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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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zusehen.“
    „Marion“, unterbreche ich sie. „Das beweist doch immerhin, dass ich die Wohnung kenne.“ Ich überlege krampfhaft, ob mir nicht noch ein markantes Detail einfällt. „Was ist mit dem großen Bild an der Wand hinter dem Bett? Darauf sind zwei Frauen zu sehen, die sich küssen.“
    „Ist mir nicht aufgefallen. Es waren überhaupt keine Bilder in der Wohnung.“ Marion antwortet schnell und präzise, warum habe ich trotzdem ständig das ungute Gefühl, dass sie mich anlügt?
    „Die Terrasse geht nach Osten, stimmt’s?“, wage ich einen letzten Versuch.
    „Ja und sie hat eine Glasfront! Mit ein bisschen Glück sieht man bis zur Oper.“
    „Da hast du den Beweis! Das ist doch eine Reihe von Indizien, das können keine Zufälle sein. Woher soll ich das alles wissen?“ Siegessicher halte ich den Daumen hoch und grinse Raul breit an, als hätte ich beim Wetten auf das richtige Pferd gesetzt. Doch Marion ist unerbittlich und holt mich wieder zurück.
    „Mach dich doch nicht lächerlich, Adriana! Die Terrasse haben wir ja von der Straße aus gesehen. Du hast doch selbst gesagt: Da oben ist die Terrasse.“
    „Habe ich das gesagt?“
    Ich jedenfalls kann mich nicht daran erinnern, so etwas zu Marion gesagt zu haben und meine Zweifel verstärken sich.
    „Na, wie dem auch sei, Adriana! Ich muss Schluss machen, denn gleich kommt mein Kunde für die Präsentation. Lass dir von deinem Psychiater ein paar Pillen verschreiben, dann geht es dir gleich besser.“
    „Liebes“, schreit sie so laut, dass es auch Raul hören kann, „du musst dir keine Sorgen machen, du hast niemanden ermordet!“
    Marion trennt die Verbindung, ohne sich zu verabschieden und als ich aufsehe, bemerke ich, dass mich Raul merkwürdig anstarrt.
    „Wen hast du ermordet?“
    „Ach vergiss es, Raul“, antworte ich geistesgegenwärtig. „Das ist bloß ein Running Joke zwischen Marion und mir.“
    „Oh, Marion …“, nickt Raul und fährt sich mit seiner Hand über die Glatze. „Ich habe sie letzte Woche in der Loos Bar gesehen. Sie scheint ja mächtig verliebt zu sein.“
    „Marion? Die ist doch schon seit ewigen Zeiten Single!“ Ich versuche mich zu erinnern, wann ich das letzte Mal mit Marion über ihre Männerbekanntschaften gesprochen habe, aber es will mir nicht mehr einfallen.
    „Sie hat aber auf mich nicht so den Single-Eindruck gemacht. Sie war sehr vertraut mit diesem Mann. Meiner Meinung nach kannten sie sich schon länger. Marion konnte ihre Finger gar nicht mehr ruhig halten, sondern musste ständig an ihrem Handy herumfummeln, um ihm etwas zu zeigen.“ Jetzt ist Raul in seinem Element, denn Klatschgeschichten weiterzuerzählen ist neben dem Spielen seine zweite Leidenschaft.
    „Kenne ich Marions neuen Freund? Ist er jemand aus unserem Bekanntenkreis oder ein Model?“
    „Ich glaube nicht und überhaupt, ich weiß nicht mal, ob es ihr Freund ist oder nur ein One-Night-Stand.“ Dabei senkt Raul verrucht die Stimme und blinzelt mir heftig zu, ehe er weiterredet. „Mir ist er jedenfalls noch nie über den Weg gelaufen. Glaube mir, den hätte ich mir gemerkt. Ein hübsches Kerlchen mit wunderbaren schwarzen Haaren.“
    „Wieso schwarze Haare?“, frage ich schnell und mein Herz beginnt immer heftiger zu pochen, denn ich muss an die dunklen Haare von Talvin denken.
    „Na, weil der Typ wie ein Araber ausgesehen hat.“
    „Oder wie ein Inder“, ergänze ich atemlos.
    „Wieso Inder?“ Raul sieht mich verständnislos an.
    „Ach nichts, war nur so dahergesagt!“ Ich umklammere das Teleobjektiv meiner Kamera, die mir so etwas wie Halt und Sicherheit vermittelt.
    Raul klimpert mit den Schlüsseln für die Eisentür, die in das Atelier führt. Dieses Geklappere erinnert mich an Gregors Taucheruhr und ich versuche, mich auf die nächstliegende Tätigkeit zu konzentrieren und die ist das Fotoshooting.
    „Wir müssen noch das Set für das Shooting vorbereiten“, sagt Raul und geht an mir vorbei nach oben.
    „Hast du in der Bar vielleicht zufällig seinen Namen aufgeschnappt?“, rufe ich ihm hinterher.
    „Von Marions Freund? Wieso interessiert dich das denn so? Bist du vielleicht eifersüchtig?“
    „Wieso soll ich eifersüchtig sein? Ich kenne den Typ doch gar nicht. Spar dir also diese albernen Bemerkungen!“ Ich habe ziemlich überreagiert, das merke ich an Rauls betroffenem Blick.
    „Ist ja gut! War nicht so gemeint“, lenkt er sofort ein und sieht mich dann fragend an.
    „Schätzchen, wo ist deine

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