Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)
gut geführt. Aber, wie gesagt, ich will froh sein, wenn ich von ihm los bin; sein Blick hat für mich etwas Abstoßendes, das ich nicht überwinden kann. Apropos, Landlord«, wandte er sich da plötzlich an den Wirt, der indessen Blackfoot von der Seite mit flüchtigem Blicke maß, »hat denn der Büchsenschmied mein Schloß hergeschickt? Er versprach es wenigstens.«
»Ja, die Büchse steht da drin«, sagte Smart, ohne seine Stellung zu verändern. »Francis, reiche einmal das lange Schießeisen heraus, an dem Toby erst herumgearbeitet hat.«
»Habt Ihr ihm die Reparatur bezahlt?« fragte Edgeworth.
»Ja«, erwiderte der Barkeeper, »es war ein halber Dollar. – Er sagte, die Feder wäre zerbrochen und die ganze Nuß hätte drin gefehlt; Ihr müßtet sie einmal auseinandergenommen und die Nuß verloren haben.«
»Unsinn!« rief der Alte. »Ich habe die Büchse, seit ich sie abschoß, auswischte und wieder lud, nicht angerührt, Tom ebensowenig, denn der hat seine eigene. Weiß der Henker, wie die Nuß herausgekommen sein kann! Nun, meinetwegen; – sie schießt doch jetzt wieder. Da kann ich auch gleich den Schuß herausbrennen, der noch im Rohr steckt, und einen anderen hineinladen. Wo schießt man denn hier wohl am sichersten hin?«
»Ei nun, am sichersten gar nicht«, meinte Smart; »eigentlich ist's auch in der Stadt verboten, wir nehmen's aber nicht immer so genau. Schießt nur hoch! Seht, da oben sitzt ein Specht an dem trocknen Stumpf, ganz hoch, gerade über dem rechts hinausstehenden Aste; seht Ihr ihn? Ihr könnt Euer Gewehr da an den Pfosten anlegen.«
Edgeworth war indessen, mit der Büchse im Anschlag, vor die Tür getreten und blickte scharf zu dem bezeichneten Gegenstande auf.
»Anlegen?« sagte er dabei lachend. – »Auf neunzig Schritt anlegen? Das fehlte auch noch. Wenn das Schloß ordentlich Feuer gibt, könnt Ihr den Specht holen.« Er hob rasch die Büchse, zielte einen Augenblick, und mit dem Krach des Gewehrs fast zuckte das arme, kleine Tier hoch empor und stürzte dann dicht am Stamme herab auf die Erde.
»Es geht ja noch«, lächelte der alte Mann, während er die Büchse neben sich niederstellte und aus der umgehängten Kugeltasche den Krätzer nahm, um sie erst ordentlich wieder auszuwischen. »Da man aber nicht mehr auf Indianer zu schießen braucht, schießt man Spechte, das ist so der Welt Lauf. Der Mensch ist wenn nicht das größte, doch sicherlich das gefährlichste Raubtier; – er mordet zum Vergnügen. Doch mein Handelsmann da wird ungeduldig. – Geht nur voraus, guter Freund! Ich lade bloß meine Büchse, bezahle meine Rechnung und bin gleich unten.«
Blackfoot schien damit zufrieden, bat ihn nur noch einmal, nicht lange mehr zögern, und verließ das Zimmer. Als er aber die Tür hinter sich zugedrückt hatte, wandte sich Smart an Edgeworth und fragte ihn: »Kennt Ihr den da schon von früher?«
»Nein, – weshalb?«
»Wie seid Ihr denn dazu gekommen, den Handel mit ihm abzuschließen?«
»Wie? Ei nun, ich fand ihn hier im Union-Hotel, Ihr wart ja selbst dabei. Bill hat ihn irgendwo in der Stadt getroffen.«
»Bill? Wer ist Bill?«
»Mein Steuermann!«
»So?« sagte der Wirt nach ziemlich langer Pause und fing an, das Knie, das er wieder zwischen den Händen hielt, hin- und herzuschaukeln. – »So? – Also Bill hat Euch den rekommandiert. Hört einmal, Mr. Edgeworth, der Bursche gefällt mir nicht.«
»Weshalb?« lachte der Alte. »Weil er nicht wie ein Handelsmann aussieht? Ei, laßt Euch das wenig kümmern. Unsere indianischen Händler sind immer mehr Krieger und Jäger als Kaufleute und müssen ihre Waffen so gut wie ihre Gewichte zu führen wissen.«
»Aber die beiden verstehen sich miteinander«, sagte Smart.
»Wer? Der Kaufmann und Bill? – Hm, das ist wohl kaum möglich. Der Mann hat mir treffliche Preise geboten und einen Teil sogar schon als Draufgeld bar ausgezahlt.«
»Ich sah, wie sie Blicke wechselten«, versicherte Smart, indem er aufstand, »und müßte mich sehr irren, wenn sie nicht wenigstens bekannter miteinander sind, als sie hier anzugeben scheinen. Habt lieber acht, es gibt gar nichtsnutziges Volk am Flusse, und besonders Helena weiß eine Gechichte davon zu erzählen. Auf Eure Leute könnt Ihr Euch doch verlassen? Denn ein Fremder hat hier unten gerade nicht viel Hilfe zu erwarten.«
»Ei, gewiß kann ich das«, sagte der alte Mann, »mehr jedoch verlasse ich mich auf mich selber; es hat übrigens keine Not. So klug ist der
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