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Die Fotografin

Die Fotografin

Titel: Die Fotografin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B.C. Schiller
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schwarzen Augen leuchtete der Tod. Das Blut schoss ihm über das Gesicht, doch er gab nicht auf. Während ich mit Isabelle Wagner telefonierte, ging er immer weiter auf mich los, hielt seinen mit einer Jacke umwickelten Arm schützend vor sich, um meine Schläge abzuwehren.
    „Warum haben Sie überhaupt mit dem Golfschläger zugeschlagen? Waren Sie wütend?“, setzt Hellwig wie ein Bluthund nach und reißt mich aus meinen Gedanken.
    „Ich musste mich verteidigen, ich schwebte in Todesgefahr. Ich wollte nicht sterben!“ Besser ich schweige und warte, bis Dr. Mertens auftaucht. Er wird mir helfen.
    „Aber jemand anderer musste sterben! Wurde einfach mit diesem Golfschläger erschlagen!“, faucht Hellwig und beugt sich herausfordernd über den Tisch. „Sie haben mit voller Absicht mehrfach zugeschlagen! So lange, bis der Schädel nur noch eine einzige blutige Masse war! Sie haben mit dem Vorsatz zu töten zugeschlagen! Geben Sie es doch endlich zu!“
    Wutschnaubend packt Hellwig die Mappe und knallt sie auf den Tisch. Erschreckt zucke ich zusammen, denn die plötzliche Veränderung im seinem Verhalten kommt überraschend. Eben noch war er der phlegmatische ruhige Inspektor und jetzt ist er ein einschüchternder Verhörprofi.
    „Schauen Sie hin!“, brüllt er mich an, aber ich denke gar nicht daran, die Augen zu öffnen. Ich höre, wie Hellwig ein Foto um das andere vor mir auf dem Tisch ausbreitet. Wahrscheinlich zeigt er mir jetzt einen zertrümmerten Schädel und Blut, ja überall wird Blut sein. Gregor hat ja alles vollgeblutet, als er auf mich losgegangen ist.
    „Sie sollen sich diese Bilder gefälligst ansehen!“, schreit Hellwig und packt mich im Genick, drückt meinen Kopf gegen die Tischplatte, dort wo die Fotos liegen. Ich kann das Fotopapier riechen, denn ich bin Fotografin und ich weiß, was ich auf den Fotos sehen werde. Deshalb will ich zurück in meinen sicheren Hafen und nicht hier sitzen und ständig den schlechten Atem von Hellwig spüren.
    „Machen Sie gefälligst die Augen auf und sehen Sie sich genau an, was Sie getan haben! Haben Sie keinen Mumm? Zuerst einen Mord begehen, ja, das macht Ihnen anscheinend nichts aus. Dann, als Sie in die Enge getrieben werden, verüben Sie kaltblütig den nächsten Mord. Aber sich dann den Konsequenzen stellen, das trauen Sie sich nicht! Wissen Sie was, ich halte Sie für ziemlich abgebrüht. Sie verschanzen sich hinter einer psychischen Erkrankung, um Ihrer gerechten Strafe zu entgehen!“
    Schnaufend lässt sich Hellwig wieder auf seinen Stuhl zurückfallen, der unter seinem Gewicht bedenklich knackt. Ich halte noch immer meine Augen fest geschlossen, denn ich will keine Toten mehr sehen. Ich will leben.
    „Aber ich kriege Sie! Darauf können Sie sich verlassen! Ich kriege Sie!“, zischt er ganz, ganz leise. Dann ist Hellwig ruhig. Nur sein gleichmäßiges Schnaufen ist zu hören. Gefolgt von einem metallenen Ratschen, als er sich mit seinem Feuerzeug eine Zigarette anzündet. Ich rieche den Rauch und höre, wie Hellwig langsam die Fotos zusammenschiebt und wieder in die Mappe legt. Jetzt kann ich also endlich die Augen wieder öffnen, jetzt sehe ich keine Toten mehr.
    Das ist ein Irrtum, denn Hellwig hat mich in die Falle gelockt. Als ich die Augen wieder öffne, liegt noch ein Foto direkt vor mir auf der Tischplatte. Jetzt habe ich es gesehen, jetzt kann ich nicht mehr zurück: Es ist ein grausames Bild von Hass, Wut und sinnlosem Tod. Es ist ein Anblick, den ich nie wieder vergessen werde, denn was ich sehe, trifft mich mitten ins Herz: Ich sehe einen zertrümmerten Schädel, sehe die schwarzen Locken, die an einer Seite beinahe fehlen, weil der Schädel dort durch unzählige Schläge völlig eingedrückt ist. Ich sehe das bleiche Gesicht, auf einer Seite deformiert durch Tritte und Schläge und ich sehe die toten schwarzen Augen von Marion, die mich anklagend anstarren. Augen, die mir auch nach ihrem Tod noch die Enttäuschung darüber zeigen, wie ich nur an ihrer Loyalität hatte zweifeln können. Auf dem Tatortfoto sehe ich den grässlich entstellten Kopf von Marion Winter, meiner besten Freundin, die ihr Leben gegeben hat, um meines zu retten.
    Plötzlich lässt Hellwig seine behaarte Pranke schwer auf den Tisch fallen. „Wir beenden dieses Verhör jetzt. Ich will nach Hause und Sie haben die ganze Nacht Zeit, über ein Geständnis nachzudenken.“
    Er beugt sich vor, greift sich das Mikrofon und dreht es zu sich.
    „Adriana See, ich

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