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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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dass Marcelitis nicht auftauchen wird, beschloss er, sich für ihn auszugeben, um wenigstens an die Informationen zu kommen. Du kannst von Glück reden, dass er dich nicht umgebracht hat.“
    „Ich weiß“, sage ich leise. „Aber ich muss nach wie vor mit Marcelitis reden.“
    Paul legt den Kopf schräg. „Und wie willst du das anstellen?“
    „Emma hat mir gesagt, dass ich ihn in Berlin finden kann.“
    „Und du hast wirklich vor, dich auf die Suche zu begeben?“ Ich nicke. „Weiß jemand im Außenministerium darüber Bescheid?“
    „Ich bat Emma, über die Botschaft eine Nachricht übermitteln zu lassen. Außerdem habe ich vom Bahnhof aus in England angerufen.“ Ich bringe es nicht fertig, Simon zu erwähnen.
    „Und das Ministerium war einverstanden?“
    „Ich habe ihnen keine Gelegenheit gegeben, sich zu äußern.“
    Paul schüttelt vehement den Kopf. „Marta, das ist doch verrückt! Prag war schon gefährlich, aber da hattest du wenigstens den Rückhalt der Botschaft.“ Viel Rückhalt war das nicht, überlege ich. „Aber allein nach Berlin zu reisen, um diesen Mann zu finden … Berlin ist ein noch gefährlicheres Pulverfass als Prag. Die Sowjets kontrollieren den Sektor, und sie reden davon, eine Blockade um die Stadt zu errichten. Das kann jeden Augenblick der Fall sein.“
    „Genau deshalb muss ich ja so schnell wie möglich dorthin.“
    „Und wie? Du sitzt hier im Norden der Tschechoslowakei fest, in einem Wald, Hunderte Kilometer von Berlin entfernt. Du hast dir den Knöchel verstaucht. Und sobald jemand merkt, dass Sergiev verschwunden ist, wird man dich noch erbarmungsloser jagen.“ Ich überlege, was ich ihm antworten soll. „Lass mich dir helfen, von hier wegzukommen. Ich kann dich über die Grenze nach Österreich und zur Botschaft in Wien bringen.“
    „Paul, es tut mir leid, aber ich muss tun, was ich mir vorgenommen habe.“
    Schweigend starrt er eine Weile vor sich hin. „Okay“, meint er schließlich. „Aber wir müssen einen Weg finden, wie wir es unbemerkt bis nach Berlin schaffen.“
    „Wir? Du hast doch nicht etwa vor, mit mir zu kommen?“
    „So wie es aussieht, kann ich dich nicht davon abhalten. Also bleibt mir nur noch, dir bei deinem Auftrag zu helfen und dich danach sicher nach Hause zu bringen.“
    Ich traue meinen Ohren nicht. „Du willst mir helfen, nach Berlin zu kommen?“
    „Ja, schließlich verfolge ich damit auch meine eigenen Interessen. Wenn du Marcelitis ausfindig machst, hilft das auch den Amerikanern.“ Er klingt so, als wolle er sich das selbst einreden. „Ich könnte dann einen detaillierten Bericht über deine Aktivitäten liefern.“
    Darauf entgegne ich nichts. Ich weiß, dass er nur versucht, mich zu beschützen. Ein Teil von mir freut sich darüber. Paul wiederzusehen und zu wissen, dass es ihm gut geht, ist, als würde man mitten im Winter an einem wärmenden Feuer stehen. Ich möchte am liebsten nie wieder hinaus in die Kälte. Doch gleichzeitig habe ich Vorbehalte. Das hier ist mein Auftrag, ich muss nicht wieder von ihm gerettet werden. Aber er hat ja recht – ich kann seine Hilfe wirklich gut gebrauchen. „Also gut“, willige ich schließlich ein. „Wie sollen wir also vorgehen?“
    „Erst mal werde ich deinen Knöchel verbinden.“ Seine Hand fühlt sich warm an auf meiner Haut, als er den Verband um den Knöchel wickelt, das Ende der Binde festmacht und mir den Schuh wieder anzieht. „Kannst du gehen?“
    Ich stehe auf und mache einen schmerzhaften Schritt nach vorn. Trotzdem behaupte ich: „Ja, es fühlt sich schon viel besser an.“
    „Okay, trotzdem solltest du den Fuß nicht zu sehr belasten.“ Er geht um mich herum, nimmt meinen Arm und legt ihn sich um die Schulter. „Am Waldrand liegt ein kleines Dorf“, erklärt er, während wir die Höhle verlassen. „Wir müssen es bis dorthin schaffen und sehen, ob wir irgendein Transportmittel finden.“
    Schweigend durchqueren wir den Wald, das einzige Geräusch kommt von den Zweigen, die unter unseren Schuhen knacken. Während wir weitergehen, sehe ich Paul immer wieder an, weil ich fürchte, dass er sich plötzlich in Luft auflösen könnte. Nach einer Weile stehen die Bäume schon nicht mehr ganz so dicht, auf dem Waldboden entdecke ich Fußspuren, und es riecht nach Kaminrauch. Dann stoßen wir auf einen schmalen Weg, der bis zum Dorf führt. Am Ende einer hohen Hecke bleibt Paul stehen. „Und was jetzt?“, frage ich im Flüsterton.
    „Schhht“, macht er und deutet

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