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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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mich setzen, und werde versuchen, mich dessen würdig zu zeigen«, sagte Sander. – »Nur eins macht mich besorgt; – der Weg zu den Livelys ist mir fremd; – ich weiß nicht –«
    »Den werde ich Ihnen zeigen«, rief Adele schnell und errötete dann, als sie das Lächeln der Schwester über den vielleicht zu großen Eifer bemerkte.
    »Einer so schönen Führerin würde ich folgen, und wenn ich wüßte, das Ziel wäre der Tod!« rief Mr. Hawes rasch.
    »Ei, ei, Sir«, warnte der Richter, »daß sind gefährliche Äußerungen für einen jungen Ehemann! Wenn das Ihre Frau hörte!«
    »Marie und ich wissen, wie das gemeint ist«, sagte Adele freundlich und unbefangen. »Mr. Hawes macht auch manchmal Verse, und den Poeten darf man schon ein wenig Übertreibung gestatten. Doch die Pferde warten; also, Herr Ritter, ich werde Ihre Führerin sein.«
    Mit diesen Worten, und während Sander noch von Squire Dayton Abschied nahm, ergriff das schöne Mädchen den Arm der Schwester und zog sie lachend mit die Treppe hinab. Cäsar führte dort Mrs. Daytons Pferd vor, Adele aber lenkte, ehe Sander imstande war, ihr die hilfreiche Hand zu bieten, das kleine, muntere Pony an einen zu diesem Zweck dort hingewälzten Stamm und sprang leicht und sicher in den Sattel. Der vermeintliche Eduard Hawes konnte ihr nur noch den kleinen Pantoffel, der den Steigbügel bildete, unter die zierliche Fußspitze schieben. Dann schwang er sich ebenfalls auf den Rücken seines ungeduldig scharrenden Tieres, und fort sprengte die kleine Kavalkade im kurzen Galopp den schmalen Waldweg am Fuße der Hügel entlang, welcher der etwa sechs bis sieben englische Meilen entfernten Farm des alten Lively zuführte.
     
    Zu derselben Zeit, als die beiden Damen und ihre Begleiter in den dichten Büschen der Waldung verschwanden, kam eines jener mächtigen Flatboote mit der Strömung den Mississippi herab und beabsichtigte allem Anschein nach, in Helena zu landen. Außer den fünf Bootsleuten, die mit äußerster Anstrengung ihrer Kräfte die langen, schweren Finnen handhabten, um das Fahrzeug dem Lande zuzulenken, standen noch zwei Männer neben dem Steuernden am Hinterruder, und zwar recht gute Bekannte von uns: der alte Edgeworth und sein Begleiter Tom Barnwell. Dicht bei ihnen aber saß der alte, graue Schweißhund gar ernsthaft auf seinem Steiß und betrachtete mit unverkennbarem Interesse das Ufer, das, wie das kluge Tier recht gut merkte, jetzt bald wieder einmal nach langer Wasserfahrt betreten werden sollte.
    Eine Person an Bord zeigte sich jedoch mit dieser Maßregel keineswegs zufrieden, und das war der Steuermann. Vorher schon hatte er eine Menge von Gründen gegen das Landen vorgebracht, war aber doch zuletzt gezwungen zu gehorchen und stand nun in mürrischem Schweigen an seinem Ruder. Endlich brach sich aber sein verhaltener Ingrimm noch einmal in Worten Bahn, und er sagte, einen bittern Fluch der Rede voranschickend: »Ich will verdammt sein, wenn es nicht barer Unsinn ist, hier in dem Nest anzulaufen. – Arbeiten müssen wir wie das Vieh, um nur wieder aus der Gegenströmung herauszukommen, und nicht die Hälfte von dem bekommen wir hier, was sie uns in Vicksburg oder selbst in Montgomerys Point dafür bezahlen.«
    »Ich möchte nur wissen, was Ihr fortwährend mit Eurem Montgomerys Point habt«, erwiderte der alte Edgeworth. – »Das muß ein wahres Muster von Handelsplatz sein, ein Ideal aller Flatboote.«
    »Wo liegt es denn eigentlich?« fragte Tom. »Ich bin doch auch früher am Mississippi gewesen, kenne aber den Ort gar nicht.«
    »Es wird manchen Ort hier geben, den Ihr nicht kennt«, brummte der Lotse; »in einem Jahre verändert sich hier verdammt viel. – Seht einmal da drüben Helena! – Das waren nur ein paar Häuser, als ich zuerst an den Mississippi kam, und jetzt ist es eine ordentliche Stadt. Montgomery baute vor etwa vier Jahren die erste Hütte, und jetzt ist es der Schlüssel zum ganzen Westen; denn alle stromab kommenden Dampfboote gehen natürlich den näheren Weg, durch den Whiteriver, in den Arkansas, und passieren dort nie ohne anzulegen. Da leben auch Kaufleute, vor denen man Respekt haben muß; uns hat einmal einer – ein einziger – eine ganze Flatbootladung Mehl abgenommen, und das war noch nicht einmal der reichste.«
    »Nun, meinetwegen«, sagte der alte Edgeworth; »wenn Ihr solch unendliches Vertrauen zu dem Nest habt, so wollen wir da anlegen; aber erst will ich sehen, wie der Markt hier steht. Ich habe

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