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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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verhafte Sie wegen des dringenden Tatverdachts, Talvin Singh und Marion Winter getötet zu haben.“

22. Zwei Wochen später – Montag - vormittags

    Gregor, mein Mann hat mich nur einmal in der Untersuchungshaft besucht und anschließend vor dem Gefängnis eine improvisierte Pressekonferenz abgehalten. Der Termin war gut gewählt, denn am selben Tag hat die Staatsanwaltschaft die Voruntersuchungen gegen ihn wegen zweifachen Mordes mangels stichhaltiger Beweise eingestellt. Das alles lese ich Tage später in der Zeitung, die mir eine der Wärterinnen heimlich zusteckt. Sie hat Mitleid mit mir, denn ich bin völlig durch den Wind. In der Zeitung ist auch ein Bild von dieser Pressekonferenz abgedruckt. Neben Gregor steht A. M., seine frühere PR-Assistentin und beide sehen darauf aus, als wären sie ein Paar. Nichts auf dem Bild lässt erahnen, dass Gregor mir bei seinem Besuch im Gefängnis drei Morde gestanden hat!
    Doch der Reihe nach. Bevor sich Gregor an jenem Vormittag mir gegenüber an den Tisch setzt, verteilt er noch Autogrammkarten an die Wärterinnen und lässt sich mit einigen von ihnen fotografieren. Für mich ist er jetzt ein komplett fremder Mann geworden. Seine Aura gleitet über mich hinweg und seine Männlichkeit, die mich früher immer so beruhigt hat, stößt mich nur mehr ab. Natürlich durchschaue ich ihn und weiß auch, warum er hierher in das Untersuchungsgefängnis gekommen ist. Er hat sich immer medienwirksame Orte ausgesucht, um sich in Szene zu setzen. Und die große geschwungene Treppe beim Haupteingang des Untersuchungsgefängnisses passt perfekt für seine Inszenierung.
    „Ich habe meine Frau im Untersuchungsgefängnis besucht, weil ich ihr verzeihe. Ich verzeihe ihr, dass sie versucht hat, mich umzubringen!“ Genauso hat er es bei seiner Pressekonferenz formuliert. Die anderen Toten hat Gregor mit keinem Wort erwähnt und die Journalisten fragen auch nicht nach. Alle sind geblendet von dieser menschlichen Größe des Verzeihens, diesem geheuchelten Verständnis für eine Mörderin.
    Als Gregor mir gegenübersitzt, sehe ich in seinen schwarzen Augen nur noch Kälte und Wahnsinn. Es ist, als wäre seit der Katastrophe in unserem Haus in seinem Kopf ein Schalter umgelegt worden, der ihm ständig suggeriert, dass er ein Alphatier ist, das jeden Gegner vernichtet. Doch für Gregor bin ich schon längst kein Gegner mehr. Mich bemitleidet er nur noch.
    Wir haben uns natürlich auch nichts mehr zu sagen. Schließlich habe ich meinen Mann des Doppelmordes beschuldigt, das lässt sich nicht so einfach übergehen. Außer einigen Einführungsfloskeln und seinen Standardsätzen, dass er in einem gewissen Maß meine Handlung versteht, gibt es kein weiteres Thema mehr und das Gespräch versiegt. Nach einigen Anstandsminuten steht Gregor auf, rückt seinen breiten Krawattenknoten zurecht, tippt mit seinen Fingerspitzen auf das auffällige Pflaster auf seiner Schläfe, dort wo ihn der Golfschläger getroffen hat. Nachdenklich streicht er sich durch seine glänzenden Haare und sieht sich mehrmals prüfend um. Die Wärterinnen haben sich nach hinten in den Beobachtungsraum mit dem großen Sichtfenster zurückgezogen und trinken Kaffee.
    Der Besucherraum ist wie ein Wohnzimmer eingerichtet, es gibt sogar eine Couch, damit die Untersuchungshäftlinge mit Angehörigen oder Anwälten ungezwungen reden können. Kameras und Mikrofone sind untersagt, denn das verstößt gegen den Datenschutz und die Privatsphäre. Links und rechts von der Couch stehen Yuccapalmen mit bräunlichen Blättern, weil sie schon seit Wochen nicht mehr gegossen wurden. Das alles fällt mir erst jetzt auf, weil ich Gregors Blick nicht mehr ertragen kann. Seine Augen sind noch schwärzer als zuvor und sein attraktives Gesicht wird zur hässlichen Fratze. Sein Anblick ist mir so unangenehm, dass ich mich abwenden muss. Ich spüre seinen Atem an meinem Ohr, als er sich vorbeugt.
    „Du hast unsere Familie verraten! Das hättest du nicht tun dürfen, Adriana. Du bist schuld am Tod von drei Menschen. Denk darüber nach. Ich wollte diesen Talvin ja gar nicht töten, sondern ihn einfach nur zur Rede stellen. Ich habe dich an diesem Abend verfolgt und das Wohnhaus von der Straße aus beobachtet. Du warst lange, viel zu lange weg, das konnte ich nicht zulassen. Deshalb bin ich nach oben um euch zur Rede zu stellen und dich zu schützen. Die Eingangstür war nur angelehnt und dein Liebhaber stand halbnackt im Zimmer. Ich stellte ihn zur Rede,

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