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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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bringt und – wenn er keine zu bringen hat – aus einfachen Jagden interessante Jagdabenteuer macht.«
    »Ich verstehe nicht recht, was Sie mit alledem meinen«, sagte James und leerte die von seiner Mutter gereichte Tasse auf einen Zug; »auch begreife ich nicht gut, wie man Jagdabenteuer ›machen‹ kann. Soviel ist aber gewiß, ich habe noch keinen Messerstich gegen ein Tier getan, wenn es nicht nötig war. Was übrigens die Haut da drüben betrifft, so war Cook hier Zeuge der Sache und hat gesehen, ob und wie ich sie verdient habe.«
    »Bei den Messerstichen«, unterbrach hier der alte Lively das ernsthaft werdende Gespräch, »fällt mir eine köstliche Anekdote ein, die meinem Vater einmal begegnet ist.«
    »Wollen Sie sich denn nicht setzen, Mr. Lively?« redete hier Adele den jungen Farmer an und schob zugleich ihren eigenen Stuhl etwas zurück, so daß dicht neben ihr auf einem Baumstamm ein Sitz frei wurde. James machte auch schnell genug von der Erlaubnis Gebrauch, rückte aber aus wirklich unbegründeter Furcht, seiner schönen Nachbarin lästig zu werden, so weit von ihr fort, als ihm das die noch emporstehenden Äste nur immer verstatteten. Dadurch mußte er freilich auf dem scharfen und rauhen Holz sitzen. Trotzdem hätte er aber doch seinen Platz in diesem Augenblick nicht um den schönsten gepolsterten Stuhl der ganzen Vereinigten Staaten eingetauscht.
    »Also, mein Vater«, begann Lively senior wieder –
    »Komm, Alter, die Geschichte kannst du uns lieber drin erzählen«, fiel ihm da plötzlich die Frau ins Wort. – »Es wird Nacht hier draußen, Kinder, die Sonne ist untergegangen, und die Damen aus der Stadt könnten sich erkälten. Das wäre mir nachher eine schöne Bescherung, wenn sie hier bloß zu uns herausgekommen sein sollten, die lieben guten Wesen, um sich einen Schnupfen oder noch Schlimmeres zu holen.«
    »Aber, liebe gute Mrs. Lively«, sagte Mrs. Dayton, »es ist hier draußen ja noch so schön, und gerade jene wunderherrlichen Farben der mehr und mehr dort verblassenden Abendwolken geben dem dunklen Fichtenwald, auf dem sie ruhen, etwas so ungemein Reizendes und Romantisches.«
    »Das mag alles recht gut sein«, sagte die alte würdige Dame, »es klingt wenigstens sehr schön; die Sache bleibt sich aber doch gleich. Im Hause ist's besser, und wenn Mrs. Dayton die Wolken noch ein bißchen betrachten will, so kann sie das am allerbequemsten durch den Kamin tun, da ziehen sie gerade drüber hin. Jetzt aber komm, James, hilf die Sachen ins Haus bringen. Wo ist denn Cook? Ach, der bringt die Hirschkeulen und Rippen hinein. Das ist gescheit von ihm; einen Truthahn hat James auch heute morgen geschossen. Du, Lively, magst die leere Kanne nehmen. So, Kinder, nun kommt, in zehn Minuten können wir uns ganz prächtig drinnen eingerichtet haben, und dann wollen wir auch recht munter und vergnügt sein. Es tut einer alten Frau, wie ich es bin, wohl, einmal so viele liebe, freundliche Gesichter um sich zu sehen wie heute abend.«
    Und ohne weiter eine Einrede anzunehmen oder überhaupt abzuwarten, fing Mrs. Lively selbst an, die umherliegenden Sachen ins Haus zu tragen, so daß die jungen Leute schon mit angreifen mußten. Bald darauf saßen alle um den großen, in die Mitte gerückten Tisch fröhlich versammelt, und der alte Lively, der sich ganz in seinem Element zu fühlen schien, erzählte eine Menge von Jagdanekdoten und Abenteuern. Seine Frau aber fuhr hin und her, trug alles auf, was Küche und Rauchhaus zu liefern vermochten, und hielt nur dann und wann in ihrem geschäftigen Eifer ein, um von Adele zu Mrs. Dayton zu gehen und ihnen mit einem herzlichen Händedruck zu wiederholen, wie sie sich freue, daß sie endlich einmal ihrer Einladung gefolgt wären und daß sie nun auch nicht daran denken dürften, sie unter sechs oder acht Tagen zu verlassen. Daß Adele am nächsten Tage schon eine Freundin am Mississippi besuchen wolle, verwarf sie total und erklärte, Mr. Hawes sei ihr ein sehr lieber und willkommener Gast, wenn er ihr aber ihre liebe Adele entführen wolle, dann bekäme er es mit ihr zu tun, und das wahrhaftig nicht in Liebe und Güte.
    James' Herz klopfte wild und stürmisch. – Deshalb also war jener glattzüngige Fremde mit hierher gekommen; Miß Adele wollte er schon am nächsten Morgen wieder mit fortnehmen. – Pest! – In welchem Verhältnis stand er überhaupt zu Adele? Wäre er am Ende gar – es überlief ihn siedendheiß.
    »Miß Adele«, sagte er mit

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