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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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gesehen – in das Gespräch, »derlei Unterhaltungen dürfen hier nicht stattfinden. Ein Freund von mir hat den Mann da verklagt, und der Konstabler hat verboten, daß jemand zu ihm gelassen werde.«
    »Schlagt doch dem einmal eins auf den Kopf, Smart!« rief Tom von oben herunter. – »Ich bin Euch auch wieder einmal gefällig.«
    »Mein lieber Sir«, sagte der Yankee ruhig, ohne jedoch dem Gefangenen diesen kleinen Dienst zu erweisen, »es wäre für Sie gewiß höchst vorteilhaft, glaube ich, wenn Sie sich um Ihre eigenen Geschäfte kümmern wollten. Ich meinesteils wenigstens bin keineswegs –«
    »Das sind aber meine Geschäfte, Sir«, fiel ihm der andere trotzig ins Wort, und von der entgegengesetzten Straßenreihe zogen sich nach und nach einzelne Männer herüber. »Ich bin ganz besonders hierhergestellt, um derlei Unterhaltungen zu verhindern, und verbiete sie hier ein für allemal.«
    »– geneigt, mir von irgendeinem Fremden Vorschriften machen zu lassen«, fuhr Smart fort. Der Virginier aber, dem die Galle schon gleich bei der ersten Anrede gekocht hatte, trat ohne weitere Worte vor, warf seine Jacke ab, streifte die Ärmel auf und bat Smart, das Gespräch nur ruhig fortzusetzen, denn er wolle verdammt sein, wenn er dem ›Breitmaul‹, wie er sagte, nicht den Rachen stopfe, sobald er seinen Bug nur noch ein einziges Mal hier einschiebe.
    »Ruhe hier, Gentlemen, da drüben liegt eine Leiche!« riefen jetzt andere, die hinzutraten. »Pfui, wer wird sich schlagen und raufen vor dem Totenhause!«
    »Ich, wenn ihr's wissen wollt«, rief trotzig der Virginier, »ich, sobald ich die Ursache dazu bekomme, und vor der da drüben brauche ich noch lange keine Ehrfurcht zu haben. Verdient hat sie, was ihr geworden ist, und das hundertfach; – mich hat sie zum Beispiel betrogen, daß mir die Augen übergegangen sind.«
    »Ei, so dreht doch dem lügnerischen Schuft den Hals um!« rief da ein anderer aus der sich jetzt mehr und mehr sammelnden Volksmenge heraus, und als sich der Virginier rasch nach ihm umwandte, begegnete er lauter kampflustigen Gesichtern, unter denen er seinen Angreifer nicht herausfinden konnte.
    »Heilige Dreifaltigkeit, – wenn ich doch jetzt unten wäre!« wünschte sich Tom aus dem Fenster hinaus; aber Smart, der über solche Feigheit einer Mehrzahl gegen den einzelnen aufs tiefste empört war, wandte sich gegen die Menge und rief, den langen Arm mit der keineswegs unbeträchtlichen Faust gegen sie ausstreckend: »Fellows! – Denn Gentlemen kann man euch Lumpengesindel nicht mehr nennen –, feiges, erbärmliches Pack, das sich nicht schämt, in Masse gegen einen aufzustehen! – Amerikaner wollt ihr sein? – Niederträchtiges Halbbrutzeug seid ihr, das man in Neu-England bei den –«
    »Hurra für Smart!« tobte jubelnd der Haufe, der durch diesen derben Ausfall des sonst so ruhigen und gleichmütigen Wirtes mehr ergötzt als gereizt wurde. »Hurra für den Yankee! – Bringt einen Stuhl, – einen Tisch herbei; – Smart soll auf den Tisch! Eine Rede halten! Smart soll reden! Hurra für Smartchen!«
    »– Beinen aufhängen würde«, überschrie Smart, jetzt wirklich in Wut gebracht, den Haufen. »Bande verdammte! Flußwassersaufendes Piratenvolk, das ihr seid – einer und alle. – Eure Väter haben ihr Blut für die Unabhängigkeit ihres Vaterlandes vergossen und ihr, Schandbuben, wegelagert jetzt in demselben Land und bringt Schimpf und Schmach auf die Gräber eurer Eltern, auf euer Vaterland. Aber ihr habt gar kein Vaterland; – ihr seid vogelfrei; Wasserratten seid ihr, die man mit Gift ausrotten sollte, daß die Erde von solcher Brut befreit würde.«
    »Bravo, Smart, bravo!« jubelte es ihm von allen Seiten entgegen, und der Virginier stand mit halb erhobenen Fäusten und schien sich jetzt wirklich nur ein Gesicht auszusuchen, in das er seinen Arm zuerst hineinstoßen konnte.
    Es wäre am Ende doch noch zu Tätlichkeiten gekommen, und wer weiß, wie weit nachher der Übermut des Pöbels geführt hätte, als der Konstabler zwischen die Männer trat und ernstlich und nachdrücklich Ruhe gebot. Smart mußte aber noch keine Lust haben, dem Rufe Folge zu leisten; denn es sah aus, als ob er eben wieder mit frisch gesammelten Kräften gegen die ihn umgebenden feixenden Gesichter einen neuen Anlauf nehmen wollte. Da besann er sich wahrscheinlich eines Besseren, warf noch einen verächtlichen Blick über die rohe Schar, schob plötzlich und ohne vorherige Warnung beide Arme fast

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