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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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waren, einen Schlag gegen sie zu führen.
    »Gut, Sir«, sagte er nach langem, ernstem Nachdenken zu dem Farmer, »wenn Sie denn wirklich glauben, daß jener Bursche die Wahrheit gesagt hat, und gesonnen sind, eine Bande, wie er sie beschreibt, auszuheben, so dürfen Sie das nicht als ein Kinderspiel betrachten; denn solche Burschen, wenn sie wirklich existieren, würden, da für sie alles auf dem Spiele steht, auch wie Verzweifelte kämpfen. Fallen Sie also nicht mit der gehörigen Macht über sie her, so geben Sie ihnen nur eine Warnung und finden später das Nest leer. Und ich kenne den Mississippi und seine Ufer zu genau – und Sie vielleicht auch –, um Ihnen nicht die feste Versicherung geben zu können, daß an eine Verfolgung dann nicht mehr zu denken ist. Wollen Sie also das, was Sie vorhaben, auch mit Erfolg tun, so bereden Sie die Sache heute abend mit Ihren Freunden, benachrichtigen Sie dann morgen Ihre Nachbarn und kommen Sie morgen abend oder Sonntag früh nach Helena. Ich selbst will augenblicklich nach Helena reiten, dort den Richter davon in Kenntnis setzen und dann nach Sinkville hinüberfahren, um dort ebenfalls alles an waffenfähigen Leuten aufzubieten. Sonntag nachmittag spätestens bin ich wieder in Helena, und dann müssen wir noch an demselben Abend den Schlag ausführen, da wir keine lange Zeit darüber versäumen dürfen.«
    Dies alles leuchtete dem jungen Farmer, der Sander natürlich nicht selbst in Verdacht haben konnte, vollkommen ein. Früher, das wußte er selber, war es auch kaum möglich, die nötigen Kräfte zusammenzubringen. Er versprach also, bis spätestens Sonntag morgen wohlbewaffnet mit allen Nachbarn in Helena einzutreffen, und Sander, dem jetzt natürlich nur daran liegen mußte, die Freunde so schnell wie möglich von der ihnen drohenden Gefahr in Kenntnis zu setzen, erklärte, keinen Augenblick länger verlieren zu wollen, um die nötigen Schritte noch vor der zum Aufbruch bestimmten Zeit in Sinkville zu tun. Rasch holte er sein Pferd, das er selbst aufzäumte und sattelte, und sprengte bald darauf, dem Tier vollkommen die Zügel lassend, in wildem Galopp die Straße nach Helena entlang.

Kapitel 18
    Edgeworth' Steuermann trieb den ganzen Freitag morgen, daß sie abfahren sollten, und drohte mit Wettern und Nebel. Edgeworth aber, der in den Wolken nichts sah, was Wetter verkündete, und die gewaltigen Nebel des südlichen Mississippi noch gar nicht kannte, also auch nicht fürchtete, hatte einen Freund, einen früheren Nachbarn aus Indiana angetroffen und mit diesem in Smarts Hotel drüben ein Stündchen verplaudert. Smart selber saß dabei, das eine Bein hoch heraufgezogen und mit beiden Händen haltend, und hörte den Erinnerungen der beiden alten Leute zu, die sie nicht allein auf Jagd und Wald, sondern auch auf die wilden Kriege mit den Indianern, auf Präriekämpfe und die nächtlichen Hinterhalte jener dunklen Rasse zurückführten.
    Da trat endlich Blackfoot ins Zimmer und mahnte dringend zum Aufbruch. Er habe, wie er sagte, die Güter gleich morgen früh zu versenden und müsse bestimmt darauf dringen, jetzt abzufahren, damit sie noch vor Tagesanbruch an Ort und Stelle kämen. Hierin pflichtete ihm der Indianamann selber bei, indem er versicherte, sie hätten keinen Augenblick mehr zu verlieren, wenn sie noch rechtzeitig Viktoria erreichen wollten. Der Steuermann Bill, der einige Minuten nach Blackfoot, ohne sich aber um die übrigen zu kümmern, zum Schenktisch getreten war, fragte jetzt den alten Edgeworth, ob er noch heute morgen abfahren wolle, sonst ginge er gern einmal ein Viertelstündchen vor die Stadt, wo ein alter Schiffsgefährte von ihm wohnen solle.
    »Nein, Mann!« rief Blackfoot schnell dazwischen. »Das geht unmöglich mehr. – Ihr habt die ganze Nacht Zeit dazu gehabt. Entweder wir fahren jetzt, oder ich kann die ganze Ladung nicht brauchen.«
    »Ei nun, meinetwegen«, brummte der Steuermann und trank sein Glas auf einen Zug aus, drückte sich den Hut trotzig in die Stirn und verließ Ärger heuchelnd das Zimmer.
    »Unfreundlicher Geselle«, sagte der vermeintliche Kaufmann, als er dem Bootsmann nachblickte. »Habt Ihr den schon lange an Bord?«
    »Ja, von Indiana aus«, erwiderte Edgeworth, »und ich weiß nicht, was mir den Menschen so verhaßt gemacht hat; doch wir sind ja bald geschieden. Er ist übrigens ein wackerer Steuermann und versteht seine Sache; den Fluß kennt er wie ich meine Tasche, und mein Boot hat er bis dahin wacker und

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