Die Formel der Macht

finden, einen Blick von der Seite zu. “Es wird nicht leicht sein, eine plausible Erklärung für meinen Rücktrittswunsch zu finden. Tatsächlich kann es sogar sein, dass der Präsident mein Gesuch gar nicht annimmt.”
    “Dann bestehst du eben darauf”, sagte Duncan kühl und mit definitiver Endgültigkeit. “Deine politische Karriere ist vorbei, Gordon, dafür werde ich sorgen. So, Summer, was wolltest du gerade sagen?”
    Summer bedankte sich mit einem Lächeln für seine Unterstützung. “Gordon hat gerade erzählt, dass Alonzo da Pereira mit Joe hier in Washington ist. Angeblich halten sie sich in der Penthousewohnung auf, die früher Fernando gehörte und in der sie mich offensichtlich auch gefangen gehalten haben. Ich schlage vor, dass Gordon Alonzo anruft und ihm erzählt, dass ich die Formel für Joes Medikament habe und bereit bin, sie herauszugeben, wenn sie dafür Joe freilassen. Dann machen wir einen Treffpunkt aus. Alonzo kommt mit Joe, und Gordon und ich bringen die Formel mit.”
    Unter anderen Umständen hätte Duncan laut herausgelacht. Der Plan war atemberaubend in seiner Unzulänglichkeit, und Duncan war überzeugt davon, dass Gordon dies genau erkannt hatte, wenngleich es Summer verborgen geblieben war. Er verspürte Gordon gegenüber Mordgelüste, den die extreme Gefahr, in die Summer sich zu begeben bereit war, völlig kaltzulassen schien. War es ihm wirklich gleichgültig, dass seine Tochter Alonzo praktisch einlud, sie zu töten?
    Um sein inneres Gleichgewicht ringend, zog er sie in seine Arme. “Summer, mein Liebling, du musst dich nicht Alonzo zum Opfer darbringen, nur um die Tatsache wettzumachen, dass dein Vater moralisch bankrott ist.”
    “Das mache ich doch auch nicht. Ich bin nicht in Gefahr. Davon abgesehen müssen wir Joe irgendwie …”
    “Wenn du länger darüber nachdenkst, wird dir schnell klar werden, dass es keinen Weg gibt, Joe sicher zurückzubekommen, indem du die Formel übergibst. Alonzo wird dir das Blaue vom Himmel versprechen, aber er wird sein Wort nicht halten. Ganz abgesehen davon, dass er zu diesem Treffen mit einer ganzen Armee von Bodyguards anrücken wird, kann er es sich nicht leisten, Joe laufen zu lassen.”
    “Dann lass dir etwas Besseres einfallen”, sagte Summer. Ihre Lippen zitterten, mühsam bewerkstelligte sie ein Lächeln. “Ich fühle mich völlig überfordert, Duncan, das muss ich zugeben. Ganz zu schweigen davon, dass ich fix und fertig bin.”
    Als Gordon etwas zu sagen versuchte, schnitt Duncan ihm sofort das Wort ab. “Wenn du nur halb so klug wärst, wie ich bis jetzt dachte, würdest du dich auf der Stelle hinsetzen und den Mund halten.”
    Gordon setzte sich.
    Schön, dachte Duncan, Gordon ist geschlagen, aber wie zum Teufel geht es jetzt weiter? Sobald er einen Plan hatte, verwarf er ihn auch schon wieder. Alonzo war nicht zu trauen, und Gordon war nicht viel besser, wie also sollte er Joe befreien, ohne die Formel aus der Hand zu geben, und gleichzeitig Gordon vor dem Gefängnis erretten? Nicht, dass ihm auch nur das Geringste daran gelegen wäre, Gordon Demütigungen zu ersparen, aber er wollte nicht, dass Olivia und Summer darunter leiden mussten, wenn Gordon in aller Öffentlichkeit als Charakterschwein erster Güte oder Schlimmeres gebrandmarkt wurde.
    Das Einzige, was ihnen jetzt noch blieb, war zu lügen. Es musste nur überzeugend klingen, und Alonzo, der zwar ein Verbrecher sein mochte, aber ganz gewiss kein Idiot, zu überzeugen würde nicht leicht werden. Sie konnten sich absolut keinen Fehler leisten.
    “Okay, Gordon”, sagte er, während er im Zimmer umherwandernd seinen Plan schmiedete. “Hör jetzt genau zu. Du rufst Pereira an und erzählst ihm, dass du eben in dieser Minute erfahren hast, dass das FBI heute früh um fünf eine Razzia in seinem Penthouse plant. Nein, das gibt ihm zu viel Zeit, um nachzudenken. Sag um vier. Erzähl ihm, dass sie ein mobiles Einsatzkommando von dreißig Mann auf die Beine gestellt hätten und dass er Joe sofort aus dem Apartment rausschaffen muss. Dann legst du sofort auf. Oh, und dass er die Bewacher loswerden muss, natürlich.”
    Gordon schenkte sich noch einen Cognac ein. “Der einzige Effekt wird sein, dass Alonzo die Nerven verliert und deinen Freund Malone umbringt.”
    “Nicht, wenn du es richtig anstellst. Erinnere ihn daran, dass ihr die Formel immer noch nicht habt und dass ihr Joe lebendig braucht. Du musst Alonzo überreden, Joe aus der Wohnung zu bringen, bevor