Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Fluesse von London - Roman

Die Fluesse von London - Roman

Titel: Die Fluesse von London - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Aaronovitch
Vom Netzwerk:
solle vorsichtig sein: »Was ist, wenn ein Fisch herausspringt?«, fragte er dann immer. »Bevor du es merkst, hast du ihn schon verschluckt.« Dad sagte immer solches Zeug, und erst als ich siebzehn war, erkannte ich, woran das lag: Er war bekifft.
    »Hören Sie auf damit«, murmelte ich.
    Sie schenkte mir ein liebenswürdiges Lächeln. »Womit?«
    Normalerweise macht es mir nichts aus, mich zu betrinken, aber irgendwann kommt dann unweigerlich der Augenblick, in dem ich mich selbst dabei beobachte, wie ich herumtorkle und gegen alles Mögliche rumple und denke: Das wird langsam langweilig, kann ich bitte wieder die Kontrolle über mein Hirn zurückhaben? So ähnlichirritierte mich jetzt mein plötzlicher Drang, Blumen nach Hampstead zu bringen und Wasser aus einem seltsamen Brunnen zu trinken. Ich wollte einen Schritt zurückweichen, brachte aber nur ein leichtes Schlurfen zustande.
    Tyburns Lächeln verschwand. »Wollen Sie nicht ein bisschen kühles Wasser trinken?«, fragte sie.
    Sie war zu weit gegangen, und sie wusste es und wusste auch, dass ich wusste, dass sie es wusste. Wie auch immer sie mich eingelullt hatte, die Wirkung war jedenfalls nicht stark genug, um einen so offenkundigen Beeinflussungsversuch zu kaschieren. Außerdem hatte ich mich schon immer gefragt, ob die Sache mit dem Fisch stimmte.
    »Gute Idee«, sagte ich. »Weiter unten an der Straße ist ein Pub. Gehen wir doch dorthin.«
    »Verschlagener Bastard«, sagte sie, aber ich glaube nicht, dass sie mich meinte. Sie beugte sich näher zu mir und starrte mir in die Augen. »Ich weiß, dass Sie durstig sind. Trinken Sie einen Schluck Wasser.«
    Ich spürte, wie sich mein Körper nach vorn aufbäumte, hin zum Brunnen. Es geschah vollkommen unwillkürlich, wie ein Zucken im Bein oder ein Schluckauf, aber es betraf meinen gesamten Körper, der nun plötzlich einem Ziel zustrebte, das ich nicht selbst bestimmt hatte, und das war eine schreckliche Erfahrung. Mir wurde klar, dass weder der Alte Mann noch Mama Themse auch nur versucht hatten, mich wirklich unter ihre Kontrolle zu bringen, sonst hätten sie mich Rad schlagend durch den Raum schicken können. Es musste aber Grenzen ihrer Macht geben, denn wer hätte sonst Mama Themse oder den Alten Mann davon abhalten können, dem Premierminister in Downing Street 10 einen Besuch abzustatten und ihmihre eigenen Bedingungen zu diktieren? Ich denke, das wäre sonst schon sehr deutlich aufgefallen   – zum Beispiel wäre die Themse auf einmal viel sauberer gewesen.
    Es musste Nightingale sein, wie ich plötzlich erkannte. Das Gegengewicht, der menschliche Ausgleich des Übernatürlichen   – ihn konnten sie nicht kontrollieren. Das Einzige, was Nightingale von einem normalen Menschen unterschied, war seine magische Kraft, was wiederum bedeutete, dass in der Magie die Möglichkeit zur Verteidigung lag. Das mochte ein bisschen weit hergeholt sein, aber es ist schließlich auch nicht leicht, solche Dinge gründlich zu durchdenken, während die Personifizierung eines historischen Londoner Flusses versucht, einen mental aufs Kreuz zu legen.
    Um Zeit zu gewinnen, versuchte ich mich mit aller Kraft gegen den Sog zu stemmen und mich nach hinten zu bewegen. Das funktionierte zwar nicht, aber wenigstens bewahrte es mich davor, weiter in Richtung Brunnen zu springen. Nightingale hatte mir noch keinen Zauberspruch beigebracht, mit dem man fremde Kräfte blockieren konnte, deshalb versuchte ich es mit einem
Impello
. Die
Forma
im Kopf richtig auf die Reihe zu kriegen war viel leichter, als ich erwartet hatte   – später spekulierte ich darüber, ob sich Tyburns Aktionen vielleicht eher gegen meine Instinkte gerichtet hatten als gegen die »höheren« intellektuellen Fähigkeiten meines Gehirns. Es fiel mir sogar so leicht, dass ich mich einen Augenblick lang vergaß.
    »
Impello!
«, sagte ich und versuchte, die Statue vom Sockel zu heben.
    Tyburn riss die Augen weit auf, als sie das Knackendes Marmors hörte. Sie wirbelte herum, und als sich ihr Blick von meinem löste, kam ich plötzlich frei und taumelte zurück. Ich spürte, dass die
Forma
in meinem Hirn außer Kontrolle geriet; der Kopf der Statue zersplitterte in winzige Marmorscherben. Gleichzeitig spürte ich einen Schlag gegen die Schulter und etwas Scharfes schnitt in mein Gesicht. Ein Mamorstück von der Größe eines kleinen Hundes krachte direkt vor meinen Füßen auf die Steinplatten.
    Auch das Vogelbecken hatte einen Riss bekommen und Wasser

Weitere Kostenlose Bücher