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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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und sieht mir prüfend ins Gesicht. „Oder mit diesem verschwundenen Mieter aus der Operngasse?“
    „Wer hat dir den diesen Blödsinn erzählt?“ rufe ich aus und spiele die Empörte.
    „Na, Marion hat gestern so etwas angedeutet, aber nichts Genaues gesagt. Mach dir also bloß keinen Stress.“
    Ich bin ein wenig wütend auf Marion, dass sie Raul von meiner Suche nach Talvin erzählt hat, lasse mir meine Verärgerung aber nicht anmerken.
    „Ich habe auch gar keinen Stress. Meine Schlaflosigkeit hat mit meiner Beule zu tun, ich habe mir den Kopf angeschlagen.“
    „Hast mir gar nichts davon erzählt.“
    „Ist auch schon ein paar Tage her.“
    „War das vielleicht am Montag in der Nacht?“, fragt Raul schnell.
    „Wieso Montag?“
    „Ach nicht so wichtig“, meint Raul. „Da war Vollmond und einige meiner Freunde haben sich verletzt.“
    „Ach, es war Vollmond, das erklärt einiges!“, sage ich zerstreut und ziehe mich am eisernen Geländer der Treppe hoch. Mit der Handfläche rutsche ich über den rostigen Handlauf und ein plötzlicher Schmerz durchzuckt mich.
    „Scheiße!“, fluche ich und betrachte meine linke Handfläche, die einen Schnitt hat. „Dieses verrottete Geländer. Weshalb müssen wir auch in dieser Bruchbude fotografieren.“ Verärgert strecke ich Raul meine Hand entgegen, so als wäre er ein Wunderheiler oder Schamane und könnte die Wunde durch bloßes Anstarren zum Verschwinden bringen.
    „Schätzchen, du hast diese Location ausgesucht, aus Kostengründen, wenn du dich erinnerst. Es ist außerdem nur ein Kratzer. Du musst einfach besser aufpassen!“, sagt er und in seiner Stimme ist eine leichte Genervtheit zu hören. Kein Wunder, ich bin auch die letzten Tage ziemlich zickig und unausgeglichen gewesen. „Das Geländer ist doch überall aufgerissen und rostig“, redet er weiter. „Also pass auf, denn sonst kannst du dir eine hübsche Blutvergiftung holen, wenn du weiter so unvorsichtig bist.“
    Wieder betrachtet er mich prüfend, legt seine Stirn in Falten, hat jetzt eine Miene aufgesetzt, die andeutet, dass es heute bei dem Fotoshooting ein Problem geben könnte. Mit mir. Immer wenn Probleme auftreten, haben diese mit mir zu tun. ,Du bist ein Problemfinder!‘, hat Gregor einmal zu mir gesagt, als wir uns fürchterlich gestritten haben. Er hat mich sofort in die Schublade der Verlierer gesteckt. In seiner Welt ist kein Platz für Probleme, deshalb existiert auch Paul nicht mehr. Paul, den wir nie gefunden haben, Paul, den wir nicht begraben konnten, den wir daher nie wirklich losgelassen haben, von dem wir uns nur mit Pappschachteln verabschieden konnten. Paul, der noch immer mit den Strömungen der Ozeane über den Meeresgrund treibt. Paul, dessen Körper bereits mit Muscheln und Korallen überwuchert ist, die ihm das Aussehen eines indischen Prinzen verleihen. Nein, für Gregor ist der Fall Paul seit einem Jahr abgeschlossen.
    „Bist du o.k.?“, fragt Raul und der Zweifel in seiner Stimme hat sich deutlich verstärkt. Mit seiner Hand deutet er auf meine Lederjacke.
    „Adriana, dein Handy!“
    Tatsächlich schrillt mein Handy unerbittlich und unter den wachsamen Blicken von Raul wage ich nicht, es einfach zu ignorieren. Wie befürchtet, ist es Marion, die anruft.
    „Ich war in der Wohnung!“, platzt sie sofort heraus.
    „Wie bist du hineingekommen?“, frage ich vollkommen sinnlos, denn natürlich interessiert mich im Grunde etwas ganz anderes, aber ich will die Antwort hinauszögern.
    „Ein netter Handwerker hat mir geöffnet. Die Wohnung steht ja seit acht Monaten leer. Wird nur einmal die Woche von einem Putztrupp gereinigt, damit alles schön sauber aussieht. Sagt der Handwerker.“
    Marion hat ein Gespür für Dramatik, denn meine Nerven sind zum Zerreißen gespannt.
    „Und was ist dort?“
    „Nichts! Genau wie ich es mir gedacht habe. Die Wohnung ist zwar möbliert, aber ansonsten vollkommen leer.“
    „Hast du die ...“ Gerade wollte ich „Leiche“ sagen, da fällt mir ein, dass Raul ja neben mir steht und jedes Wort mithören kann. Aber Marion versteht mich auch so.
    „Da ist niemand, Adriana! Es ist eine ganz normale leer stehende Wohnung.“
    „Gibt es den Spiegel im Schlafzimmer über dem Bett?“, frage ich ängstlich und rufe meine geistige Bildergalerie zu Hilfe.
    „Ja, den gibt es. Aber das besagt doch nichts. Einen Spiegel über dem Bett haben heutzutage viele. Ich hatte auch so einen Typ, der wollte sich immer selbst beim Sex

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