ein Wort zu sagen, was für sich genommen schon reichlich beunruhigend war. Als ich sie vor den Apartments absetzte, stieg sie halb aus, wandte sich aber noch einmal um und ermahnte mich, vorsichtig zu sein. Ich fragte, wobei ich vorsichtigsein solle, aber sie zuckte nur die Schultern, und bevor ich es verhindern konnte, küsste sie mich auf die Wange. Ich blickte ihr nach, als sie zum Haus ging, der Saum des Pullovers klebte an ihrem Po und ich dachte   – was zum Henker sollte das jetzt wieder?
    Damit ich hier nicht missverstanden werde: Ich fand Beverley Brook mit ihrer nassglänzenden Haut wirklich klasse, aber ich war auch ein wenig misstrauisch, nicht zuletzt deshalb, weil mir sowohl sie als auch ihre Mutter fähig schienen, sogar ein Stück Moos zur Erektion zu bringen, wenn sie es darauf anlegten. Isis’ Warnung, nicht mit einer Person ins Wasser zu steigen, die nur zum Teil ein menschliches Wesen war, war da nur das Tüpfelchen auf dem i.
    Der Berufsverkehr begann sich bereits aufzustauen, als ich zum Folly zurückfuhr. Der Himmel war immer dunkler geworden; jetzt platschten erste Tropfen auf die Windschutzscheibe. Ich war ziemlich sicher, dass Oxley und Beverley eine Verbindung hergestellt hatten. Als sie da nebeneinander im Wasser standen, hatten sie irgendwie   … vertraut miteinander gewirkt, oder vielleicht war familiär das bessere Wort, etwa so, wie Cousins miteinander umgehen. Bartholomew, der beim Thema der
Genii locorum
als Langweiler der Nation angesehen werden muss, behauptete, dass die »Naturgeister«, wie er sie nannte, stets etwas von den Wesenszügen des Ortes aufnahmen, den sie repräsentierten. Vater und Mutter Themse waren Geister desselben Flusses; wenn ich sie ein wenig zueinander hinschubsen konnte, würde ihr wahres Wesen schon den Rest erledigen.
    Und wenn das bedeutete, Beverley ein paar Tage langbeim Schwimmen im Fluss zuschauen zu müssen, dann war das ein Preis, den ich gern zahlen würde.
    Ich überlegte, ob ich noch bei Lesley vorbeischauen sollte, stellte aber dann doch den Jaguar in die Garage und ging zu Fuß zur U-Bahn -Station Russell Square. An dem Blumenstand neben der Station kaufte ich einen Strauß Blumen und stieg dann ohne ersichtlichen Grund in irgendeine U-Bahn , auf dem Weg irgendwo andershin.

9
Die Judasziege
    Am Swiss Cottage stieg ich aus. Ich hatte bereits ein Viertel des Weges zu Fuß auf der Fitzjohn’s Avenue zurückgelegt, als mir allmählich Zweifel kamen, was ich hier tat. Nicht nur, dass ich das Auto stehen gelassen hatte und stattdessen öffentliche Nahverkehrsmittel benutzte, sondern auch, dass ich einen der steilsten Hügel Londons hinauflief   – dabei hätte ich auch mit der U-Bahn bis nach Hampstead fahren und dann den Hügel hinuntergehen können. Die Sonne war wieder herausgekommen und fiel durch die Lücken zwischen den Bäumen, die auf beiden Seiten die Avenue säumten. Mein Blumenstrauß bestand aus Rosen, von so dunklem Rot, dass sie fast schwarz schienen. Und ich fragte mich, für wen sie wohl bestimmt sein mochten.
    Es war immer noch so warm, dass ich meine Krawatte abnahm und in die Jacketttasche steckte. Ich wollte nicht verschwitzt ankommen, also ließ ich mir Zeit und schlenderte im Schatten der Platanen weiter. Es war einer jener Tage, an denen sich einem gern eine Melodie im Kopf festsetzt, die man dann unwillkürlich laut nachsingen muss. In diesem Fall war es ein Hit aus meiner Frühzeit,
Digging Your Scene
von den Blow Monkeys.

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