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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Unverschämtheit genug, meiner Mutter Sohn einen Mord ins Gesicht zu werfen?«
    »Halt, Sir«, mahnte ihn ernst der Squire, – »nicht mit Prahlen kann solche Sache beseitigt werden. Hier – dieses Messer hat man auf dem Tisch neben der Ermordeten gefunden.«
    Cook drängte sich durch die bereitwillig Raum gebenden Männer zum Richter hin, erblickte aber kaum das Messer, als er auch die geballte Faust auf den Tisch schlug und ausrief: »Heilige Dreifaltigkeit! – Hat dieser neunhäutige Schurke auch hier wieder die Hand mit im Spiele? – Steckt denn die blutige Bestie überall? Aber warte, du sollst uns nicht lange mehr äffen; einmal kommst du uns doch in die Hände und dann –«
    »Sir?« sagte der Richter ungeduldig.
    »Dieses Messer«, entgegnete jetzt Cook rasch, »kann kein anderer als der berüchtigte Cotton hierhergebracht haben. Der hat es vorgestern abend mit noch zwei Kugeltaschen aus unserem Hause gestohlen. Jetzt dürfen wir aber auch keinen Augenblick mehr verlieren, wenn wir diesen niederträchtigen Schurken noch erreichen wollen. Kommt, Leute, hier gilt es, den Staat von einer wahren Geißel zu befreien!«
    Der Konstabler vertrat ihm auf einen Wink des Richters den Weg, und dieser fragte jetzt, ohne des jungen Mannes Entrüstung darüber weiter zu beachten:
    »Wann sind Sie heute nach Helena gekommen, Sir?«
    »Ich? Weshalb?« rief Cook ärgerlich.
    »Ich verlange eine Antwort auf meine Frage«, lautete die ernste Entgegnung.
    »Nun gut denn, heute morgen.«
    »Und zu welcher Zeit?«
    »Ei, zum Donnerwetter, – ich führe keine Taschenuhr bei mir«, sagte Cook unwillig – »'s war noch dunkel; – das mag Euch genügen!«
    »Und wo hält sich der junge Mann jetzt auf, der, wie Ihr sagt, mit Euch gekommen ist und dem dieses Messer hier gehört?«
    »Squire Dayton – ich habe darüber schon heute morgen –«
    »Ich muß Sie bitten, Sir, meine jetzigen Fragen einfach zu beantworten. Wo ist James Lively in diesem Augenblick?«
    »Squire«, sagte Cook und richtete seinen Blick fest und ernst auf den Richter, – »es will mir fast so vorkommen, als ob hier eine Art Spiel mit mir getrieben werden sollte. – Wetter noch einmal, ich bin kein Kind mehr! Was bedeuten diese Fragen?«
    »Einer Frage gebührt auch eine Antwort«, sagte in diesem Augenblick eine scharfe schneidende Stimme, und ein langer, hagerer Mann, dem vier oder fünf andere, ebenfalls Fremde, folgten, wandte sich freundlich gegen den jungen Farmer. Fast aller Blicke hefteten sich verwundert auf die so plötzlich Eintretenden; der Richter aber fuhr mit einem freudig überraschten »Ah!« empor, streckte dem ersten die Hand entgegen und rief in frohem Erstaunen:
    »Mr. Porrel aus Sinkville. Sie kommen wie gerufen, um an unseren Verhandlungen und Geschäften teilzunehmen, die, wie ich fast zu fürchten anfange, gar ernster Art werden könnten.«
    »Guten Morgen, Squire«, sagte der Neuankömmling; – »es ist, wie ich höre, ein Mord geschehen –«
    »Lassen Sie sich die Geschichte ein anderes Mal mitteilen«, rief Cook unwillig dazwischen und wandte sich der Tür zu; »wir haben jetzt keine Zeit, weder für Erzählungen noch für leere Gerichtsformen, wenn wir nicht die Schuldigen inzwischen wollen entfliehen lassen. Hallo, meine Burschen, wer geht mit mir?«
    »Ei, eine ganze Menge, denke ich«, sagte der Virginier und sah sich dabei im Kreise um. – »Vor allen Dingen müssen wir die Kneipe da oben ausheben.«
    »Halt, Sir, – Ihr seid mein Gefangener!« rief in diesem Augenblicke der Konstabler und legte seine Hand auf die Schulter des Farmers. – »Im Namen des Gesetzes!«
    »Das Gesetz soll zum Teufel gehen!« schrie der Backwoodsman, der keineswegs gesonnen schien, sich solcher Willkür geduldig zu fügen. – »Zurück da, Mann! – Hierher, Virginny! – Hierher, meine Helena-Burschen! Das ist Gewalt!«
    »Schützt das Gesetz!« rief es aber von allen Seiten, und wenn der junge, riesige Hinterwäldler auch den Konstabler wie einen Federball zurückschleuderte und sich, von dem Virginier und zwei oder drei anderen unterstützt, der Tür zukämpfte, so sahen sich diese doch bald von der Übermacht bewältigt. Cook wurde umschlungen und trotz seines wütenden Sträubens mit schnell herbeigebrachten Stricken gebunden.
    »Die Pest über euch!« schrie der Farmer und suchte, freilich vergebens, seine Arme, freizubekommen. »Nennt ihr das Gesetz, ehrliche Männer festzuhalten, damit eure Schurken frei ausgehen? Und Ihr da,

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