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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Beispiel –«
    Seine Rede wurde hier durch Cook kurz abgeschnitten, der in diesem Augenblick mit einem großen Blechbecher irgendeines kühlenden,von Mrs. Lively selbst bereiteten Getränks in der Tür erschien und ohne weitere Umstände zum Lager des Kranken schritt. »Dan«, sagte er hier, »Dan, – wie geht dir's?«
    »Besser!« flüsterte der arme Teufel nach kleiner Pause, während er die Augen aufschlug und einen leisen Dank murmelte, als ihm Cook den Becher an die Lippen hielt. »Massa Cook, – Ihr seid gut«, sagte er dann, während er mit einem tiefen Seufzer wieder zurücksank, – »recht gut; – aber – laßt die beiden Männer einmal hinausgehen, – will Euch – will Euch wichtige Nachricht mitteilen.«
    »Die beiden Herren da, Dan? – Ei, die mögen dableiben«, meinte Cook; »es ist doch kein Geheimnis, was mich allein betrifft?«
    »Nein«, stöhnte Dan, und man sah ihm an, wie schwer ihm das Reden wurde, – »nein, – nicht allein, – geht alle an in Arkansas, – viel böse Buckras, – will's Euch aber allein sagen.« Cook bat nun die beiden Männer, das Zimmer einen Augenblick zu verlassen. Sander natürlich suchte alle möglichen Entschuldigungen vor, um nur wenigstens in der Nähe zu bleiben; da der Mulatte aber unter keinen anderen Bedingungen reden wollte, bestand Cook fest darauf, und er mußte sich zuletzt fügen. Cook und Dan hatten nun eine gar lange und heimliche Konferenz miteinander, bei der selbst der Pflock innen vor die Tür geschoben war, um dadurch auch die geringste Störung zu vermeiden.
    Erst als Dan, vom vielen Reden erschöpft, wieder ohnmächtig wurde oder doch in eine Art bewußtlosen Zustand verfiel, rief der junge Farmer die beiden Frauen herüber, die sich erboten hatten, die Wunden zu besorgen, und besprach sich nun, während es sich der Doktor nicht nehmen ließ, wenigstens gleichfalls hilfreiche Hand anzulegen, mit dem vermeintlichen Mr. Hawes über das, was er eben von des Mulatten Lippen gehört.
    Obgleich Dan recht gut das Bestehen der Insel kannte, da Atkins schon sehr viele Pferde dorthin besorgt und ihn selbst einmal bis zum Stromufer mitgeschickt hatte, war er doch nicht imstande, die Lage derselben genau anzugeben, ja er wußte nicht einmal bestimmt, ob sie dicht über Helena oder weiter abwärts liege, – wenn er sie auch in der Nähe dieser Stadt vermutete. So viel aber sagte er als gewiß aus, daß sich die Bewohner derselben fürchterlicher Verbrechen schuldig gemacht hätten, und Cook wollte jetzt nur noch die Rückkunft der Freunde abwarten, um augenblicklich die entscheidenden Schritte zu tun. Diese nämlich sollten nicht nur dahin gehen, jenes Raubnest aufzuheben, sondern auch die Verbrecher selbst zu überraschen und sie den Arm strafender Gerechtigkeit fühlen zu lassen. Früher hatte er schon gehört, daß Sander mit dem Mississippi ziemlich vertraut sei, und er verlangte nun von ihm zu höhren, wie man der gesetzlosen Bande am besten und zwar so beikommen könne, daß ihre Flucht verhindert werde.
    Sander schaute lange und sinnend vor sich nieder; – seine schlimmsten Befürchtungen waren eingetroffen; ihrer aller Leben war bedroht, ihr Schlupfwinkel verraten, und er selbst stand machtlos da, konnte den Verräter nicht züchtigen, ja wußte im ersten wirren Augenblick selbst weder Rat noch Tat, diesem fürchterlichen Schlage zu begegnen.
    In seinem ersten Schreck suchte er denn auch, ehe er irgendeinen andern Plan fassen konnte, die Sache geradehin als unglaublich und unwahrscheinlich darzustellen und meinte, der Mulatte habe allem Anschein nach solch tolle, wahnsinnige Schreckbilder nur erfunden, um sein eigenes Leben zu retten, seine eigene Haut in Sicherheit zu bringen. Davon wollte Cook aber nichts wissen, und erst als Sander merkte, daß er ihn auf keinen Fall dazu bringen würde, des Mulatten Aussage zu mißachten, beschloß er, nach einem anderen, nach dem letzten Plane vorzugehen. Cook war allerdings jetzt noch der einzige Mensch, der um das Geheimnis wußte, und wäre er mit ihm allein im Walde gewesen, wer weiß, ob er da nicht versucht hätte, sein Leben zu nehmen. Hier aber wäre das für ihn mit zu großer persönlicher Gefahr verknüpft gewesen, und überdies genügte es ihm ja, die Entdeckung der Insel nur noch zwei Tage hinauszuschieben. Bis dahin behielt er vollkommen Zeit, seine Freunde zu warnen; die Beute konnte dann rasch verteilt, und alle konnten in Sicherheit sein, ehe die schwerfälligen Waldleute in der Lage

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