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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Mittel gibt es nur, den Todesstreich, der unserem Haupte droht, nicht allein abzuwenden, sondern auch auf die Stirn des Feindes zurückzuführen. In wenigen Stunden werden wir Hunderte von berittenen Waldleuten hier in der Stadt sehen; dieser Cotton hat das ganz Land gegen uns in Aufruhr gebracht, und offenen Kampf in Helena dürfen wir nur als letzte Rettung wagen. Sie werden jetzt ungesäumt gegen die Insel aufbrechen wollen; bleiben wir zurück, so erregen wir nicht allein Verdacht, sondern teilen auch zugleich unsere Kräfte. Also müssen wir vereint mit den Feinden sie scheinbar begleiten und unterstützen. Einen Boten habe ich vor etwa einer Viertelstunde schon abgeschickt, der die Insulaner von unserem Plane in Kenntnis setzt. Wir selbst aber und alle kampfesfähigen Männer des Countys ziehen mit dem United-States-Paketboot gegen die Insel. In etwa zwei Stunden landet es hier auf seiner Fahrt von Memphis nach Napoleon und muß mir als Richter zu einem Zwecke, wo es die Sicherheit des ganzen Staates gilt, zu Diensten stehen. Meine wackeren Backwoodsmen würden auch gar nicht anstehen, den Kapitän zu zwingen, sollte der wirklich geneigt sein, Schwierigkeiten zu machen.«
    Porrel nickte lächelnd mit dem Kopfe. »So dampfen wir rasch zur Insel hinunter«, fuhr Dayton, schon in der Begeisterung des Kampfes, freudig fort. »Dort ordne ich die Scharen; die Unseren unter die Farmer gemischt und in ihrem Rücken, bis wir das Fort in Sicht haben, hinter dem die Freunde lauernd des Zeichens harren. Langes Zögern dulden die Hinterwäldler nicht, in ihrem tollen Mute werden sie blind darauf losstürmen wollen. Dann aber brechen die Insulaner von allen Seiten hervor; wir fallen den überraschten Gegnern in die Flanke, und sehen sie sich in dem dichten Unterholz unserer Verhaue von denen angegriffen, die sie bis dahin als die Ihrigen betrachtet hatten, werden sie nicht einmal mehr wissen, gegen wen sie sich verteidigen, wen sie bekämpfen sollen. Haben wir dann gesiegt, und der Sieg muß unter diesen Umständen ein ganz leichter sein, dann schaffen wir unsere Schätze auf das dort liegende – auf unser Dampfboot, und fort fliegen wir mit wehender Flagge durch den Atchafalaya in den Golf von Mexiko.«
    »Der Plan ist vortrefflich!« rief Porrel. »Die hitzköpfigen Hinterwäldler gehen unbedingt in die Falle; aber – weshalb haltet Ihr da noch Cook und den andern Bootsmann gefangen? Das wird böses Blut machen.«
    »Sie hätten mir durch ihre Hitze den ganzen Plan verdorben«, sagte Dayton. »Eilt nur jetzt hinauf zum ›Grauen Bären‹, daß wir die Unseren früh genug zurückziehen, und nachher bleibt uns immer noch Zeit, die Gefangenen zu befreien, wenn das überhaupt nötig ist. Vielleicht sind wir sogar imstande aufzubrechen, ehe sie alle hier eintreffen; desto leichtere Arbeit haben wir dann. Auf jeden Fall müssen wir versuchen, einen von ihnen, den jungen James Lively, hierher zu bekommen, ehe er uns die ganze wilde Schar auf den Hals hetzt, und – vielleicht auch mehr sieht, als gerade nötig ist. – Er liegt in dem kleinen, dem ›Grauen Bären‹ fast gegenüber befindlichen Kieferndickicht versteckt, um von dort aus das ihm verdächtige Haus zu beobachten. Bringt ihn womöglich im guten mit her; geht aber das nicht – ei, dann auch mit Gewalt. Es ist derselbe, dessen Messer in dem Hause der Ermordeten gefunden wurde.«
    »Gut!« sagte Porrel und rieb sich freudig die Hände. »Vortrefflich, da gibt's doch endlich einmal ein ordentliches Dreinschlagen, wo man nicht mehr süß und freundlich zu sein braucht. Tod und Teufel, das Leben hatte ich satt! – Nun weiß man doch, woran man ist, und braucht nicht mehr in steter Angst und Not zu leben. Also Good bye, meinen Auftrag richte ich aus, sorgt Ihr nur auch dafür, daß wir, wenn das Memphis-Paketboot kommt, die Unseren alle beisammen haben.« Rasch eilte er die Straße hinab, wo er bald ein paar seiner Freunde zu sich rief und mit ihnen um die Ecke der seitlich abzweigenden Gasse verschwand.
    Der Squire schritt indessen langsam und sinnend der eigenen Wohnung zu.
    »Wer war der Knabe, der da eben das Haus verließ?« fragte Squire Dayton, als er in seine Tür trat und nach einem jungen Burschen zurücksah, der jetzt flüchtigen Laufes die Straße hinabeilte. »Was wollte er, und von woher kommt er?«
    »Gott weiß es, Massa«, sagte Nancy, die ihrem Herrn zugleich einen eben für ihn eingetroffenen Brief überreichte. – »Noch gar nicht so lange ist es

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