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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Büchse?«
    »Sie gaben es vorhin in die Hand jenes Mannes; ich bin im Walde aufgewachsen und oft gezwungen gewesen, die Schußwaffe zu führen, wenn Everett tage- und wochenlang auf der Jagd blieb. Ich warf fast zufällig den Blick auf jenen Menschen, als er aus seinem eigenen Horn Pulver auf die Pfanne schüttete. Wäre mir der Gebrauch jener Waffe fremd, so hätte ich nichts Auffallendes in seinem Benehmen finden konnen; er trug etwas Spitzes in der Hand und öffnete scheinbar damit das Zündloch; aber der lauernde Blick, den er dabei auf Sie warf, machte mich zuerst stutzig. – Ich lehnte den Kopf in die Hand und behielt, ohne daß er mein Gesicht sehen konnte, seine Hand im Auge. Wohl drehte er sich, während Sie sein Pulver prüften, so weit von Ihnen ab, daß sein eigener Arm das Schloß verdeckte, deutlich aber erkannte ich, wie er irgend etwas, ob Holz oder Nagel weiß ich nicht, in das Zündloch drückte, und seine Hand zitterte, als er gleich darauf wieder Pulver auf die Pfanne schüttete. – Ich sah, wie das Pulver reichlich an Deck hinabfiel. So sehr übermannten mich Angst und Schreck, daß mir das Blut stockte und ich beinahe ohnmächtig an Deck niedergesunken wäre. Seit der Zeit war es mir aber noch nicht möglich, Ihnen auch nur eine Minute lang unbemerkt meinen Verdacht mitzuteilen, und ich fürchte nur, es ist fast zu spät, dem zu begegnen, was jene Schreckliches beabsichtigen mögen.«
    Edgeworth stand mehrere Minuten lang in tiefes Nachdenken versunken und starrte schweigend in den Nebel hinaus, der sein Boot jetzt dicht und undurchdringlich umgab. Endlich sagte er, während er sich langsam gegen die Frau umwandte: »Gehen Sie ruhig wieder in Ihr Zelt, meine gute Mrs. Everett. Ich danke Ihnen für Ihre Mitteilungen; wir dürfen aber für den Augenblick jene Leute noch nicht merken lassen, daß wir Verdacht geschöpft haben. Ich durchschaue jetzt alles, oh, daß Tom doch hier wäre! Doch es wird auch ohne ihn gehen; ich will nur gleich unten nach meiner Büchse sehen und sie wieder instandsetzen. Fürchten Sie aber nichts – meine Indiana-Männer sind treu wie Gold.«
    Er schritt langsam dem vorderen Teile des Fahrzeugs zu, wohin die Bootsleute einige der Kisten geschafft hatten, damit sie beim Rudern nicht im Wege wären, und wo sich auch der alleinige Eingang in das untere Deck und zu den Schlafstellen der Männer befand. Dieser bestand in einem viereckig ausgeschnittenen und nur dreieinhalb Fuß im Durchmesser haltenden Loche, in dem eine kurze Leiter lehnte. Er stieg hinab und verschwand gleich darauf im unteren Raume.

Kapitel 25
    Der Nebel hatte sich, während die ›Schildkröte‹ mit der reißenden Strömung rasch hinabtrieb, mehr und mehr verdichtet. Selbst die nur wenig vom Boot entfernten Stücke Floßholz ließen sich kaum noch erkennen, und an eine Bestimmung des Ufers war längst nicht mehr zu denken. Blackfoot, der den Strom nicht so genau kannte wie sein Kamerad, fing denn auch bald an unruhig zu werden, blickte oft forschend nach allen Seiten hinaus und wandte sich endlich mit etwas ängstlicher und bedenklicher Miene an den Steuermann.
    »Höre einmal, Bill«, sagte er, »die Sache fängt an, verdammt unklar zu werden. Bist du auch sicher und deiner Sache gewiß, daß du die Insel findest? Bedenke wohl, die Strömung ist jetzt durch das steigende Wasser selbst viel stärker geworden, und ich bin fest überzeugt, sie würde einen Gegenstand, den sie früher vom Arkansas-Ufer aus gerade auf unsere Sandbank warf, wie die Sache jetzt steht, weit darüber hinwegführen.«
    »Darin magst du recht haben«, erwiderte, mit dem Kopfe nickend, Bill; »du weißt aber auch, daß unsere Insel ein paar Meilen lang ist und wir fast die ganze Strecke lang das Brechen des Wassers gegen die in den Strom geworfenen Baumstämme hören können. Leicht wird es dann sein, die Bootsleute zum Anlegen zu bewegen; denn es fängt ihnen allen schon jetzt an unheimlich auf dem Wasser zu werden. Wenn's nicht dasselbe mit mir wäre, wollte ich sagen, es gäbe Ahnungen.«
    »Hm ja, das möchte gehen; haben wir noch weit bis zur Landspitze?«
    »Meiner Berechnung nach kann es keine halbe Meile mehr sein. Geh aber indessen einmal vorn aufs Boot und horche ein wenig, ob du das Rauschen noch nicht hören kannst. Halt, noch eins; bist du auch sicher, daß des Alten Büchse von der Pfanne blitzt?«
    »Haha«, lachte der dunkle Geselle höhnisch, »das war ein verdammt guter Einfall; – der kann schnappen, bis

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