Die Formel der Macht
zum Fenster, wo er sie in die Arme nahm und wiegte, bis sie anfing zu weinen.
Es ist vorbei, dachte Olivia, wobei ihr ganz schlecht war vor Erleichterung und bitterer Reue. Duncan und Summer waren in Sicherheit. Gordon war tot.
Das Streben ihres Mannes nach der höchsten Macht war endlich vorüber.
EPILOG
N ew York, September 1998
Tony hatte Summer und Duncan eben erst an ihren Tisch in einer ruhigen Ecke seines kürzlich erweiterten Restaurants geführt, als Joe ankam. Bis über beide Ohren grinsend, bahnte er sich seinen Weg zwischen den Tischen hindurch und setzte sich ihnen gegenüber. Er war braun gebrannt und wirkte überraschend gut in Form für einen Mann, der vor nur drei Monaten zwei Wochen zwischen Leben und Tod schwebend im Krankenhaus verbracht hatte.
Joe legte einen Umschlag auf den Tisch. “Lest das und freut euch, Leute”, sagte er.
Summer öffnete den Umschlag und strahlte, als sie das Firmenwappen und die Unterschriften sah. Sie schob Joe den Umschlag wieder zu. “Das ist herrlich”, sagte sie. “Herzlichen Glückwunsch, Joe. Du hast alles erreicht, wofür du gearbeitet hast.”
“Fürs Erste.” Joes Gesicht war vor Aufregung gerötet. “Es gibt noch viel zu tun, und wir sind noch längst nicht am Ziel unserer Wünsche angelangt, aber es ist ein guter Anfang. Hat Tony gesagt, was er heute empfiehlt?”
Summer kicherte. “Was glaubst du? Tony zufolge ist jedes Gericht auf der Karte der Gipfel der Perfektion, wie immer.”
“Ah ja, idiotische Frage. Habt ihr beide schon entschieden, welchen speziellen Gipfel der Perfektion ihr nehmt?”
“Ich habe Grouper bestellt”, sagte Duncan.
“Und ich nehme den Palmherzensalat.” Summer wechselte mit Duncan einen vielsagenden Blick, dann räusperte sie sich, plötzlich verlegen geworden. “Wenn Tony mich wieder zu seiner
feijoada
überredet hätte, würde ich nächsten Monat den Gang zum Altar hinaufwatscheln.”
Joe schaute von der Speisekarte auf und ließ seinen Blick zwischen Summer und Duncan hin- und herwandern. “Moment mal, habe ich richtig gehört … den Gang zum Altar … heißt das, dass ihr beide euch endlich auf einen Hochzeitstermin geeinigt habt?”
Summer nickte. “Ja, am Fünfzehnten nächsten Monats.”
“Aus verständlichen Gründen halten wir die Feier klein und sehr informell”, sagte Duncan. “Aber wir hoffen beide sehr, dass du kommen kannst.”
“Natürlich kann ich. Das würde ich mir im Leben nicht entgehen lassen.” Einen Moment lang glaubte Summer einen Anflug von Bedauern über das, was hätte sein können, wenn, in Joes Augen aufscheinen zu sehen, aber wenn es wirklich Bedauern war, unterdrückte er es sofort und stand auf, um Duncan die Hand zu schütteln und sie zu umarmen. “Gott sei Dank hast du den Mann endlich aus seinem Elend erlöst”, sagte er. “Der arme Junge wurde ja jedes Mal verzweifelter, wenn wir miteinander sprachen, und brummte irgendwas von Entführung und nach Las Vegas abhauen in sich hinein.”
“Ein Glück für ihn, dass er es nicht versucht hat.” Summer schnitt ihrem Verlobten eine Grimasse. “Entführung ist nicht gerade der beste Weg, mein Herz zu erobern, weißt du.”
“Darauf hat Joe mich auch hingewiesen”, sagte Duncan.
“Und ich bin wirklich froh, dass er auf mich gehört hat, auch wenn ich es ihm sehr gut nachfühlen konnte. Warum hast du so lange gebraucht, um Ja zu sagen?”
Summer wurde ernst und legte ihre Hand auf Duncans. “Ich wollte, dass wir erst alles, was mit dem Tod meines Vaters zusammenhängt, hinter uns lassen, bevor wir heiraten. Es erschien mir wichtig, dass wir den Schritt in die Zukunft machen, ohne allzu sehr in die Vergangenheit verstrickt zu sein.”
“Das kann ich gut verstehen.” Joe legte seine Salzstange hin. “Da wir gerade von Verstrickungen in die Vergangenheit sprechen, wie geht es Olivia?”, erkundigte er sich ruhig.
“Sie hat gute und schlechte Tage”, gab Duncan zurück. “Um ehrlich zu sein, mehr schlechte als gute, trotz der Medikamente, die sie ein bisschen aufheitern sollen.”
Summer wirkte bedrückt. “Am meisten macht es ihr zu schaffen, dass sie Gordon verloren hat. Trotz allem, was passiert ist, liebt sie ihn immer noch. Einerseits überrascht mich das nicht, aber andererseits finde ich es wirklich schockierend.”
“Obwohl du es eigentlich am besten verstehen müsstest”, meinte Joe. “Gordon Shepherd war ein charismatischer Mann. Denk nur daran, wie sehr du und deine Mutter euch bemüht
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