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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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nun einmal meinerseits Vertrauen zu Helena und sehe gar nicht ein, weshalb wir nicht wenigstens versuchen sollten, unsere Ladung hier loszuwerden. Also greift aus Burschen, greift aus! In ein paar Minuten seid ihr am Ufer, und dann mögt ihr euch heute einen vergnügten Abend machen.«
    Die Männer legten sich denn auch mit dem besten Willen von der Welt gegen die schweren Finnen, gaben mit scharfem Nachdruck den letzten Stoß und liefen, während der eine das an Bord befindliche Ende niederdrückte und rasch zurückzog, mit schnellen Schritten nach, um keinen Zollbreit Raum zu verlieren. So erreichten sie endlich die stillere, dicht vor der Stadt befindliche Stromfläche. Tom ergriff jetzt das lange Bugtau, trat vorn auf die oberste Spitze des Bootes, und als sie jetzt dicht an den übrigen dort befestigten Fahrzeugen vorbeitrieben, sprang er auf das nächste Boot, lief darüber hin bis ans Ufer und befestigte dort das Tau in einem der zu diesem Zwecke angebrachten eisernen Ringe. Wenige Sekunden später schlug das breite, plumpe Fahrzeug schwerfallig gegen die weiche Schlammbank an, und die schnell heraufgenommenen Ruder oder Finnen wurden an Bord gelegt.
    Zwei der Flatbootleute blieben jetzt als Wachen zurück, und die übrigen, der alte Edgeworth und Tom mit dem grauen Schweißhund an der Spitze, schritten in die Stadt hinauf, um das Terrain zu erkunden, die Preise der nördlichen Erzeugnisse zu erfahren und überhaupt herauszufinden, ob und in welcher Art sich hier ein Geschäft anknüpfen lasse.
    Nur Bill, der Steuermann, ging nicht mit den übrigen, sondern schlenderte erst scheinbar zwecklos am Ufer hin, bis er die Kameraden aus den Augen verloren hatte. Dann bog er rechts ab, schritt die zum Wasser führende Walnutstreet schnell hinauf und klopfte gleich darauf an ein niedriges alleinstehendes Haus, in dessen oberem Fenster im nächsten Augenblick das liebenswürdige Antlitz der Mrs. Breidelford sichtbar wurde. Die Dame hatte aber kaum einen Blick auf die Straße geworfen und den Besuch erkannt, als sie auch schon wieder mit einem Schrei des Erstaunens, vielleicht der Freude, zurückfuhr. Gleich darauf waren ihre schnellen Schritte zu hören, wie sie die Treppe in fast jugendlicher Eile herabsprang, um den willkommenen Gast einzulassen.
    »Nun, Bill, das ist prächtig, daß Ihr kommt!« waren die ersten Worte, mit denen sie ihn begrüßte und die verrieten, daß sie schon früher auf einem, wenn auch nicht gerade vertrauten, doch sicherlich bekannten Fuße gestanden hatten. »Seit drei Tagen schon gucke ich mir fast die Augen nach Euch aus dem Kopfe, und immer vergebens. Mein lieber seliger Mann hatte aber ganz recht; – Luise – sagte er immer – Luise –«
    »Oh, geht mit Eurem verdammten Geschwätz zum Teufel«, brummte der keineswegs so gesprächige Gast, ohne viel zu berücksichtigen, daß er sich mit einer Dame unterhielt; »sagt lieber, wie es mit der Insel steht, und ob ich irgend jemanden von den Unseren hier in Helena finden kann.«
    »Nu – nu, Meister Brummbär«, rief die Witwe beleidigt, »ich dächte doch, man hätte oben im Norden nicht alle Artigkeit verlernen sollen und könnte wenigstens ›guten Tag‹ sagen, wenn man zu anderen Leuten ins Haus kommt. – Ich bin auch mein lebelang in der Welt herumgekommen und kein Gelbschnabel mehr, daß ich mich von jedem hergelaufenen Narren anfahren lassen muß. Aber ich weiß schon; – mein Seliger hatte recht; – Luise, sagte er – du bist –«
    »Eine liebe, prächtige Frau«, unterbrach sie, ihr freundlich die Hand entgegenstreckend, Bill; denn er kannte Mrs. Breidelford zu gut, um nicht zu wissen, daß er eben im Begriff war, es auf immer mit ihr zu verderben. »Ich sollte doch denken, Ihr hättet Zeit genug gehabt, den rauhen Bill kennenzulernen. Er gehört allerdings nicht zu den Feinsten, aber er meint es nicht so böse. Also, meine schöne Mrs. Breidelford, wie steht's hier im Territorium? Was machen der Kapitän und die Bande, und könnte ich ein paar der Burschen hier in Helena finden, wenn ich ihre Hilfe brauchen sollte?«
    »Zehn für einen, Bill«, rief da plötzlich eine Stimme vom obern Rande der Treppe, – »zehn für einen! Wie geht es, alter Junge? Bringst du Beute? Nun, die kommt uns gelegen, besonders wenn sie der Mühe wert ist.«
    »Blackfoot so wahr ich lebe!« jubelte der Steuermann der ›Schildkröte‹ und sprang fröhlich zur Treppe. »Du kommst wie gerufen und kannst mir helfen, einen alten Narren von Helena

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