Die Flusswelt Der Zeit
frühem Mittelenglisch hatte, waren doch viele der Worte, die der Mann von sich gab, neu für ihn.
John de Greystock war in einem Landhaus seiner Familie in Cumberland County zur Welt gekommen. Er hatte König Edward bei seiner Invasion der Gascogne nach Frankreich begleitet und war dort, wenn man seinen Worten Glauben schenken konnte, zu Ruhm und Ehren gekommen. Nach seiner Rückkehr wurde er ins Parlament berufen. Später unternahm er einen weiteren Feldzug nach Frankreich, diesmal im Gefolge von Bischof Anthony Bec, dem Patriarchen von Jerusalem. Im achtundzwanzigsten und neunundzwanzigsten Jahr von Edwards Herrschaft hatte er gegen die Schotten gekämpft und war 1305 kinderlos gestorben. Sein Baronat hatte er auf seinen Vetter Ralph, einen Sohn des Lords Grimthorpe von Yorkshire, übertragen.
Dann war er irgendwo am Fluß aufgewacht – und zwar innerhalb einer Gruppe von Menschen, von denen neunzig Prozent sich in einem Englisch des vierzehnten Jahrhunderts oder Schottisch unterhalten hatten, während der Rest vorsintflutlichen Tischsitten huldigte. Die Leute auf der anderen Seite des Flusses waren eine Mischung aus Mongolen der Ära Kublai Khans und einer Ansammlung von Dunkelhäutigen, deren genaue Identität Greystock nicht herausfand. Seiner Beschreibung nach konnten es allerdings nordamerikanische Indianer sein.
Am neunten Tag des allgemeinen Erwachens waren die Barbaren von der anderen Flußseite zu ihnen herübergekommen und hatten sie angegriffen. Der Grund?
Greystock wußte keinen, außer daß sie vielleicht Lust auf einen guten Kampf hatten, den man ihnen dann auch liefern konnte. Da sich in der Umgebung der Schotten und Engländer so gut wie keine Steine befanden, mußte man sich mit Gralen und Knüppeln zur Wehr setzen. Zehn der Mongolen hatten den Kampf mit ihm nicht überstanden, dann war ein Gral von hinten gegen De Greystocks Schädel geprallt, und er war zu Boden gegangen. Jemand hatte ihn mit einer feuergehärteten Speerspitze durchbohrt. Er war ohnmächtig geworden, gestorben – und neben diesem Gralstein wieder zu sich gekommen.
Dem anderen Mann blieb nichts anderes übrig, als seine Erlebnisse mittels Zeichensprache und einer Art Pantomine zu verdeutlichen. Irgendein großer Fisch hatte ihn beim Angeln ins Wasser gerissen. Er war untergetaucht und auf dem Weg nach oben mit dem Kopf gegen die Unterseite seines Bootes geprallt. Dabei hatte er das Bewußtsein verloren und war ertrunken.
Damit schien die Frage, was mit den Menschen geschah, die in dieser Welt starben, gelöst zu sein. Aber aus der Erklärung erwuchs nun prompt eine neue Frage: Warum kamen sie beim zweiten Erwachen in einer völlig neuen Umgebung zu sich?
Das zweite seltsame Ereignis dieses Tages war, daß die Grale sich offensichtlich weigerten, ihnen eine Mittagsmahlzeit zu liefern. Statt dessen fanden sie in ihren Behältern sechs verschiedene Kleidungsstücke in unterschiedlichen Farbtönen, Größen und Mustern. Vier davon schienen dazu bestimmt zu sein, als Kilts getragen zu werden, und waren mit magnetischen Verschlüssen versehen. Die anderen beiden waren aus dünnerem Material und stellten wohl Büstenhalter dar, obwohl man sie auch für andere Zwecke verwenden konnte. Die Stoffe, aus denen die Kleidungsstücke bestanden, fühlten sich weich und bequem an, dennoch gelang es keinem, sie zu zerreißen oder zu zerschneiden.
Die Menschheit stieß über die Lieferung dieser Textilien einen kollektiven Jubelschrei aus. Auch wenn sie sich in der Zwischenzeit an die Nacktheit gewöhnt hatten – manche auch mit einem Seufzer der Ergebenheit –, schien ihnen dennoch diese Kompromißlösung in bezug auf Kleidung nicht unwillkommen zu sein. Jetzt besaßen sie Kilts, Büstenhalter und Turbane. Mit letzteren war es möglich, die Köpfe zumindest solange zu bedecken, bis das Haar wieder nachgewachsen war. Später würden die Turbane möglicherweise zu einem allgemein getragenen Kopfschmuck werden.
Und das Haar wuchs bereits – außer in ihren Gesichtern.
Burton war darüber ein bißchen frustriert. Er hatte zeit seines Lebens einen prächtigen Schnauzer und einen Kinnbart getragen, auf den er nicht wenig stolz gewesen war. Ohne Bart kam er sich jedenfalls nackter vor als ohne Hosen.
Aber Wilfreda lachte nur und sagte: »Ich bin froh, daß das Zeug nicht mehr wächst. Männer mit haarigen Gesichtern habe ich noch nie leiden können.
Jedes Mal wenn ich einen bärtigen Mann küßte, kam ich mir vor, als würde ich mein
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