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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Wohnzimmer mit der breiten Fensterfront bis zu seinem Schlafzimmer laufen. Damals ist mir nicht aufgefallen, dass Talvin nirgends zu sehen war und dass man merkwürdigerweise aus dem Schlafzimmer eine männliche und eine weibliche Stimme hören konnte.
    „Hallo … Überraschung!“, rief ich, riss ungestüm die Tür zum Schlafzimmer auf und erstarrte. Die Szene, die sich mir dort bot, brannte sich in mein Hirn und war doch bis zu diesem Augenblick verschüttet geblieben.
    Talvin stand neben dem Bett, in dem wir uns so oft geliebt haben und ein Mädchen hockte vor ihm auf dem Boden, so als würde sie ihm einen blasen. Überall standen bunte Plastikeimer herum und das Mädchen trug Gummihandschuhe wie in einem Fetisch-Porno. Fassungslos registrierte ich die Gummihandschuhe, die ihre dünnen weißen Arme bis zum Ellbogen umhüllten. Ich sah ihren nackten, knochigen Rücken und ich atmete hektischer, denn die Luft wurde rasch dünner. Sowohl Talvin als auch das Mädchen waren durch mein lautstarkes Eintreten so überrascht, dass sie regungslos in ihren Positionen verharrten. Erst jetzt bemerkte ich ein großes Tinkerbell-Tattoo auf dem linken Oberarm des Mädchens. Beide blickten schuldbewusst zu Boden, die Atmosphäre knisterte, ich dachte an Fetisch-Sex und wusste sofort, was hier gespielt wird. In diesem Moment hätte ich Talvin umbringen können!
    Langsam drehte sich das Mädchen ganz zu mir um, es war nicht nackt, wie ich zuerst angenommen hatte, sondern trug eines dieser rückenfreien Tops und darüber eine pervers aussehende Gummischürze. Auch den Blick, den mir dieses Mädchen zuwarf, werde ich ab jetzt nicht mehr vergessen: Ein Blick, der zugleich Entsetzen und Abscheu oder auch Mitleid ausdrücken konnte, in jedem Fall war es ein Blick, der sagt: Ich bin jung und gegen mich hast du keine Chance.
    Ja, dieses Mädchen war wirklich verdammt jung, vielleicht neunzehn Jahre alt, aber das war keine Entschuldigung. Ich versuchte, meine Aggressionen zu unterdrücken und wollte sie einfach cool aus dem Schlafzimmer jagen. Doch als sie mit gesenktem Kopf einfach weghuschen und sich aus der Szene stehlen wollte, da konnte ich mich nicht beherrschen. Ich hasste sie für ihre Jugend und dafür, dass sie meinem Liebhaber so drastisch vor Augen geführt hatte, wie alt ich war. Dafür hasste ich sie am meisten.
    „Verschwinde, du Schlampe!“, schreie ich, denn alles ist plötzlich so real und gegenwärtig. Mit der flachen Hand hole ich aus und will ihr eine Ohrfeige verpassen. Doch sie duckt sich geschickt, kriecht unter mir weg und mein Schlag geht ins Leere. Aber ich hole erneut aus und erwische sie voll an der Wange. Mit ihren Armen will sie mich noch abwehren und als ich zuschlage, gibt es ein klirrendes Geräusch.
    Talvin steht noch immer wie erstarrt neben dem Bett und sieht verlegen zu Boden. Er trägt einen Overall, den ich noch nie an ihm gesehen habe und den er bereits halb ausgezogen hat. Oder besser fast wieder angezogen hat, denn wahrscheinlich hatten die beiden gerade Sex und ich habe sie dabei überrascht. Doch bevor ich alles so richtig begreifen kann, beginnt sich mit einem Mal die ganze Szenerie vor meinen Augen aufzulösen, das Schlafzimmer, der Spiegel an der Decke, die blauschwarzen Haare von Talvin, der mir durch die Wohnung hinterherläuft.
    „Ich kann dir alles erklären! So warte doch!“, ruft er, doch ich habe genug gesehen. Ich brauche keine billigen Erklärungen. Wütend stoße ich mit meinem Fuß gegen einen der bunten Eimer und schmutziges Wasser läuft über meine teuren Pumps.
    „Shit!“, fluche ich. „Das ist alles nur deine Schuld, du billige Nutte!“, schreie ich dem Mädchen hinterher. Sie ist bereits auf der Treppe und rast nach unten, spricht aufgeregt in einer fremden Sprache. Es klingt, als würde sie beten.

    Einer der großen Scheinwerfer leuchtet grell auf, weil ich aus Versehen auf den Auslöser der Kamera gedrückt habe. Das blendend weiße Licht bringt mich wieder zurück in die Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist ein Fotostudio mit einer Crew, die mich entgeistert anstarrt. Diese Wirklichkeit ist ein Fotoshooting, das ich komplett in den Sand gesetzt habe.
    Dann ergreift Raul die Initiative. Er packt mich am Arm und schiebt mich durch die Tür hinaus auf die Eisentreppe. Meine Kamera schlägt dabei so fest gegen meine Brust, als wolle sie mir das Herz pulverisieren. Durch die geöffnete Tür sehe ich den Kunden, der kopfschüttelnd auf und ab geht. In der provisorisch

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