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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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berührte:
    »Nun, Sir, beschließt rasch, was Ihr tun wollt; unsere Augenblicke sind gezählt.«
    »Wißt Ihr?« fragte Dayton und schaute zu ihm auf.
    »Ich weiß alles«, entgegnete mürrisch der Fremde. »Sander, der Euch oben im ›Grauen Bären‹ sehnsüchtig erwartete, hat mir wenigstens das Wichtigste mitgeteilt.«
    »Wo ist Simrow?« fragte der Squire rasch. – »Habt Ihr nichts von ihm gesehen?«
    »Die Pest über den Burschen!« rief der Advokat. »Ich habe ihm nie getraut!«
    Dayton sah ihm überrascht und mißtrauisch ins Auge.
    »Wahrscheinlich spielte er ein falsches Spiel«, fuhr Porrel fort, ohne den Blick zu beachten; »soviel ist gewiß, er hatte sich, als der alte Benwick kaum begraben war, bedeutender Kapitalien gegen seinen Auftrag bemächtigt und wollte damit fliehen. – Ein paar Georgier setzten ihm nach, holten ihn ein und – schossen ihn glücklicherweise gleich nieder.«
    »Und das Testament?« fragte Dayton mit fest zusammengebissenen Zähnen.
    »Man soll allerlei darüber munkeln«, grollte der Sinkviller; »ich glaube, es wird das beste sein, wenn wir uns nicht weiter um die Sache bemühen.«
    »Sind denn alle Teufel heute auf einmal losgelassen?« rief der Richter; mit dem Fuße stampfend. »Mord und Tod! Es ist ja fast. als ob uns das Schicksal selbst zum letzten entscheidenden Schritt treiben wollte.«
    »Verzögert den wenigstens so lange wie möglich«, warnte Porrel; »denn wenn der mißlingt, sind wir natürlich verloren, weil es eben der letzte war.«
    »Seid außer Sorge«, entgegnete finster der Richter, »wir haben bisher zu trefflich gebaut, um uns jetzt, Wahnsinnigen gleich, das Sparrwerk selber über den Häuptern zusammenzureißen. Ich habe einen Plan entworfen, der uns nicht allein Freiheit, sondern auch Rache sichert. Vor allen Dingen müssen wir aber die Unseren, die sich noch oben im ›Grauen Bären‹ aufhalten, in Sicherheit bringen. Wohl ahne ich, wer der Rasende war, der am Tage der Entscheidung durch einen solchen Mord uns alle der größten Gefahr aussetzte; doch dürfen wir die Kameraden nicht verderben lassen, und dorthin wird sich die bis jetzt nur mühsam gedämmte Rache des Volkes zuerst Bahn brechen. Eilt also schnell hinauf und schickt mir alle, die man hier in Helena nicht kennt, augenblicklich herunter; Sander aber und Thorby und – noch einige andere, die ich dort vermute, mögen gleich den oberhalb liegenden und für sie bestimmten kleinen Chickenthief [Fußnote: Chickenthief oder Hühnerdieb ist auf dem Mississippi, besonders an der Louisianaküste, der Name kleiner, schmaler Segelboote, die, ihrer Leichtigkeit und Schnelle vertrauend, wohl früher manchmal die Hühnerhöfe der Pflanzer geplündert haben mögen, und davon ihren Namen bekamen. ] benutzen und so rasch wie möglich mit der Strömung unterhalb Helena antreiben.«
    »Was aber, zum Donnerwetter, habt Ihr vor?« fragte Porrel ärgerlich. »Tut doch nicht so verdammt geheimnisvoll und schießt einmal los! Wie kann ich denn sonst wissen, wie ich zu handeln habe?«
    »Die Sache soll für Euch alle gar kein Geheimnis mehr sein«, entgegnete ihm der Führer. »Wollten wir jetzt in offenem Ansturm das Dampfboot, das gerade an der Landung liegt; nehmen, so würde uns natürlich die ganze Bevölkerung von Helena nicht daran hindern können; ich selbst verstehe ein Dampfboot zu führen, und der ›Van Buren‹ ist auch schnell genug, um jeder Verfolgung zu spotten.«
    »Nun, weshalb greifen wir denn da nicht zu?« meinte Porrel. – »Wo böte sich eine bessere Gelegenheit?«
    »Wir selbst wären vielleicht imstande, uns zu retten«, fuhr Dayton, den Einwurf nicht beachtend, fort, »dürften es aber gar nicht wagen, an der Insel zu halten. Das Land wär augenblicklich in Aufruhr, und Ihr wißt recht gut, daß bei dem jetzigen Wasserstande fast keine Stunde vergeht, in dem nicht Dampfboote hier vorbeikommen, die wir dann augenblicklich auf den Fersen hätten. Nicht allein unsere ganze mühsam aufgespeicherte Beute wäre in dem Falle verloren, nein, auch unser Leben fast mehr als gefährdet; wir müssen daher sichergehen.«
    »Aber wie wäre das möglich?« fragte Porrel gespannt.
    »Einfach genug«, sagte der Richter. »Die Existenz der Insel ist den Farmern verraten; wie ein Lauffeuer fliegt jetzt die ihnen fast noch fabelhaft scheinende Mär von Mund zu Mund. Leugnen können wir es nicht mehr und ebensowenig den Sturm aufhalten, der sich noch heute dort hinunterwälzen wird. Ein einziges

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