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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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Ärmel. „Amerikaner. Schon okay.“ Erneut streckt er seine Hand nach mir aus, diesmal deutlich behutsamer. Ich zwinge mich dazu, nicht wieder zu zucken, als er meinen Arm anhebt und dabei seine schwieligen Finger um mein Handgelenk legt. Ich habe fast vergessen, dass es auch so sanfte Berührungen gibt. Er fühlt meinen Puls, die andere Hand legt er vorsichtig auf meine Stirn. Er legt die Stirn in Falten und beginnt hastig auf Englisch zu reden, wobei seine blauen Augen hin und her zucken. Ich schüttele den Kopf, so gut ich kann, damit er sieht, dass ich ihn nicht verstehe. Mitten im Satz bricht er ab, seine Wangen laufen rot an. „Oh, sorry.“
    Aus dem Gürtel zieht er eine Metallflasche und gießt etwas Wasser in den Deckel. Er legt eine Hand hinter meinen Kopf, und ich gestatte mir, mich etwas zu entspannen, als ich die Wärme spüre, die seine Finger an mich abgeben. Sein Jackettärmel verströmt einen erdigen Geruch, der eine Kindheitserinnerung weckt an Kiefernnadeln und Waldboden. Er hebt meinen Kopf leicht an, als hätte er ein kleines Kind vor sich, und hält den Deckel an meine Lippen. „Trinken Sie.“ Ich schlucke das Wasser, das er in meinen Mund tropfen lässt. Es schmeckt salzig und auch ein wenig nach Metall, aber das kümmert mich nicht. Ich trinke den Deckel aus, und er füllt ihn wieder auf.
    Während ich trinke, betrachte ich sein Gesicht. Er ist nur ein paar Jahre älter als ich, höchstens dreiundzwanzig oder vierundzwanzig. Sein dunkles Haar ist an den Seiten kurz geschnitten, auf dem Kopf ist es dagegen wellig. Auch wenn er mich im Moment sehr ernst ansieht, verraten die Fältchen um seine Augen, dass es in seinem jungen Leben schon viel zu lachen gegeben hat. Er sieht nett aus. Und attraktiv. Plötzlich wird mir bewusst, wie elend ich aussehen muss, und dass meine strähnigen Haare von Schmutz und Blut verklebt sind.
    Ich trinke noch einen letzten Schluck, dann wird die Anstrengung doch zu viel, und ich sinke in mich zusammen, während er meinen Kopf vorsichtig wieder auf dem Boden ablegt. Nicht!, möchte ich rufen, als er die Hand wegzieht. Seine Berührung hat längst etwas Vertrautes und Tröstendes. Stattdessen lächle ich schief, um ihm meine Dankbarkeit zu zeigen. Er nickt und sieht mich mit großen Augen an. Ich merke, wie er überlegt, warum ich wohl in diese Zelle gesteckt wurde und wer mich so zugerichtet hat. Er will aufstehen, aber ich greife in Panik nach seiner Hand.
    „Schon gut.“ Er kniet sich wieder hin und deutet mit einer Kopfbewegung Richtung Tür. „Arzt.“ Er will mir jemanden herschicken, der sich um mich kümmert. Ich werde etwas ruhiger, lasse ihn aber nicht los. „Es wird alles gut“, beteuert er und drückt meine Hand. „Sie kommen hier raus.“ Raus? Meine Augen beginnen zu brennen. Sollte der Albtraum wirklich vorüber sein? Ich kann es fast nicht glauben. Eine einzelne Träne läuft mir aus dem Augenwinkel. Er wischt sie mit einer sanften Berührung fort.
    Dann räuspert er sich und zeigt mit der freien Hand auf sich. „Paul.“
    Paul. Ich starre ihn an und wiederhole im Geiste seinen Namen. Ich weiß nicht, ob ich ein Wort herausbringen kann, doch ich will, dass auch er meinen Namen erfährt. Ich schlucke, dann hole ich tief Luft. „M-Marta“, kommt mir über die Lippen. Dann versinke ich wieder in tiefer Dunkelheit. Die Anstrengung der letzten Minuten war einfach zu viel für mich.

2. KAPITEL
    „Na, sind wir wach?“ Eine forsche, fremde Frauenstimme dringt durch die Dunkelheit. Sind die Deutschen zurück? Hastig atme ich ein. Etwas ist anders als zuvor. In der Luft hält sich nicht länger der Geruch von Exkrementen, stattdessen riecht es nach Alkohol und frischer Farbe. Die Geräusche der Ratten und der leise fallenden Wassertropfen sind geschäftigem Rascheln und einem sanften Stimmengewirr gewichen.
    Abrupt öffne ich die Augen und stelle verblüfft fest, dass ich mich nicht länger in meiner Zelle befinde, sondern in einem großen Raum mit leuchtend gelben Wänden. Wo bin ich? Am Fußende meines Betts steht eine Frau. Ihr Gesicht kann ich nur verschwommen sehen, dennoch erkenne ich, dass sie einen weißen Kittel und eine Haube trägt. Sie kommt näher und fühlt meine Stirn. „Wie geht es Ihnen?“ Ich schlucke unschlüssig. Meine Seite tut mir noch immer weh, doch es kommt mir jetzt mehr wie ein dumpfer, pochender Schmerz vor. „Ich heiße Dava. Wissen Sie, wo Sie sind?“ Sie spricht kein Polnisch, trotzdem kann ich sie verstehen.

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