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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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Tages zu erhalten, an dem ich den blutüberströmten Talvin auf dem Boden gefunden habe. Ich bin zu ihm in die Operngasse gefahren, um diese Affäre zu beenden. Es ist eine Ironie des Schicksals, aber ich wollte wieder zurück zu Gregor, um gemeinsam mit ihm neu zu beginnen. Gregor hätte ihn also überhaupt nicht töten müssen.
    Wie das beim Abschiednehmen eben ist, haben Talvin und ich ziemlich viel getrunken und sind zum letzten Mal im Bett gelandet. Übrigens, der Sex mit Talvin war nicht das Aufregendste an unserer Affäre, am meisten erregt haben mich seine Erzählungen vom fernen Chennai, der Theosophischen Gesellschaft und von seinem Großvater, dem Bibliothekar. Eine Familie wie diese hätte ich auch gerne gehabt.
    Irgendwann bin ich wie bewusstlos eingeschlafen, denn der Cocktail aus Tabletten und Alkohol war zu viel für mich. Ich wusste ja nicht, dass wir etwas trinken, deshalb habe ich meine Tabletten gegen die Depressionen vorher genommen. Ich wollte einfach aufgedreht und glücklich sein, wenn ich Talvin gegenübertrete. Im Nachhinein betrachtet war es natürlich ein Fehler.
    Schlaflos wälze ich mich auf meiner Pritsche hin und her, denke wie so oft daran, zu sterben. Der Gedanke, mein restliches Leben in einer Zelle oder einer geschlossenen Nervenklinik zu verbringen, macht mich erst recht wahnsinnig. Deshalb zweige ich auch von den Tabletten, die mir der Gefängnispsychiater mitgibt, immer die Hälfte ab und verstecke sie in der Matratze. Nacht für Nacht werde ich von Albträumen heimgesucht, in denen mich der am Kopf blutende Gregor mit einem Golfschläger durch unser Haus verfolgt, um mir den Schädel einzuschlagen. Wenn ich morgens erwache, beginne ich den Tag in dem Bewusstsein, dass dieses Leben grausam ist. Deshalb sammle ich auch die Tabletten. Eines Tages werden es wohl genug sein und dann kann ich endlich sterben.
    „Besuch für Sie!“, reißt mich die Stimme der Wärterin an einem besonders trüben Tag aus meiner düster lethargischen Stimmung.
    „Wer ist es? Wer will mich schon besuchen, außer meinem Anwalt?“, mache ich verzweifelt Konversation.
    „Es ist eine Frau!“, sagt die Wärterin kurz angebunden. Sie kann mich nicht besonders leiden, denn sie ist in Gregor verknallt und war dabei, als ich bei seinem Besuch durchgedreht bin.
    „Isabelle Wagner! Weshalb besuchen Sie mich?“, rufe ich erstaunt aus, als ich in das Besuchszimmer geführt werde. Isabelle Wagner verzieht keine Miene, sondern schüttelt mir nur förmlich die Hand. Sie fühlt sich kalt an und wenn ich daran denke, dass sie vielleicht kurz zuvor ihre Schlange gestreichelt hat, schüttelt es mich vor Ekel.
    „Ich habe über Ihren Fall nachgedacht!“, sagt Isabelle Wagner, setzt sich auf die Couch und wischt mit den Handflächen über ihre Oberschenkel. Sie trägt einen altmodischen grauen Hosenanzug und eine weiße Bluse mit einer großen Schleife. Ihr graubraunes Haar hat sie links und rechts mit Kämmen hochgesteckt, um so den Eindruck von Seriosität zu erwecken. Wahrscheinlich kommt sie von einem offiziellen Termin.
    Ohne sich lange mit Höflichkeitsfloskeln aufzuhalten, redet sie weiter. „Als ich damals aufgrund Ihres Anrufs zu Ihnen in das Haus gekommen bin, waren Sie völlig aufgelöst. Ihr Mann war hingegen sehr kühl und beherrscht. Trotz seiner Kopfverletzung, die Sie ihm zugefügt haben. Das wäre ja nicht weiter ungewöhnlich, denn er macht einen durchtrainierten Eindruck. Was mich aber später zum Nachdenken gebracht hat, waren diese Suggestivsätze, mit denen er Sie in die Richtung gedrängt hat, dass Sie den Mord schließlich gestanden haben.“
    „Ich verstehe nicht recht, was Sie damit meinen.“ Ich bin komplett verwirrt, halte aber den Mund, um Isabelle Wagner nicht noch länger zu unterbrechen.
    „Er hat immer gesagt: Du hast Talvin Singh ermordet, nicht wahr? Du hast ihn in der Operngasse getötet und dann hier in der Kühltruhe gelagert. Du hast Talvin getötet, nicht wahr?“ Isabelle Wagner legt den Zeigefinger an ihre Lippen, denkt angestrengt nach. „Genau, das hat er gesagt, so lange, bis Sie es auch gesagt haben: ‚Ja, ja, ja ich habe Talvin getötet, ich bin seine Mörderin!‘ Das habe ich dann auch protokolliert, es war ja alles so hektisch bei Ihnen.“
    Noch immer verstehe ich nicht, was mir Isabelle Wagner eigentlich sagen will, doch ich will sie in ihrem Enthusiasmus nicht bremsen und überhaupt ist mir ihre Gesellschaft mit einem Mal überaus angenehm. In einem anderen

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