Die französische Kunst des Krieges: Roman (German Edition)
Schweineblut!«
Das roch unglaublich gut, das siedete herrlich, das köchelte mit leisem Blubbern, so wie man vor Wohlbehagen lachen kann, während man zugleich furchtbare, aber köstliche Dinge tut. Ein schmächtiges Männchen mit großen Ohren und ersten Barthaaren brachte, taumelnd unter der Last, Eimer mit rotem, schäumenden Blut herbei, das undurchsichtig war. Sobald der kleine Gehilfe dem Fleischermeister mit Mühe einen Eimer reichte, ergriff dieser ihn mit einer Hand, einer breiten, behaarten purpurroten Hand, und kippte den Inhalt des Eimers mit einem Mal in den Kochkessel. Er entleerte einen ganzen Eimer mit dickflüssigem Blut, das ganze Blut eines mit einem Schnitt durch die Gurgel getöteten Schweins, und die Brühe wallte wieder auf. Er rührte einen großen Kessel voller Blut mit einem Löffel um, dessen Stiel ein richtiger Knüppel war. Mit der gekochten Brühe füllte er Därme bis zum Bersten. Er arbeitete inmitten eines schweren Wohlgeruchs. Ich kaufte mehrere Meter Blutwurst bei ihm. Als ich ihn bat, die Wurst nicht zu zerschneiden, sondern sie an einem Stück zu lassen, wunderte er sich zwar, rollte sie aber, ohne eine Frage zu stellen, sorgfältig zusammen. Er tat sie in eine große Plastiktüte, die er mit einer zweiten verstärkte, damit sie nicht zerriss, und reichte sie mir augenzwinkernd. Diese Plastiktüte stellte für mich das Gleichgewicht mit der ersten wieder her und verdoppelte meine Freude.
Das war nicht schlecht, würde aber nicht reichen; Innereien sind nicht alles. Ich brauchte noch andere Fleischsorten, damit es ein richtiges Festessen wurde.
Ein Afrikaner inspirierte mich. Er hatte eine Bassstimme und sprach sehr laut, wenn er sich an Männer richtete, nannte er sie lachend Boss, und Frauen grüßte er augenzwinkernd und rief jeder ein passendes Kompliment zu, sodass sie lächelnd weitergingen. Er verkaufte vollreife Mangos, kleine Bananen, zu spitzen Häufchen aufgeschichtete Gewürze, Früchte in grellen Farben und zerlegtes Geflügel: den bloßen Rumpf, zerteilte Flügel, Füße mit Krallen. Ich kaufte ihm Hahnenkämme ab, die knallrot waren, als seien sie noch voller Wasserstoff, bereit aufzuflammen oder fortzufliegen. Er packte sie ein und gab mir dabei ein paar vertrauliche Ratschläge, sie besäßen gewisse Kräfte. Er reichte sie mir mit einem Lächeln, das mich mit Freude erfüllte.
Wo habe ich bloß den Kopf, dachte ich. Der Kopf ist schließlich die Hauptsache, nicht wahr? Ich fand ihn bei einem Kabylen wieder. Der alte Fleischer in seinem grauen Kittel, dessen aufgekrempelte Ärmel seine Unterarme mit Muskeln und Sehnen wie Seilen sehen ließen, zerlegte gerade einen Hammel mit einem Hackmesser. Hinter ihm blickten ihm andere tote Tiere dabei zu. In einem geschlossenen Grill wurden in mehreren Reihen Köpfe gebraten. Man sah ihren Reigen durch eine nicht sehr saubere Scheibe; sie drehten sich ruckweise nebeneinander und bekamen bei kleiner Flamme allmählich eine braune Kruste. Ihre starren Augen waren verdreht, die Zunge hing ihnen seitlich aus dem Maul heraus; nebeneinander aufgereiht, direkt unter dem Kehlkopf abgetrennt, drehten sich die appetitlich gebräunten Hammelköpfe seit mehreren Stunden brutzelnd in dem geschlossenen Grill, doch jeder einzelne Kopf blieb gut zu erkennen. Ich kaufte drei Köpfe. Er wickelte sie in Zeitungspapier, legte das Paket in eine Plastiktüte und hielt mir diese mit einem vielsagenden Kopfnicken hin. Normalerweise haben nur alte, genießerische Araber, jene, die sich damit zufriedengeben, auf das Ende zu warten, eine Vorliebe dafür. Das erfreute mich schon wieder.
Mit duftenden Tüten beladen kehrte ich heim. Ich warf sie auf den Tisch, das rief ein leises Geräusch hervor, wie wenn etwas zerquetscht wird. Ich öffnete die Tüten, und sofort wurde der Geruch stärker. Gerüche sind sich verflüchtigende Partikel, sie entweichen den materiellen Formen, um in der Luft ein Bild zu schaffen, das man im Inneren der Seele wahrnimmt. Von den Nahrungsmitteln, die ich mitgebracht hatte, ging ein physischer Geruch aus: Ich sah den bläulichen Dampf, der aus den Tüten kam, ein schweres Gas, das über den Boden strich, an den Wänden klebte und sich überall einnistete.
Océane sah das auch, ihre weit aufgerissenen Augen bewegten sich nicht mehr, ich wusste nicht, ob sie aufschreien oder sich übergeben würde; sie selbst wusste es auch nicht. Daher sagte sie nichts. Vor ihr sackte eine der Tüten auf dem Tisch in sich zusammen, eine
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