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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Wahrscheinlich habe ich die Ehre, Mister und Mistreß Dayton hier vor mir zu sehen.«
    Squire Dayton und Frau verneigten sich, und jener sagte freundlich: »Unsere kleine Freundin hier hat Sie schon von draußen angemeldet, – Mr. Hawes, wenn ich nicht irre; – sie erkannte in Ihnen einen alten Bekannten.«
    »Dann hätte es ja kaum der kalten Einführung durch diesen Brief bedurft«, sagte der Betrüger mit einer leisen Verneigung gegen die junge Dame. – »Von Mr. Porrel, jetzigem Staatsanwalt in Sinkville, der so gütig war, nebst einem freundlichen Gruß Ihnen die Meldung zu machen, daß eine so unbedeutende Person wie ich überhaupt existiere.«
    »Ach, von Porrel! – Haben Sie ihn erst kürzlich getroffen?« fragte der Squire und nahm den Brief an sich. – »Es ist manches Jahr vergangen, daß wir einander nicht gesehen haben.«
    »Und doch spricht er noch mit vieler Liebe und Anhänglichkeit von Ihnen. Er ist vor wenigen Wochen Staatsanwalt geworden und steht sich jetzt ziemlich gut, bekleidet auf jeden Fall einen ganz einträglichen und höchst achtbaren Posten.«
    »Aber wie geht es Mistreß Hawes, Sir? Was macht Marie und wo ist sie?« unterbrach ihn hier Adele. »Sie erwähnen ja kein Wort von ihr und ihren Eltern. Ich glaubte Sie auf Ihrer Plantage in Louisiana.«
    »Könnte ich dann schon wieder hier sein?« fragte Sander. »Nein, – die Pflanzung in Louisiana haben wir nicht gekauft, denn in Memphis, wo wir glücklicherweise einen Tag liegenblieben, kamen uns so böse und ungünstige Berichte über jene Gegend zu Ohren, daß wir beschlossen, lieber das geringe Draufgeld im Stich zu lassen, als so bedeutende Kapitalien an ein später fast wertloses Grundstück zu wenden. Da hörten wir von dem Verkauf einer Pflanzung bei Sinkville in Mississippi, landeten dort, fanden die Bedingungen mäßig, Land und Gebäude trefflich und wurden noch in derselben Woche handelseinig.«
    »Und bei Sinkville wohnt jetzt Marie?« rief Adele freudig. »Oh, wie herrlich! Das liegt ja kaum sechs Meilen von Helena entfernt. – Ach, da besuche ich sie in den nächsten Tagen.«
    »Sie darum zu bitten ist eigentlich der Zweck meines Hierseins«, erwiderte Sander; – »nur machen Sie sich dann auf einen etwas längeren Aufenthalt gefaßt, denn so schnell läßt Sie Marie gewiß nicht wieder fort. Mir ist sogar der dringende Auftrag gegeben geworden, Sie – wenn das irgend möglich wäre – gleich mitzubringen. Drüben am andern Ufer steht mein Wagen, und ich habe das Pferd nur deshalb mit herübergebracht, weil ich nicht genau wußte, ob Sie in oder bei Helena Ihren Wohnsitz hätten.«
    »Ei, wie wird es dann mit dem Besuch bei Livelys werden?« fragte Mr. Dayton. »Den wirst du am Ende aufschieben müssen.« Adele sah die Schwester an, und ein leichtes Erröten färbte ihre Wangen.
    »Nein, das geht unmöglich«, warf aber Mrs. Dayton ein. »Wir haben erst gestern abend durch den jungen Lively unser Kommen auf heute bestimmt ansagen lassen; Mrs. Lively hat sich auch gewiß eine Menge von Umständen gemacht und würde es nun mit Recht sehr übelnehmen, wenn wir unser Wort brächen. Wie wäre es aber, wenn uns Mr. Hawes dorthin begleitete? So kann Adele ganz gut morgen früh und gleich von dort aus mit Ihnen aufbrechen, und Sie haben doch wenigstens den Weg nicht vergebens gemacht.«
    »Sie machen mir durch diese Erlaubnis eine große Freude«, erwiderte Sander; »zwar riefen mich eigentlich in einem so neuen Besitztum leicht erklärliche Geschäfte schnell zurück; doch mag Vater einmal auf einen Tag länger meine Stelle versehen. Er ist jetzt, Gott sei Dank, recht kräftig und wohl, und da wird es ihm nicht gleich schaden. Überdies habe ich seit langer Zeit gewünscht, Squire Dayton besser kennenzulernen, von dem ich schon so viel Gutes und Freundliches in Sinkville hörte.«
    »Um so mehr muß ich dann bedauern, das Vergnügen Ihrer Gesellschaft, wenigstens für heute, zu entbehren«, sagte der Richter verbindlich; »meine Geschäfte erlauben mir nicht, Helena auf mehrere Tage zu verlassen; ich hoffe jedoch, Sie recht bald einmal, und zwar dann für einen längeren Aufenthalt, bei uns zu sehen. Aber da kommen die Pferde«, unterbrach er sich plötzlich. – »Nun, Mr. Hawes, jetzt werden Sie gleich das Amt eines Ritters und Beschützers übernehmen können, das sonst von der Person meines alten Cäsar hätte ersetzt werden müssen.«
    »Ich bin stolz auf das Vertrauen, das Sie schon nach so kurzer Bekanntschaft in

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