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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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ihn der Finger schmerzt! Vielleicht war es aber gar nicht nötig; er hat das alte Schießeisen hinuntergetragen, damit ihm das Pulver nicht feucht wird, und da unten wird's denn wohl auch liegen, wenn er sich's hier an Deck wünschen soll.«
    Still und höhnisch vor sich hinlächelnd schritt der Pirat nach vorn und traf hier Mrs. Everett, die noch immer mit gefalteten Händen und gesenktem Haupt auf einer ihrer Kisten saß und sich nicht entschließen konnte, den freien Raum zu verlassen. Ihre ganze Gestalt zitterte und bebte, als sie an die schlaue List der Fremden dachte, die auf Fürchterliches schließen ließ.
    »Nun, meine junge Lady«, sagte der Händler, als er neben ihr stehenblieb und in das bleiche, rasch und erschreckt zu ihm aufgehobene Antlitz des jungen Weibes sah, – »noch immer die Szene mit der Dame nicht verschmerzt? Hahaha! Mrs. Breidelford ist ein wenig obenhinaus, wenn sie sich in ihren Rechten gekränkt glaubt; – was war denn eigentlich vorgefallen?«
    »Gott weiß es«, stöhnte die Arme und zwang sich gewaltsam, gefaßt zu bleiben; – »irgendein Mißverständnis wahrscheinlich. Ich bin ihr nie zu nahe getreten, ja habe früher nie ein Wort mit ihr gewechselt, noch ihre Schwelle je überschritten.«
    »Wunderlicher Kauz, diese Mrs. Breidelford«, lachte Blackfoot »sehr wunderlicher Kauz; aber seelensgut, wo was zu verdienen ist, – aufopfernd für Freunde, wo sie Nutzen erwartet, uneigennützig wie keine, wenn sie alles hat, was sie will, und nützlich – Sie glauben gar nicht, wie nützlich, Mrs. Everett. – Eine sehr vortreffliche Frau, diese Mrs. Breidelford.«
    Der Mann war augenscheinlich in äußerst guter Laune, denn er schritt lachend bis zur Bootsspitze vor und blieb hier, auf die Vorfinne gelehnt, jetzt aber mit nicht zu verkennender Aufmerksamkeit lauschend, stehen. Er hörte gar nicht, wie Edgeworth in diesem Augenblick, von dem langen Hosier gefolgt, die Leiter wieder heraufkam. – Die übrigen Leute waren kurz vorher in den Raum hinabgestiegen.
    »Hallo, Sir«, sagte Blackfoot plötzlich, als er sich umwandte und den alten Mann mit der Büchse neben sich stehen sah, »wollt Ihr Nebelkrähen schießen? Ich hatte eben Lust, mein Gewehr hinunter ins Trockene zu tragen, und Ihr bringt das Eure wieder herauf?«
    »Eine alte Angewohnheit«, sagte der Jäger, – »ich kann nicht gut ohne die Büchse sein, und da ich die Nacht an Deck schlafen will, soll sie wenigstens neben mir liegen. Meine Pfanne schließt ausgezeichnet, und das Pulver, das Ihr mir aufgeschüttet habt, wird sich ja wohl trocken halten.«
    »Ei gewiß, aber ich würde Euch nicht raten, oben zu schlafen; die Nässe dringt förmlich durch, und in Euren Jahren –«
    »Schadet nichts, – bin's gewohnt und habe schon manchmal in Sturm und Regen draußen gelegen. Aber komm, Bob Roy«, – wandte er sich dann an den Hosier – »rufe einmal die anderen auch herauf; ich denke, wir legen lieber bei; ich mag nicht länger in dem Nebel herumfahren!«
    »Beilegen, jetzt?« fragte Blackfoot rasch. »Das ist noch zu früh; – Bill meint, es wäre jetzt noch gar keine Gefahr.«
    »Ich will aber auch nicht warten, bis Bill meint, daß wirklich Gefahr bestünde«, erwiderte Edgeworth. »Ob wir nun noch ein paar Meilen weiterfahren oder jetzt anhalten, das wird sich in der Zeit ziemlich gleich bleiben. – Da drüben höre ich die Schläge einer Axt, und zwar gar nicht weit entfernt, dort muß also auch Land sein, und da wollen wir denn nicht warten, bis uns die Stömung wieder mitten in den Fluß hineinnimmt. Von dort an fahre ich auch nicht eher wieder ab, bis es nicht heller, lichter Tag geworden und der Nebel gewichen ist.«
    Die Bootsleute kamen jetzt rasch an Deck, machten die Finnen frei und stellten sich bereit, sobald das Steuerruder gerichtet wäre, einzufallen. Bill aber, der von seinem Platz aus die ganze Bewegung mit keineswegs freudigem Staunen beobachtet hatte, rief jetzt ärgerlich aus: »Ei, zum Donnerwetter, wer hat euch denn gesagt, daß ihr rudern sollt? Ihr wollt wohl auf irgendeinen Snag mit aller nur möglichen Gewalt auflaufen?«
    »Nein, Bill«, sagte Edgewort, stellte seine Büchse an das Zelt, neben dem Wolf noch immer lagerte, und ging auf ihn zu; »wir wollen dort drüben, wo Ihr noch jetzt die Axt hören könnt, anlegen, bis sich der Nebel verzogen hat. Haltet ein bißchen hinüber!«
    »Unsinn«, brummte der Steuermann; – »das Ufer dort drüben starrt vor lauter Snags und Sawyers. Wenn

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