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Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition)

Titel: Die Flußpiraten des Mississippi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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nicht Eure Passion –«
    »Nein, Junge«, sagte der Alte, »Euch jungem Volke muß man aber dann und wann ins Gewissen reden, das ist Pflicht und Schuldigkeit, und da tut es mir gut, wenn ich einmal so mit meiner Meinung herausplatzen kann, ohne daß die Alte gleich ihren Senf dazugibt; denn die nimmt Eure Partei.«
    »Hallo«, sagte Cook, »da wollt Ihr mir wohl eine Predigt gegen die Jagd halten? Das ist göttlich – hol mich dieser und jener, das ist köstlich!«
    »Ja, und nicht allein gegen die Jagd«, fuhr der Alte fort, während er langsam und vorsichtig das rechte Bein emporhob und mit der Hand scharf auf einen Moskito visierte, der seine große Zehe belästigte, »nicht allein gegen die Jagd, auch gegen das gotteslästerliche Fluchen.« Die Hand schlug zu, der Moskito hatte aber Unrat gemerkt und sich beizeiten der Gefahr entzogen. »Verdammte Bestie!« unterbrach der alte Mann mit halblauter Stimme seinen Vortrag. – »Auch gegen das gotteslästerliche Fluchen«, fuhr er dann gleich darauf wieder fort.
    »Hahaha –« rief Cook und wandte sich gegen den Alten, »ich soll wohl nicht wieder ›verdammte Bestie‹ sagen?«
    »Unsinn«, brummte Lively und kratzte sich die Stelle, wo das kleine Insekt eben gesogen hatte, – »Unsinn; aber heda, Bohs wird munter, – unsere Gäste kommen wahrscheinlich.« Bohs fuhr in diesem Augenblick wirklich rasch empor, windete wenige Sekunden lang gegen den Wald hin und schlug dann in lauten, vollen Tönen an. Blitzschnell wurde das von den übrigen, meistens im Schatten gelagerten Rüden begleitet, die gleich darauf herbeistürmten, um nun auch zu sehen, was die Aufmerksamkeit ihres Führers erregt habe. James' fröhlicher Jagdruf antwortete dem drohenden Gebell der Meute. Jauchzend sprangen sie ihrem jungen Herrn entgegen und begrüßten bald darauf mit fröhlichem Gebell und Heulen die kleine Reiterschar, die nun am Holzrand sichtbar wurde und rasch zu dem roh gearbeiteten Gattertor herantrabte, das Einlaß in die Farm gewährte.
    Cook sprang schnell zum Tor, um die Vorlegebalken zurückzuziehen; James aber, hier ganz in seinem Element, rief ihm nur ein fröhliches »Look out« entgegen, und in demselben Augenblick hob sich auch, von Schenkeldruck und Zügel getrieben, das wackere Tierchen, das ihn trug, auf die Hinterbeine und flog mit keckem Satz über die doch wenigstens vier Fuß hohe Barriere. Sander, ebenfalls ein tüchtiger und sattelfester Reiter, wollte natürlich nicht hinter dem rohen Backwoodsman, der ihnen eine kurze Strecke entgegengeritten war, zurückstehen und folgte seinem Beispiel. Als beide aber jetzt aus dem Sattel sprangen und zurückeilten, um die Stangen niederzulegen, vereitelte Adele, deren munteres Tier unter ihr tanzte und in die Zügel schäumte, diese Absicht; denn sie schien keineswegs gesonnen, den Männern nachzustehen. »Habt acht, Gentlemen!« rief sie nur, tummelte ihren Zelter noch einmal zu kurzem Anlauf zurück, und ehe noch Mrs. Dayton, die nur erschreckt ein kurzes »Um Gottes willen Adele!« ausstoßen konnte, recht begriff, was das kecke Mädchen eigentlich wollte, sprengte sie los und setzte nicht über das niedrige Eingangstor, sondern über den wohl einen Fuß höheren Zaun hinweg. In der nächsten Sekunde hielt sie auch schon neben der Tür des Hauses, stieg, ehe die Männer ihr beistehen konnten, rasch aus dem Sattel, sprang die Stufen des Hauses hinauf und wurde hier von der alten Mrs. Lively und Cooks junger Frau auf das herzlichste, aber auch mit Vorwürfen über ihr wirklich tollkühnes Reiten begrüßt.
    Cook hatte inzwischen die Stangen niedergeworfen, um Mrs. Dayton einzulassen, und die kleine Gesellschaft fand sich bald ganz gemütlich vor der Tür des Hauses im Schatten eines breitästigen Nußbaumes zusammen, wo sie auf Stämmen, Stühlen und umgedrehten Kästen, was gerade in der Nähe zu finden war, Platz suchten. Mrs. Lively ließ es sich indessen trotz ihrer Jahre nicht nehmen, die große Kaffeekanne herbeizubringen, füllte mit Mrs. Cooks Hilfe die blauen Tassen und Blechbecher, – denn so viele Tassen zählte der Hausstand nicht –, und reichte sie den willkommenen Gästen herum.
    »Ei, Kaffee nach Tisch, Mrs. Lively?« rief da Adele erstaunt. »Das ist eine ganz neue Sitte; wer trinkt denn um solche Zeit Kaffee?«
    »Das habe ich von den Deutschen, meinen früheren Nachbarn, gelernt, Kindchen«, sagte die alte Dame und klopfte den Nacken des schönen Mädchens, – »und das ist eine prächtige

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