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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Toilette beendet und er vollkommen bereit sei, zu folgen, wohin sie ihn führen würde.

Kapitel 36
    Adele schritt rasch mit ihrem schwarzen Begleiter voran, und sie erreichten in dem Augenblick die Frontstreet, als der Richter von Porrel Abschied genommen und, die Elmstreet hinauf, seinem Hause zueilen wollte. Obgleich er die junge Dame nun freilich lieber vermieden hätte, so ging das doch nicht an; sie hatte ihn schon gesehen und kam rasch auf ihn zu. Da blieb sie plötzlich stehen und schaute die Straße am Ufer hinab. Scipio starrte ebenfalls dorthin und schlug die Hände in lauter Verwunderung zusammen, und als der Squire ihrem Blicke mit den Augen folgte, sah er eben noch, wie dicht am Ufer ein Pferd mit seinem Reiter zusammenbrach und diesen weithin über sich schleuderte. Von allen Seiten eilten Menschen herbei, ihm beizustehen; der Mann aber raffte sich, obgleich von dem gewaltigen Sturze etwas betäubt, doch schnell wieder empor und warf den Blick scheu im Kreise umher. Dort aber mußte er wohl bekannte Gesichter treffen; denn Dayton sah, wie er dem einen die Hand reichte und ein paar Worte mit ihm wechselte und wie dieser dann der Stelle zudeutete, wo er selber stand. Dayton erschrak. Es lag etwas Unheimliches in dem ganzen Benehmen des Reiters, der nicht einmal nach dem gestürzten Tier zurückschaute, sondern nur weiter und weiter strebte, als ob er etwas Entsetzliches hinter sich wisse, das er fliehen wolle. Er ging ihm ein paar Schritte entgegen und blieb, als er ihn erkannte, wie in den Boden gewurzelt stehen. Es war Peter, bleich und mit Blut bedeckt; die Kleider waren zerrissen und beschmutzt; den Hut hatte er verloren; das Haar hing ihm wirr um den Kopf; die kaum geheilte Narbe auf der Wange war blutrot und entzündet. – Er hätte ihn kaum wiedererkannt.
    »Kapitän Kelly«, stöhnte der Mann, als er ihn jetzt erreichte und den Blick scheu zurückwarf, ob auch der, dem die Worte galten, sie allein vernähme, »rettet Euch! – Die Insel ist genommen.«
    »Bist du rasend?« rief der Richter und trat entsetzt zurück. – »Rasend oder trunken?«
    »Gift und Verdammnis!« zischte der Narbige durch die zusammengebissenen Zähne hindurch. – »Ich wollte, ich wäre es und spräche eine Lüge. – Ein Dampfboot landete dort heute morgen. – Bei allen tausend Teufeln, da unten kommt's schon um die Spitze! Ich habe Euren Fuchs totgeritten, und so dicht sind sie hinter mir.«
    »Alles verloren?« rief Dayton und sah den Unglücksboten mit stierem Blick an.
    »Alles!« stöhnte der Narbige.
    »Und Georgine?« fragte der Kapitän.
    »Verließ heute vor Tag in Eurer Jolle die Insel!«
    »Allmächtiger Gott, Dayton, – was ist dir? – Du bist totenbleich«, rief die in diesem Augenblick herbeieilende Adele; »die ganze Stadt scheint in Aufruhr zu sein; – Mr. Cook und Tom Barnwell sollen verhaftet sein; – der Konstabler sprengt zu Pferde hin und her; – eine Masse fremder Menschen zieht bewaffnet durch die Straßen – «
    »Fort von hier, Adele!« sagte der Richter und tat sich Gewalt an, ruhig zu bleiben. »Fort; dies ist nicht dein Platz! Scipio, geleite sie wieder nach Hause! Ha, – was ist das?«
    Er horchte den Fluß hinauf, und die Erde schien plötzlich von den donnernden Hufen heransprengender Rosse zu beben. – Die Straße herab stürmte es in wilder Hast; Reiter auf Reiter jagte heran, die Elm-, Walnut- und Frontstreet nieder und über den Platz hin, dem Gefängnisse zu. Es waren die wilden Rotten der Hinterwäldler, in Jagdhemden und Mokassins, die langen Büchsen auf der Schulter, die Messer an der Seite. Wie ein Ungewitter stürmten sie herbei. – Der gellende Jagdruf, scharf hinaustönend wie der Schlachtschrei der kaum wilderen Indianer, vereinigte sie auf dem freien Platze vor den Häusern, und ganz Helena schien sich jetzt um sie versammeln zu wollen.
    Adele schmiegte sich ängstlich an den Richter. – James war der Führer der Schar, und sein Befehl sandte flüchtige Reiter hinauf und hinab in die Stadt mit Windesschnelle.
    Der Squire stand starr und regungslos, von tausend auf ihn eindrängenden Gefühlen bestürmt. Dort, fast neben ihm, lag das Boot, das ihn der Rettung entgegenführen konnte; seine Schornsteine qualmten, das Öffnen der Ventile, die den gehemmten Dampf mit wildem Rauschen ins Freie ließen, bewies deutlich die Ungeduld des Ingenieurs; – die schnellen Schläge der Glocke mahnten zur Abfahrt. Bolivar drängte sich in diesem Augenblick zu ihm

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