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Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Die Frau des Diplomaten (German Edition)

Titel: Die Frau des Diplomaten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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auf Polnisch. Da sie keine Reaktion zeigt, lasse ich auf Jiddisch folgen: „Ich bin Marta.“ Sie rührt sich nach wie vor nicht, sondern starrt mich nur mit ihren großen, mandelförmigen Augen an. Dann fällt mir ein, wie verängstigt und verwirrt ich war, als ich hier aufwachte. Sie muss die gleiche Furcht spüren wie ich. „Du bist hier in Sicherheit“, flüstere ich ihr zu, um sie zu trösten. „Das hier ist ein Lager der Alliierten.“ Noch immer erwidert sie nichts, und ich beginne mich zu fragen, ob sie vielleicht einfach nur unfreundlich ist. Doch in diesem Moment streckt Rose eine Hand nach mir aus. Ich ergreife ihre dünnen, heißen Finger. „Du hast Schlimmes durchgemacht, so wie wir alle. Aber das ist jetzt vorbei.“ Sanft drücke ich ihre Hand. „Wir sind in Sicherheit. Wir sind hier an einem guten Ort, und von nun an wird alles wieder gut. Verstehst du, was ich sage?“ Rose antwortet nicht und macht die Augen zu.
    Ich sehe sie eine Weile an und überlege, ob es ein Fehler war, sie zu wecken. Soll ich eine Krankenschwester rufen? Aber eigentlich scheint im Moment kein Notfall vorzuliegen, der das rechtfertigen würde. Ich lege mich wieder in mein Bett und halte Roses Hand weiter fest. Ich wünschte, es wäre Morgen, damit ich Dava fragen könnte, woher Rose gekommen und was ihr widerfahren ist.
    Dann muss ich an die leuchtenden Sterne über den Bergen denken. Ich bin zu müde, um mich noch einmal aufzusetzen, also verdrehe ich meinen Hals, um sie sehen zu können. Durch die Ritze zwischen den Vorhängen kann ich einen Stern funkeln sehen. Soll ich mir etwas wünschen, so wie früher, als ich ein Kind war? Ich zögere, weil es mir habgierig vorkommt, noch mehr zu wünschen, wo ich doch gerade ein Leben geschenkt bekommen habe. Trotzdem beginne ich zu grübeln, was ich mir wünschen könnte und was das Schicksal wohl alles für mich bereithält, nachdem es mich gerettet hat.
    Ich drehe mich zu Rose um, weil ich ihr von den Bergen erzählen will, doch sie hat die Augen geschlossen und atmet ruhig und gleichmäßig. Sie ist wieder eingeschlafen, und ich werde sie nicht noch einmal wecken. Morgen kann ich ihr die Berge immer noch zeigen. Ich halte weiter ihre Hand gedrückt, während mein Blick noch einmal zu meinem Stern zurückwandert.

3. KAPITEL
    Wir sitzen auf der Terrasse hinter dem Schloss, Dava und ich auf einer Bank, Rose in ihrem Rollstuhl gleich neben uns. Rose liest laut aus der englischen Originalausgabe des Buchs Betty und ihre Schwestern vor, das auf ihrem Schoß liegt: „Ach, ich wäre viel lieber zu Hause, als den ganzen Tag diese schrecklichen Kinder zu unterrichten …“
    „Als ob diese Schwestern irgendeinen Grund zur Klage haben“, unterbreche ich sie auf Jiddisch.
    „Marta …“ Dava wirft mir einen tadelnden Blick zu.
    „Ist doch wahr“, beharre ich. „Es soll Krieg sein, aber die Schwestern sitzen in ihrem sauberen Zuhause, sicher und geschützt. Und trotzdem muss die eine sich beklagen, nur weil sie Unterricht erteilen soll …“
    „Meg“, stellt Rose klar.
    „Und die andere ist verärgert, weil sie in einem schönen großen Haus Vorleserin für ihre Tante spielen darf.“
    „Das ist Jo“, sagt Rose. „Aber, Marta, auf ihre Weise haben sie auch unter dem Krieg gelitten. Sie hatten kaum etwas zu essen, und ihr Vater war in den Kampf gezogen …“
    „Ich glaube, der amerikanische Bürgerkrieg war für die Menschen, die nicht selbst auf dem Schlachtfeld waren, eine ganz andere Erfahrung als das, was wir hier erlebt haben“, erwidert Dava. Da hat sie recht, denn für uns war das ganze Leben ein Schlachtfeld. „Der Krieg berührt die Menschen auf vielfältige Weise“, ergänzt sie und presst die Lippen zusammen, während sie gedankenverloren dreinblickt.
    Rose hält das Buch hoch. „Möchtest du, dass ich weiterlese?“
    „Ja, bitte“, antwortet Dava und tätschelt Roses Hand. „Du machst das sehr gut.“
    Sie liest weiter laut vor, aber ich versuche nicht, ihr zu folgen. Fast eine Stunde lang habe ich ihr zugehört, und jetzt schmerzt mein Kopf, weil ich unentwegt damit beschäftigt war, im Geiste jedes Wort aus dem Englischen zu übersetzen. Stattdessen sehe ich auf und stelle fest, dass es erst sieben Uhr ist. Normalerweise wäre der Himmel an diesem Tag im August immer noch strahlend hell, doch dicke, graue Wolken haben sich vor die Sonne geschoben, und es ist so diesig, dass ich kaum den leicht gekrümmten Gipfel des Untersbergs ausmachen kann.
    Ich

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