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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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„Sie mussten nach Ihrer Ankunft erneut operiert werden“, erklärt Dava. „Es steckten noch Splitter der Kugel im Gewebe, das hat die Entzündung verursacht.“ Ich nicke. In meiner Zelle habe ich mich oft gefragt, warum ich immer noch solche höllischen Schmerzen habe. Jetzt, nach dem zweiten Eingriff, fühlt es sich deutlich besser an.
    Der Arzt zieht das Nachthemd wieder hinunter und wendet sich an Dava, dann redet er mit ihr auf Deutsch, spricht aber so schnell und in einem seltsamen Dialekt, dass ich ihn nicht verstehen kann. Schließlich geht er zügig weiter. „Er sagt, dass Sie wirklich gute Fortschritte machen. Sie müssen versuchen, etwas zu essen. Sind Sie hungrig?“ Ehe ich antworten kann, nimmt sie eine Schale von ihrem Tablett und hält sie mir hin. „Suppe“, verkündet sie gut gelaunt. Langsam setze ich mich auf, und diesmal hält sie mich nicht zurück, sondern hält mir die Suppe unter die Nase. Ein kräftiges Aroma schlägt mir entgegen, prompt wird mir übel, und kalter Schweiß tritt mir auf die Stirn. Als Dava das bemerkt, stellt sie die Schale weg und nimmt stattdessen eine Tasse vom Tablett. „Fangen wir lieber mit etwas Tee an.“
    Ich schlucke, mein Magen hat sich wieder beruhigt. „Das ist besser.“
    Sie gibt mir die Tasse, ich trinke einen Schluck. Der Tee ist lauwarm und tut meinem rauen Hals gut. Während ich die Tasse mit beiden Händen halte, wandert mein Blick nach oben. Die sehr hohe Decke ist mit reichen Verzierungen geschmückt, und ich blinzle, um sie genauer erkennen zu können.
    „Das hier war mal ein vornehmer Speisesaal“, erläutert Dava, die meine Gedanken zu lesen scheint. „Das Lager wurde auf dem Gelände von Schloss Leopoldskron errichtet. Die Nazis nahmen das Schloss seinem Eigentümer weg, und wir haben es jetzt ihnen wieder weggenommen. Wenn Sie sich besser fühlen, sollten Sie sich ausgiebig umsehen.“
    „Ja, das mache ich.“ Ich trinke noch einen Schluck.
    Dava zeigt nach oben. „Wenn Sie genau hinsehen, können Sie Einflüsse des Barock erkennen. Sehen Sie diese prachtvolle Detailfülle?“
    „Ich kann nicht …“, beginne ich zögerlich. „Ich kann es nicht sehen.“
    „Wie meinen Sie das?“, fragt sie besorgt. „Haben diese Leute irgendwas mit Ihnen gemacht? Schlag auf den Kopf? Oder ein schlimmer Sturz?“
    Ich schüttele den Kopf. „Nein, nein“, erwidere ich hastig, obwohl ich zugeben muss, dass ich sogar mehr als nur einen Schlag auf den Kopf bekommen habe. „Ich bin nur sehr kurzsichtig, und als sie mich einsperrten, nahmen sie mir auch meine Brille weg.“
    „Ach du meine Güte, warum sagen Sie das nicht gleich? Wir haben einen ganzen Karton voller Brillen.“ Als ich das höre, frage ich mich, was aus den eigentlichen Besitzern dieser Brillen geworden sein mag. „Sobald Sie etwas gegessen haben“, spricht sie weiter, „bringe ich Ihnen ein paar, die Sie anprobieren können. So, und jetzt versuchen wir es noch einmal mit der Suppe.“ Sie tauscht die Tasse gegen die Suppenschale aus, und sofort beginnt mein Magen erwartungsvoll zu knurren. Ich nehme den ersten Löffel Suppe, den Dava mir hinhält, und genieße die warme, salzige Brühe, während sie in meine Kehle läuft. Es folgt ein zweiter, dann ein dritter Löffel, bis Dava eine Pause einlegt. „Jetzt warten wir erst einen Moment ab, wie Ihnen das bekommt“, sagt sie.
    Ich will protestieren. Es ist die erste richtige Mahlzeit seit Monaten, und ich will jetzt nicht aufhören. Doch ich weiß, dass sie recht hat. Ich lehne mich zurück und lasse meinen Blick schweifen. „Es wundert mich, dass dieser Raum komplett belegt ist, aber niemand in dem Bett dort liegt.“ Ich deute auf das leere Bett neben mir.
    „Sie wollen wissen, warum Sie von den anderen getrennt liegen?“
    „Ja.“
    Nach kurzem Zögern erwidert Dava: „Die anderen sind aus dem Lager.“
    „Ich verstehe nicht. Sie sagten, man hätte mich aus Dachau geholt. War das kein Lager?“
    „Doch, natürlich. Aber Sie waren allein in einer Zelle, nicht bei den anderen Frauen im Lager.“ Ich mustere Davas Gesicht. Weiß sie etwas darüber, warum ich gesondert untergebracht worden bin? „Die Bedingungen im übrigen Teil des Lagers waren sehr schlimm.“
    „Schlimmer als das, was mir widerfahren ist?“ Ich frage mich, was in aller Welt schlimmer sein könnte als die Folter, der Hunger und die Isolation, die ich ertragen musste.
    „Nun, nicht unbedingt schlimmer … eben anders. Es herrschten viele Krankheiten.

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