Die Formel der Macht
das FBI sie stürmt. Dann musst du ihn davon überzeugen, dass der einzig sichere Ort für Joe hier bei dir ist. Versuch widerstrebend zu klingen. Sag ihm, dass er seine Bodyguards loswerden muss. Erklär dich bereit, Joe bis morgen Abend aufzunehmen, aber keinesfalls länger. Mach Alonzo klar, dass er sich bis dahin etwas anderes einfallen lassen muss.”
“Mein Gott”, flüsterte Summer. “Das ist brillant.”
“Alonzo wird die Falle wittern.” Gordon nahm nervös noch einen Schluck von seinem Cognac. “Er kennt mich zu gut, um zu glauben, dass ich für so eine Sache meine politische Karriere aufs Spiel setze.”
Duncan nahm Gordon den Cognacschwenker weg.
“Dann sorg dafür, dass er es glaubt”, befahl er kategorisch. “Du hast keine andere Wahl. Denn wenn Joseph Malone stirbt, wirst du eine Menge Zeit haben, in einer Gefängniszelle darüber nachzugrübeln, was für ein Fehler es war, ihn nicht zu retten.”
Gordon hatte mit Alonzo da Pereira gesprochen, und der Plan schien zu funktionieren. Alonzo würde in Kürze mit Joseph Malone eintreffen. Olivia saß in ihrem Sessel und hörte der Diskussion zu, ohne jedoch etwas beizutragen. In ihrem Kopf herrschte ein einziges Chaos, und sie war außerstande, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
Duncan instruierte Gordon, wie er Alonzo empfangen sollte. “Bring Alonzo hier in dieses Zimmer”, erklärte er. Summer und Olivia sollten oben warten, außerhalb der Gefahrenzone. Summer erhob Einspruch. Duncan war unerbittlich. Niemand machte sich die Mühe, sie nach ihrer Meinung zu fragen.
Während sie ihren Bruder beobachtete, verspürte Olivia einen Stich von Neid. Zwischen Duncan und Summer knisterte es unüberhörbar, sogar unter diesen Umständen. Wie es schien, würde sie ihre Eifersucht auf Summer ein Leben lang begleiten. Zuerst war sie nur die intelligente schöne Tochter des Mannes gewesen, den sie, Olivia, liebte. Jetzt würde sie allem Anschein nach bald die intelligente schöne Ehefrau ihres Bruders sein. Olivia erschauerte bei der schrecklichen Vorstellung an zukünftige Weihnachten mit Summer, die beiläufig Namen berühmter Wissenschaftler fallen ließ und wissenschaftliche Konzepte entwickelte, die sie, Olivia, nicht einmal im Ansatz begriff. Und dann würden da sicher auch Kinder sein, die auf Summers Schoß saßen und auf Duncans Schultern kletterten. Die Kinder, die sie sich immer gewünscht und die Gordon ihr verweigert hatte.
Olivia verspürte eine Trauer, die so peinvoll war, dass sie für einen Moment zu einem regelrecht körperlichen Schmerz wurde. Sie blinzelte und zwang sich, ihre umhervagabundierenden Gedanken wieder auf Gordon und Duncan zu konzentrieren. Sie diskutierten gerade über die Vorsichtsmaßnahmen, die sie im Hinblick auf die Tatsache zu ergreifen gedachten, dass Alonzo sicher eine Waffe bei sich tragen würde. Duncan demonstrierte soeben, wie er hinter der Tür hervorspringen und Alonzo mit einem schweren silbernen Kerzenleuchter niederschlagen würde.
Der Leuchter, den ihr Bruder benutzen wollte, war eins von Olivias Lieblingsstücken, ein neoklassizistisches Wunderwerk aus dem späten achtzehnten Jahrhundert, ganz ähnlich dem Paar, das im John Quincy Adams State Drawing Room stand. Sie war ganz aufgeregt gewesen an dem Tag, an dem sie diesen Kerzenleuchter in einem kleinen Antiquitätengeschäft in Virginia entdeckt hatte. Sie überlegte, ob sie Duncan etwas weniger Wertvolles als Totschläger andienen sollte, dann entschied sie, dass ihr die Energie fehlte, um aufzustehen.
Um diese nachtschlafende Zeit würde Alonzo da Pereira weniger als dreißig Minuten brauchen, um von seinem Penthouse nach Georgetown zu gelangen. Sie schaute auf die Uhr auf dem Kaminsims, die eine perfekte Nachahmung eines Designs aus dem siebzehnten Jahrhundert des Uhrmachers John Harrison war. Allein die auserlesene Handarbeit nur anzuschauen beruhigte sie ein bisschen. Wenn sie so viele wertvolle Dinge besaß, konnte ihr Leben doch nicht ganz wertlos sein. Vielleicht war sie nicht so intelligent wie Summer, aber zumindest hatte sie den perfekten Geschmack.
Es war drei Uhr fünfzehn. Zwanzig Minuten waren vergangen, seit Gordon den Telefonhörer aufgelegt hatte. Alonzo konnte jeden Moment hier sein.
Im Lauf der letzten vier Jahre, seit er von dem Gedanken, Präsident zu werden, besessen war, hatte sich ihr Ehemann nach und nach in einen Mann verwandelt, den sie nicht wiedererkannte. Während sie ihm mit einer Mischung aus Liebe und
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