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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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wir nicht ganz genau den Landungsplatz treffen, so laufen wir so sicher auf, wie wir jetzt gutes Fahrwasser unter dem Rumpf haben. Legt die Finnen wieder hoch, und wartet noch ein paar Stunden; – am Fuß von Nr. Zweiundsechzig ist ein trefflicher Landungsplatz, und ich glaube auch, wir können am östlichen Ufer von Nr. Einundsechzig ohne Gefahr eine Stelle erreichen, wo wir imstande sind, die Taue zu befestigen.«
    »Schadet nichts, Bill«, sagte der alte Mann ruhig, »haltet nur nach Arkansas hinüber, ich will lieber ein bißchen zu vorsichtig sein, als nachher Boot und Ladung einbüßen.«
    »Aber ich sage Euch, Sir«, fiel Blackfoot hier etwas ärgerlich ein, – »wir dürfen die schöne Zeit nicht noch länger nutzlos versäumen. – Ich muß die Ladung morgen früh mit Tagesanbruch in Viktoria haben, wenn ich sie überhaupt gebrauchen kann.«
    »Ei, Sir, von muß darf hier gar keine Rede sein«, erwiderte Edgeworth ernst. »Wenn es übrigens bloß die Ladung wäre, so möchte es noch angehen; ich würde sagen, laßt es uns riskieren; geschähe ein Unglück, so wäre weiter nichts als Geld verloren; aber hier stehen auch Leben auf dem Spiele. Wir haben nicht einmal die Jolle am Boot, um uns bei irgendeinem Unfall hineinzuflüchten. – Die Dame hier hat mir ebenfalls alles anvertraut, was sie noch auf dieser Welt besitzt, und wir müssen deshalb vorsichtig, ja, vielleicht vorsichtiger sein, als es sonst nötig wäre.«
    »Aber mir nützt die Ladung nichts, – wenn ich sie nicht –«
    »Ei, so laßt sie in Gottes Namen mir«, erwiderte Edgeworth kaltblütig. »Liefere ich Euch die Güter nicht zur bestimmten Zeit nach Viktoria, so seid Ihr an nichts gebunden; die Waren sind doch deshalb nicht schlechter geworden, weil schon jemand darauf geboten hat. Haltet hinüber, Bill, oder wir treiben wieder vorbei!«
    Blackfoot stampfte ärgerlich mit dem Fuße; Bill aber, der wenige Sekunden unschlüssig dagestanden hatte, schien sich jetzt eines Besseren besonnen zu haben, hob rasch das Ruder, drückte es nach Backbord hinüber und ließ den Bug langsam gegen die Richtung zu anluven, von wo aus die regelmäßigen Schläge der Axt noch immer herübertönten. Die Ruderleute legten sich dabei scharf hinter die Finnen; denn sie wußten doch nun einmal wieder, nach welcher Richtung zu es eigentlich ging, und langsam strebte der breite Bug, ein klein wenig nach oben gehalten, quer durch die Strömung, daß sich die Wasser leicht an seiner Steuerbordseite kräuselten. Einzelne niedertreibende Stämme und Holzstücke legten sich dabei nicht selten gegen die mächtige Flanke des Bootes, so daß sie dieses, wenn der Andrang und das Gewicht solcher Holzmassen zu schwer wurde, völlig stromauf halten mußten, um jene Anhängsel abwerfen zu können.
    »Aber sage einmal, Bill, bist du denn ganz des Teufels, daß du diesem alten Seehunde gehorchst?« zürnte Blackfoot, als er, während die Leute eifrig mit ihrer Arbeit beschäftigt waren, zu dem Kameraden ans Steuer getreten war. »Wenn wir jetzt anlegen und bis Tagesanbruch hier liegenbleiben, so ist zehn gegen eins zu wetten, daß unser schöner Plan zu Wasser wird. – Der Nebel geht dann allerdings fort, aber wir haben helles Tageslicht und müssen gewärtig sein, daß uns vorbeitreibende Flatboote oder Dampfboote die Ausführung unserer Arbeit total vereiteln.«
    »Bist du nun fertig?« grollte der Steuermann, während er das Boot wieder gerade stromauf hielt. – »Halt da mit den Steuerbordrudern! – So – das tut's – nun wieder ein!« Die laut gerufene Rede galt den Bootsleuten, die solchem Befehl auch willig gehorchten. »Willst du dich jetzt widersetzen?« fuhr dann Bill nach kurzer Zeit mit gedämpfter Stimme fort »Wo wir zwei gegen die Überzahl nicht allein nichts ausrichten könnten, sondern uns selbst noch mutwillig in die größte Gefahr stürzten? Willst du jetzt einen Verdacht wecken, der jenen Burschen dann gleich von vornherein gegen uns mißtrauisch machen müßte?«
    »Aber wie, zum Henker! –«
    »Bist doch sonst nicht so auf den Kopf gefallen«, höhnte der Steuermann, ohne die Einrede zu beachten, – »so nimm die fünf Sinne auch jetzt ein bißchen zusammen und laß ihnen für den Augenblick den Willen. – Du hast den Alten durch dein tolles Dazwischenfahren ohnedies schon stutzig gemacht. In zwei Stunden treiben wir hinunter an Ort und Stelle. Haben sie aber jetzt ihr Boot befestigt und finden sie, daß wir ebenfalls damit einverstanden sind,

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