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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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sollte, als ich zurück bin, nicht mit ihm von all den gräßlichen Dingen, wie Ihr das gewöhnlich tut, nicht wahr, Ihr vergeßt das nicht? Einem Gesunden gerinnt ja schon das Blut in den Adern, wenn er solche Sachen nur erwähnen hört, wieviel mehr also einem unglücklichen Christenmenschen, dem das alles versprochen wird.«
    Damit verließ er rasch das Haus, während ihm der Doktor, dabei sehr eifrig und ungeduldig mit seinem langen goldnen Petschaft spielend, ärgerlich nachsah. »Hm – ja hm!« sagte er und nahm aus seiner kleinen silbernen Dose eine entsetzliche Prise. – »Hm – das ist nicht recht, – das fehlte auch noch, daß sich solche Holzköpfe um die Wissenschaft kümmerten. Soll nicht einmal davon reden, soll weder ›Messer‹ noch ›Säge‹ wie sich dieser Barbar ausdrückt, an den schwarzen Kadaver legen dürfen; ich möchte nur um Gottes willen wissen, wozu er sonst noch gut wäre?«
    Sander hatte die ganze Verhandlung in wirklich peinlicher Ungeduld mit angehört. – Was aber konnte er machen? Einen Schritt tun, der auf ihn selbst den Verdacht lenkte, und dann fliehen? Er hatte erst an diesem Morgen gesehen, wie die Hinterwäldler einer Spur folgten. Überdies war es ja noch nicht einmal gewiß, ob der Mulatte um die Existenz der Insel wirklich wußte, und unnütz eine solche Gefahr zu laufen wäre mehr als töricht gewesen. Da brachten ihn des Farmers letzte Worte und des Doktors Unwillen darüber auf einen neuen Gedanken. – Vielleicht konnte der Arzt gewonnen werden, ihm beizustehen, wenn er seine Liebhaberei mit zu Hilfe rief, und nach kurzem Überlegen sagte er, indem er sich an den grimmig auf und ab laufenden kleinen Mann wandte: »Doktor Monrove, Sie sollten sich nicht über einen Menschen wundern, der weder von Arznei noch Wissenschaft einen weiteren Begriff hat, als daß ›Indianphysik‹ auf die eine und Rizinusöl auf die andere Art wirkt. Was hält uns denn ab, doch zu tun, was wir wollen?«
    »Was uns abhält?« rief der Doktor unwillig, indem er stehenblieb und dem Ratgeber ins Antlitz sah. – »Was uns abhält? – Haben Sie gesehen, was der Mensch für Fäuste hat? Ließe sich mit Gewalt dagegen etwas ausrichten?«
    »Nein«, sagte Sander lächelnd, – »aber mit List, – wenn man da überhaupt wirkliche List anzuwenden hat, wo es nur gilt, einem solchen mit der Axt zugehauenen Verstande zu begegnen.«
    »Aber wie?« fragte der Doktor und warf einen scheuen Seitenblick auf den Verwundeten.
    »Er verbietet Ihnen, Hand oder vielmehr Instrument an den Lebenden zu legen«, sagte Sander.
    »Ja –«
    »Und wenn der Mann nun stürbe?«
    »Aber er stirbt ja nicht«, lamentierte der Doktor. – »Solche Mulatten haben Katzenleben, und an einer Hirnwunde ist, glaube ich, noch nicht ein einziger draufgegangen. – Zähe Naturen sind's, denen das Leben nur im Magen sitzt.«
    »Gut, was hindert Sie dann, es auch dort anzugreifen?« fragte ihn Sander lauernd.
    »Was mich hindert? Wie verstehen Sie das?«
    »Ei nun, die Sache ist einfach genug; wozu führen Sie diese Gifte bei sich?«
    »Doch nicht, um Menschen zu vergiften, Sir!« rief der kleine Doktor erschreckt aus.
    Allerdings war es bei ihm zur Leidenschaft geworden, menschliche Glieder zu sezieren und sich in eine ›Wissenschaft hineinzuarbeiten‹, wie er es selber nannte, von der er kaum imstande gewesen war, oberfächliche Kenntnis zu erwerben. In der Ausübung derselben hielt er denn auch alles für vollkommen gerechtfertigt, was einem ihm einmal unter die Hände gefallenen Opfer zustieß. Nie aber hätte er es so weit getrieben, wirklichen Mord zu begehen, um eben dieser Leidenschaft zu frönen, ja der Gedanke war vielleicht noch nicht einmal in ihm aufgestiegen; denn er starrte den jungen Verbrecher mehrere Sekunden lang ganz erstaunt und bestürzt an. Als Sander einsah, daß er vielleicht gleich beim ersten Anlauf ein wenig zu weit gegangen sei, lenkte er rasch wieder ein und sagte: »Verstehen Sie mich nicht falsch, Sir nicht tödliches Gift würde ich dem Burschen geben, nur irgendeinen unschädlichen, aber doch dahin wirkenden Trank, daß er in einer Art Starrkrampf liegenbliebe, wo Sie dann nicht allein imstande sein würden, ihn mit fortzunehmen, da die unwissenden Farmer das sicherlich für den Tod selbst hielten, sondern ihn auch – ein Sieg der wirklichen Kunst – wiederherzustellen.«
    »Hm, so, ja so, auf die Art meinten Sie das? Hm ja, das wäre vielleicht eher möglich. Da könnte man zum

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