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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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fort, »werdet Ihr Eure Saiten wohl ein wenig tiefer spannen, wenn Ihr erst einmal erfahrt, wer die Dame eigentlich ist, der ich nach Eurer Ansicht den Hof machen soll. – Sie heißt Luise Breidelford.«
    »Gott sei uns gnädig«, schrie Sander entsetzt, – »der Drache existiert auch noch in Helena? – Na, dann gnade mir Gott, wenn mich die einmal gewahr wird. Eigentlich ist mir's fatal; sie hat mir einmal in Vicksburg einen Streich ausführen helfen, den ich in Helena gerade nicht während meines dortigen Aufenthalts an die große Glocke geschlagen haben möchte. – Ich war damals noch dazu unter einem falschen Namen in Vicksburg.«
    »Habt deshalb keine Angst«, sagte Blackfoot, »die schweigt; denn wenn jemand Ursache hätte, von der Vergangenheit zu schweigen, so wäre es gerade sie. Sollte sie Euch aber dennoch jemals drohen – wer weiß denn, ob sie nicht dadurch gerade etwas von Euch zu erpressen hofft –, so fragt sie nur ganz freundlich, ob sie noch einen kleinen Vorrat von den langen Nägeln hätte, die ihr Mr. Dawling vor einigen Jahren beschaffte. Hört Ihr? Vergeßt den Namen Dawling nicht.«
    Sander nahm seine Brieftasche heraus und schrieb sich das Wort auf. »Dawling«, sagte er sinnend, »Dawling; – wo habe ich den Namen schon einmal gehört? Was für eine Bewandtnis hat es denn mit den Nägeln?«
    »Das kann Euch gleichgültig sein«, brummte Blackfoot. »Ich gebe Euch die Arznei, fragt nicht, wo sie herkommt, und gebraucht sie, wenn es nötig ist. – Aber hier ist der Weg – so, nun können wir unsere Pferde einmal ordentlich ausgreifen lassen; wir kommen sonst zu spät nach Helena.« Aus diesem Grunde vielleicht, oder um den weiteren Fragen seines Begleiters zu entgehen, drückte er seinem Tier die Hacken in die Seiten und sprengte rasch auf der nach Helena führenden Straße hin, die diesen Ort zu Lande mit der Mündung des Whiteriver und dem darüber gelegenen Montgomerys Point verband. Sander folgte ihm. Während er aber seinem Tier den Zügel ließ, bemühte er sich eifrig, mit einer kleinen Taschenkleiderbürste seinen Anzug von den heraufgespritzten Schmutzflecken zu reinigen, sein langes, weiches Haar zu ordnen und die durch den bösen Ritt total zerstörte Frisur so weit wieder herzustellen, wie ihm das bei der schnellen Bewegung eines galoppierenden Pferdes und nur mit der Hilfe eines kleinen Hohlspiegels möglich war.

Kapitel 9
    Mrs. Dayton hatte, um ihr Versprechen vom Vorabend zu erfüllen, alle nötigen Anstalten getroffen, ein paar Tage auf dem Lande bleiben zu können. Als Mr. Dayton etwas spät am Morgen ziemlich erschöpft von dem langen Ritte zurückkehrte, war auch beschlossen worden, gleich nach Tisch aufzubrechen und Livelys zu besuchen, mit denen Mrs. Dayton schon in früherer Zeit in Indiana befreundet gewesen war.
    Die kleine Familie hatte noch nicht lange ihr einfaches Mittagsmahl beendet und der erst vor einigen Stunden zurückgekehrte Squire eben zwei wiederum für ihn eingetroffene Briefe gelesen und in die Brusttasche geschoben, als Pferdegetrappel vor der Tür zu hören war. Adele sprang ans Fenster, um zu sehen, wer vor ihrem Hause anhielte. Kaum hatte sie aber den Blick hinabgeworfen, als sie auch überrascht ausrief: »Mr. Hawes, – bei allem, was da lebendig auf der Erde herumläuft! – Nein, so etwas ist noch gar nicht dagewesen!«
    »Und wer ist denn Mr. Hawes?« fragte Squire Dayton lächelnd. »Der ist wirklich noch nicht dagewesen. Da du übrigens den Gentleman so gut zu kennen scheinst, so bist du es auch vielleicht, derentwegen er uns hier aufsucht.«
    »Das ist leicht möglich«, sagte Adele unbefangen. – »Seine Frau war meine beste Freundin. Du mußt sie noch von früher her kennen, Hedwig, – Marie Morris, des alten reichen Morris Tochter. Wissen möchte ich aber, was ihn nach Arkansas bringt. Ich glaubte, er wäre schon lange in Louisiana auf seiner Plantage.«
    »Nun, da kommt er selbst und wird dir das Rätsel wohl lösen«, sagte Squire Dayton. Wirklich wurden auch im nächsten Augenblick leichte, schnelle Schritte auf der Treppe gehört, und gleich darauf trat, nach kurzem Anklopfen und fast ohne das einladende »Herein« zu erwarten, derselbe junge Mann in die Stube, den wir schon heute morgen, freilich unter einem andern Namen, in der Mississippi-Niederung gefunden haben.
    »Miß Adele!« rief er und schritt schnell mit ausgestreckter Hand auf die Dame zu. – »Es freut mich herzlich, Sie so wohl und munter zu finden.

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