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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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bis an die Ellbogen in seine tiefen Beinkleidertaschen hinein und schritt pfeifend die Straße hinab. Dabei gaben ihm übrigens alle willig Raum; denn sie hatten den Yankee schon früher als einen entschlossenen und, wenn er gereizt war, auch gefährlichen Mann kennengelernt, mit dem wenigstens kein Einzelner Streit auf eigene Faust beginnen durfte.
    Der Konstabler, der indessen mit ernsten, aber zugleich freundlichen Worten die wilde Schar zu beruhigen versuchte, teilte dabei dem Virginier mit, er habe schon mit einem hiesigen Kaufmann gesprochen, der sowohl für Cook als auch für James Lively Bürgschaft leisten wolle, und Mills verschwor sich hoch und teuer, das sei der einzige vernünftige Mensch in ganz Helena, und er wolle verdammt sein, wenn er von jetzt an bei irgend jemand anderem als bei ihm seinen Tabak kaufe.
    Als Porrel die Stadt wieder betrat, fand er den Richter, der ihn ungeduldig an der Dampfbootlandung erwartet zu haben schien. »Alles besorgt!« rief ihm der Sinkviller entgegen und deutete auf den Strom hinaus, über dessen Fläche eben mit geblähten, schneeweißen Segeln, den scharfen Ostwind in die straff gespannten Arme fassend, das kleine, schlankgebaute Fahrzeug heranglitt und seine Bahn gerade dem Platze zu zu nehmen schien, auf dem sie standen. »Der Kahn dort birgt unsere Musterexemplare, für die wohl Arkansas einen ganz hübschen Eintrittspreis geben würde, um sie nur sehen zu dürfen. Wir können jetzt alle Augenblicke losschlagen.«
    »Ja«, sagte der Richter und schaute finster vor sich nieder, »und uns hier, und was wir in unserer Nähe haben, bringen wir in Sicherheit; – andere aber, die wir zurücklassen, sind verloren. – Wir können nicht fort.«
    »Alle Teufel!« rief Porrel erschreckt. »Das wäre ein schöner Spaß! – Der junge Lively ist, durch Eure Verwandte gewarnt, entflohen, und wir werden die ganze Waldbande in kaum einer Stunde auf dem Halse haben. Längerer Aufschub ist bei Gott nicht mehr zu erhalten. Wer fehlt denn jetzt noch?«
    »Eben bekam ich einen Brief aus Memphis«, sagte der Richter; »ein reitender Bote hat ihn durch die Sümpfe gebracht. – Drei von unseren Kameraden befinden sich da oben in größter Gefahr, und ganz allein nur mein Erscheinen dort kann sie retten, wenn überhaupt.«
    »Wegen der drei darf doch nicht das Ganze zugrunde gehen!« rief Porrel unwillig.
    »Nein«, sagte der Squire; »aber unsere Pflicht ist es, für sie, solange das noch in unseren Kräften steht, wenigstens einen Versuch zu machen.«
    »Doch wie?«
    »Porrel, – Ihr kennt unsere Pläne und wißt, daß ihr Gelingen ganz in unsere Hände gegeben ist. Kann ich mich auf Euch verlassen? Wollt Ihr die Unseren führen? Jetzt in den leichten Kampf und nachher der Freiheit entgegen? Wollt Ihr die Beute an Bord des Dampfbootes schaffen, die Gelder, die Euch Georgine bei Vorzeigung dieses Ringes übergeben wird, in Verwahrung nehmen und bis dahin, wenn ich Euch an dem verabredeten Orte in Texas treffe, halten, oder – wenn ich unterginge – verteilen?«
    »Was habt Ihr vor?« fragte Porrel erstaunt. »Ihr wollt nicht mit?«
    »Ich allein kann die, deren Sicherheit bisher meine Pflicht war, noch retten«, fuhr Dayton fort, ohne die Frage direkt zu beantworten; »noch hat niemand eine Ahnung, wer ich sei oder daß ich überhaupt in solcher Verbindung stand. Dieses Dampfboot geht in wenigen Minuten stromauf. – Heute abend schon bin ich in Memphis; morgen kann der Rest der Unseren auf dem Weg nach Texas sein.«
    »Und was nützte das?« erwiderte Porrel. »Hunderte sind noch oben in den verschiedenen Flüssen und Flußstädten verteilt, – die alle müssen dann zurückbleiben, und haben sie nicht dasselbe Recht wie jene in Memphis?«
    »Saht Ihr, wie heute morgen der alte Baum gefällt wurde, der hier am Ufer stand?« fragte ihn Dayton.
    »Ja, was hat der mit der Frage zu tun?«
    »Er ist allen stromabkommenden Booten das Wahrzeichen vom Bestehen der Insel«, entgegnete ihm der Richter. »Sehen sie den Stamm nicht mehr, so wissen sie, daß die Inselkolonie entweder untergegangen oder es für jetzt doch nicht möglich ist, dort zu landen, und fahren vorüber.«
    »Hm – verdammt vorsichtig!« brummte Porrel und blickte halb überzeugt, halb mißtrauisch den Gefahrten an. Es war ein eigener Verdacht, der in ihm aufstieg. – Wollte der Kapitän sie im entscheidenden Moment verlassen? Des Richters Aussehen bestätigte das alles, und er sagte: »Hört, – Squire, – soll ich

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