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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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mit einem Paravent abgeteilten Garderobe schluchzt Ivanka, das Model, dem ich eine Ohrfeige verpasst habe. Marek steht noch immer wie angewurzelt mit nacktem Oberkörper und aufgeknöpftem Jeans-Overall im hellen Studiolicht und versteht das alles nicht.
    „Du weißt, dass du mit dieser Aktion den Job komplett vermasselt hast!“, zischt Raul mit mühsam unterdrückter Wut. „Und dass du uns alle um das Honorar gebracht hast! Der Kunde wird nach deinem Auftritt nie im Leben etwas für dieses Shooting bezahlen.“
    „Es, es tut mir leid“, stammle ich und versuche die verdammte Kamera abzulegen, die mich schon wieder Richtung Abgrund zieht, doch ich bin zu nervös. „Ich muss wohl für einen Augenblick die Beherrschung verloren haben!“
    „Die Beherrschung verloren? Du hast Ivanka beschimpft und angegriffen!“ Raul ist nicht mehr zu bremsen und schlägt voller Wut mit seiner Faust gegen die Mauer. „Dein Verhalten ist absolut letztklassig, Adriana!“ Raul, der letzte Freund, den ich noch habe, wendet sich von mir ab, das spüre ich. „Du bist komplett ausgerastet. Kannst froh sein, wenn dich Ivanka nicht bei der Polizei anzeigt. Du hast ihr eine Ohrfeige verpasst!“
    Die Luft zum Atmen wird weniger, die Raul in seinem Zorn ständig inhaliert – Raul, der sich aufplustert und mir keinen Raum lässt. Der Schweiß rinnt mir in Bächen den Rücken hinunter, Raul drängt sich plötzlich eng an mich, starrt mich mit seinen dunklen Augen beschwörend an und drückt dabei die Kamera gegen mein Herz.
    „Versuche die Angelegenheit wieder auszubügeln, Adriana. Ich bitte dich!“, flüstert er und seine Stimme bekommt etwas Flehentliches. „Ich brauche das Honorar. Ich bin vollkommen pleite!“
    „Ich muss hier weg!“ Mehr bringe ich nicht heraus. Mein Kopf ist völlig leer und Raul saugt gierig die Luft rings um mich ein, um mich zu ersticken. Aber ich will nicht sterben, deshalb stoße ich ihn zur Seite, packe meine Kamera, laufe die eiserne Treppe hinunter, durch den Innenhof, hinein in die düstere Einfahrt.
    „Ja, hau ab, Adriana!“, schreit Raul mir wütend hinterher. „Aber lass dich nie wieder bei mir sehen! Brauchst nicht glauben, dass ich dich aufnehme, wenn du wieder gekrochen kommst mit deinen Hirngespinsten. Hast du mich verstanden? Du brauchst nie wieder bei mir aufzutauchen!“

8. Mittwoch - nachmittags

    Ich habe soeben meine Existenz als Fotografin kaputtgemacht, mich mit meinem langjährigen Freund Raul überworfen und das Vertrauen zu meiner besten Freundin Marion verloren. Ich kann es drehen und wenden wie ich will, aber ich habe keine Freunde mehr, bin gestrandet in einer Welt ohne Sicherheit und ohne Liebe!
    Es sind sinnlose Gedanken, die mir durch den Kopf schwirren, als ich durch die dunkle Einfahrt aus dem Fotostudio laufe. Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine riesige gescheckte Dogge mit einem glänzenden Stachelhalsband vor mir auf. Ihre riesige rosa Zunge hängt seitlich aus dem Maul und sie knurrt heiser, ohne sich von der Stelle zu rühren. Wie angewurzelt stehe ich vor der Dogge, deren Augen triefen und blutunterlaufen sind. Ächzend erhebt sich der Besitzer, der im Schatten der Mülltonnen auf dem Boden saß, und pfeift seinen Hund energisch zurück.
    „Platz, Satan!“ ruft er mit rauer Stimme und der Hund gehorcht augenblicklich. Der Besitzer des Tieres ist ein alter stiernackiger Punk mit einer „Sex Pistols“-Lederweste, die vorne offen ist und so seinen stattlichen nackten Bierbauch zur Schau stellt.
    „Hast du ein paar Euro für mich?“, nuschelt der Punk und stellt sich so, dass ich mich an der vermoosten und feuchten Wand vorbeidrängen muss. „Die Kommandos sind doch gut, findest du nicht?“
    „Toll, wie Sie das hinkriegen“, stottere ich und durchwühle mit zitternden Fingern meine Lederjacke, finde einige Münzen, die ich einfach auf den Boden werfe, um endlich von hier wegzukommen. Draußen auf der Währinger Straße knallt mir die Nachmittagssonne so gnadenlos ins Gesicht, als würde sie mich für mein unprofessionelles Verhalten bestrafen.
    Ich passiere eine Kindertagesstätte, deren Eingangstor bunt wie ein Regenbogen bemalt ist. Auch die Fensterrahmen tragen bunte Farben und die Fenster sind weit geöffnet, sodass ich in das große Spielzimmer sehen kann, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle. Kinder lachen und spielen im Sonnenlicht und ein kleiner, vielleicht fünfjähriger Junge reitet auf einem braunen Schaukelpferd. Als er mich sieht,

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