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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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auf eine Lücke in der Hecke. „Da rein mit dir.“
    „Ich soll mich im Gebüsch verstecken?“ Er nickt, und ich ziehe mich in die Lücke zurück. „Ich hoffe für dich, dass es einen guten Grund hierfür gibt.“
    „Warte“, sagt er und verschwindet um die Ecke, bevor ich etwas entgegnen kann. Plötzlich bekomme ich Angst, ich möchte nicht schon wieder von ihm getrennt sein, nicht mal für ein paar Minuten. Noch immer fällt es mir schwer, all die Dinge zu begreifen, die passiert sind. Paul ist hier, er lebt. Aber es ist nicht mehr so wie vor zwei Jahren in Salzburg und in Paris. Du hast jetzt Rachel, ermahne ich mich entschlossen. Und Simon.
    Paul kommt zurück, und ich verlasse die schützende Hecke, um zu sehen, was er organisiert hat. Mein Blick wandert zwischen ihm und dem Fahrzeug hin und her. „Ist das dein Ernst? Ein Motorrad?“
    „Keine Sorge, so eins bin ich früher zu Hause oft gefahren.“
    „Aber …“
    „Willst du nach Berlin oder nicht? Den Zug können wir nicht noch einmal nehmen, und ein Auto haben wir nicht. Das hier ist das Beste, was wir kriegen können.“
    Dem habe ich nichts entgegenzusetzen. „Woher hast du es?“
    „Ich habe es uns ausgeliehen. Vermutlich wird sich der Besitzer freuen, wenn er das Geld findet, das ich ihm dafür hingelegt habe – ungefähr das Dreifache von dem, was das Ding wert ist.“
    Unwillkürlich muss ich an das Boot in Salzburg denken. Ich mache einen Schritt auf das Gefährt zu, dann jedoch bleibe ich stehen. „Paul, ich muss dir etwas sagen. Ich bin verheiratet.“
    „Ich weiß.“
    „Das weißt du?“ Ich sehe ihn verdutzt an. „Woher?“
    „Geheimdienst“, antwortet er knapp. „Nachdem wir von deinem Auftrag erfahren hatten, trugen wir alle Informationen zusammen, die über dich zu bekommen waren.“
    „Oh.“ Ich hatte gehofft, dass es ihn persönlich interessiert hätte und er daher nachgeforscht hat. „Ich wollte nur, dass du es weißt. Falls du mir hilfst, weil du vielleicht …“
    „Ich helfe dir, weil das meinem Land nützt, weiter nichts.“ Er räuspert sich. „Allerdings kann ich nicht fassen, dass dein Mann zulässt, dass du dich auf eine so gefährliche Mission begibst.“
    „Er hat gar nichts zugelassen “, korrigiere ich ihn. „Ich habe darauf bestanden, es war ganz allein meine Entscheidung.“
    Er zuckt mit den Schultern. „Wir müssen los.“
    Ich berühre das Motorrad. „Läuft es überhaupt?“
    „Das werden wir gleich wissen. Ich wollte es nicht im Dorf ausprobieren.“ Er setzt sich auf den Sitz und tritt den Hebel nach unten. Der Motor stottert einen Moment, dann erwacht er zum Leben. „Komm“, sagt er und klopft auf den hinteren Teil der Sitzbank. „Einen Beiwagen gibt es hier nicht. Du musst dich gut an mir festhalten. Und jetzt beeil dich, bevor man auf uns aufmerksam wird.“ Ich hebe den Rocksaum an und klettere etwas ungelenk auf den Sitz. Paul nimmt meine Arme und zieht sie sich um die Taille. Ich halte mich an ihm fest und fühle unter dem Mantel das Spiel seiner Muskeln. Als wir losfahren, beuge ich mich weit nach vorn und drücke meine Wange an seinen breiten Rücken, während ich versuche, nicht zu denken und einfach nur dankbar dafür zu sein, ihm wieder so nah sein zu dürfen.

21. KAPITEL
    Ich hebe den Kopf und sehe über Pauls Schulter, als er vom Gas geht, das Motorrad ausrollen lässt und es auf die Seite lenkt. Seit Stunden sind wir jetzt so unterwegs, immer nur auf schmalen Nebenstraßen, die sich durch die hügelige, schneebedeckte Landschaft ziehen. Hin und wieder sind wir an einem Haus vorbeigefahren, noch seltener haben wir unterwegs ein Auto gesehen. „Stimmt was nicht?“, frage ich ihn beunruhigt.
    Er sieht über die Schulter zu mir. „Nein, alles in Ordnung. Wir sind kurz vor Berlin, aber es ist noch nicht mal sechs Uhr, und ich möchte lieber erst in die Stadt fahren, wenn es dunkler ist. Hast du Hunger?“ Ich nicke. Seit dem Hefeteilchen tags zuvor habe ich nichts mehr gegessen. „Wir sind vor ein paar Kilometern an einer Wirtschaft vorbeigekommen. Wenn du willst, machen wir kehrt und essen zu Abend.“
    Paul wendet das Motorrad und fährt gemächlich zurück. Bislang hatte er auf dieser Fahrt nur einmal angehalten, um kurz vor der Grenze einen Bogen um den Grenzübergang zu machen. Mein Herz raste vor Nervosität, als wir das Motorrad durch den Wald schoben, immer wieder Zweige unter uns knackten und ich jede Sekunde damit rechnete, dass man uns entdecken würde. Ich hatte

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