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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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vermaledeiter Tintenkleckser, Dayton oder Wharton, wie Ihr nun heißen mögt, Ihr sollt mir Rede stehen für dies! Hallo, Virginny, – sind denn keine Männer mehr da?«
    »Raum da!« schrie in diesem Augenblicke der baumlange Virginier und stürzte sich mit einigen rasch geworbenen Freunden aufs neue zwischen die hinein, die Cook gefangen hielten.
    »Schützt das Gesetz!« tönte es ihm aber überall entgegen, und wo er Hilfe erwartet hatte, fand er nur Widerstand. Es schien auch für kurze Zeit wirklich zu einem ernsten Kampfe zu kommen; die Mehrzahl befand sich jedoch zu stark auf seiten der gesetzlichen Partei; – die übrigen waren nicht imstande, den Gefangenen zu befreien, und Dayton, der mit kaltem Lächeln der tollen Wirrnis zugeschaut hatte, gab jetzt ruhig den Befehl, Cook in das Gefängnis hinüberzuschaffen.
    »Virginny!« rief Cook, als er unten in der Tür stand und den Virginier sah, der sich noch immer vergebens bemühte, bis zu ihm hinzudringen »Wollt Ihr mir einen Gefallen tun?«
    »Ruhe da, Sir!« rief der Konstabler. – »Kein Wort weiter, oder –«
    »Ay ay!« rief der Lange hinüber.
    »Keine Verabredungen, Sir! – Duldet keine Verabredungen, Konstabler!« schrie jener Mr. Porrel und eilte rasch herbei. »Leute, – bringt die beiden auseinander.«
    »Warnt James Lively!« schrie da der Farmer, so laut er schreien konnte, und sah sich im nächsten Augenblick von den Wächtern erfaßt und fortgerissen.
    »Ja, aber – wo finde ich ihn?« rief der Virginier zurück.
    »Fort da! – Weg mit dem Burschen! – Habt acht auf Euch! – Damn you! – Schlagt ihn zu Boden!« tobte es indessen von allen Seiten, und während die einen den Farmer mit sich auf die Straße zogen, hinderten die anderen den Virginier, ihm zu folgen, so daß, ehe er sich Bahn brechen konnte, die Tür des County-Gefängnisses hinter dem jungen Mann ins Schloß fiel.
    Der Virginier schritt, da er sah, daß jeder weitere Versuch vergebens sein würde, die Straße hinunter, während sich die übrigen teils um das Haus der Witwe scharten, das der Konstabler eben verschloß, teils auf dem Platze selber zusammentraten und das Geschehene miteinander besprachen. Mit seinem Auftrag war er aber gar nicht zufrieden. »Hm«, brummte er vor sich hin und schob die Hände in die Taschen, »jetzt soll ich Jimmy Lively warnen; – da werde ich zu Livelys hinauslaufen können. Zum Henker auch! Ob man denn hier nicht irgendwo ein Pferd kriegen könnte? He, Bob!« rief er dann einen Bekannten an, der dem Schauplatz gerade zueilte – »Wer borgt einem wohl in der Stadt ein Pferd, wenn man keins hat?«
    »Smart«, lautete die lakonische Antwort, und der Angeredete, der sich nicht nach dem Frager umschaute, eilte rasch vorwärts. »Smart? – So?« murmelte der Virginier und sah dem Laufenden nach. »Verdammte Eile! – Kommt auch noch zur rechten Zeit. Smart, muß einmal zu Smart gehen und hören, was er sagt. Daß der Henker übrigens das Reiten hole! – Habe noch in meinem Leben auf keinem so vierbeinigen Dinge gesessen, außer einmal, wo's mich aber schon abwarf, ehe ich nur recht aufgestiegen war.«
    Und mit leise in den Bart gebrummten Flüchen schritt der Lange dem Union-Hotel zu, um dort sein Glück zu versuchen.

Kapitel 33
    Squire Dayton war, während sich das übrige Volk zerstreute, mit Porrel und einem Teil seiner Verbündeten zurückgeblieben und stand, die Arme fest verschlungen, mitten auf dem breiten Platze, der Mrs. Breidelfords Haus von dem Gefängnis trennte. Er wußte recht gut, daß sich jetzt – vielleicht heute noch – nicht allein sein Schicksal, sondern auch das aller übrigen entscheiden mußte, und tollkühne Pläne waren es, die für den Augenblick sein Hirn durchkreuzten. Sollte er hier der Gefahr ausgesetzt bleiben, verraten und vielleicht einmal überrascht und gefangen zu werden? Sein Blick schweifte wild über die wogenden Menschenmassen hin. Oder sollte er sich, der Macht, die er jetzt um sich versammelt sah, vertrauend, im letzten entscheidenden Streiche den Feinden entgegenwerfen? Noch war ihm Zeit gegeben, das, was er an Schätzen angehäuft hatte, in Sicherheit zu bringen; der nächste Augenblick vernichtete vielleicht schon alle Hoffnungen und Pläne.
    Porrel, der eben erst von Sinkville eingetroffene Verbündete, mochte wohl ahnen, was in seiner Seele vorging. Er schritt langsam auf ihn zu, blieb wenige Sekunden dicht neben ihm stehen und flüsterte dann, indem er ganz vorsichtig seine Schulter

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